1770 - Blutfalle
das heißt?«
»Kann ich dir noch nicht so genau sagen. Aber ich fühle mich frei und in der Lage, wieder von hier zu verschwinden. Ich muss mich nicht mehr verstecken!«, schrie sie, um ihren Frust loszuwerden.
»Das ist gut.«
»Ich komme jetzt allein zurecht.«
Matthias lächelte spöttisch. »Bist du dir da sicher?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
»Okay.« Er trank wieder einen Schluck von dem Roten. »Wie lassen wir es dann angehen?«
Justine setzte sich auf einen Stuhl. »Ich denke, dass jeder seinen Weg geht.«
»Toll. Und das schaffst du?«
»Ja, frag nicht immer so blöd. Ich bin wieder da und werde es die anderen spüren lassen.«
»Wen denn? Sinclair?«
»Er steht auch auf meiner Liste.«
»Aber nicht ganz oben – wie?«
Justine nickte. »Richtig, ganz oben steht jemand, dem ich die letzten Monate zu verdanken habe. Die Heilige. Die angeblich Heilige. Die mit dem Namen Serena.«
Matthias konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Das habe ich mir schon gedacht.«
»Du glaubst mir nicht?«
»Es fällt mir zumindest nicht leicht, aber bitte, du kannst dich wieder auf den Weg machen. Wobei ich mich frage, auf welche Unterstützung du bauen willst.«
Justine lehnte sich zurück und breitete die Arme aus, um sich zu recken. Dann erklärte sie mit spöttischer Stimme: »Auf keine. Ich werde mich als Einzelgängerin bewegen, ich werde plötzlich da sein und zuschlagen...«
Er unterbrach sie. »Und was ist mit den Halbvampiren? Sind sie nicht auch noch da?«
Justine hob die Schultern an. »Das weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, was in der Zwischenzeit mit ihnen geschehen ist. Du etwa?«
Matthias winkte ab. »Sie haben mich nicht interessiert. Sie sind mir zu läppisch.«
»Und was hast du vor?«
Er lächelte. »Das werde ich dir nicht sagen. Ich lasse alles auf mich zukommen. Aber ich werde mich nicht mit Kleinigkeiten abgeben. Es wird nur in eine Richtung laufen, in die du nicht gehen wirst. So kommen wir uns nicht ins Gehege.«
»Ach, das wäre nicht tragisch. Wir kennen uns doch. Wir sind ja irgendwie Partner.«
»Du irrst dich. Ich brauche keine Partner.«
»Ich ebenfalls nicht.«
»Dann sind wir uns einig und können unseren eigenen Weg gehen.« Matthias nickte ihr zu. »Ich denke, wir sollten schon bald damit beginnen. Aber zuvor muss ich dich noch fragen, was du mit dieser Cindy vorhast.«
»Mal sehen.«
»Sie wird dir gehorchen.«
Justine nickte. »Und das soll sie auch.«
»Hast du schon eine Aufgabe für sie?«
»Ich arbeite daran.«
»Das ist gut.« Matthias lächelte. »Und ich denke, dass es etwas mit Sinclair und seinen Leuten zu tun hat. Natürlich auch mit Serena, daran hege ich keine Zweifel, aber ich möchte mich trotzdem einmischen.«
»Und wie?«
»Ich setze bei ihr ein Zeichen. Mein Zeichen.«
Die Cavallo sagte erst mal nichts. Sie war schon skeptisch, und so sah auch ihr Blick aus.
Matthias grinste sie an. »Ja, jetzt denkst du nach. Kannst du auch, darfst du auch, sollst du auch. Ich werde deiner kleinen neuen Freundin einen Besuch abstatten und mich ein wenig mit ihr beschäftigen.«
Die Cavallo sprang auf. »Das will ich sehen!«
»Nein, du bleibst. Es soll eine Überraschung werden, und ich will zugleich, dass man sich an mich erinnert.«
Justine kuschte. Das war neu. Sie hatte nie gekuscht. Das war auch nicht nötig gewesen, denn als Siegerin konnte sie stets auf dem Podest stehen. Nun aber musste sie einem Mächtigeren den Vortritt lassen. Das war leider so. Daran konnte sie auch nichts ändern.
Matthias ging an ihr vorbei. Nein, das war schon mehr ein Schreiten. Den Kopf hielt er angehoben. Er schaute dabei stur geradeaus. Justine Cavallo schien er bereits vergessen zu haben.
So ging er auch weg. Mit keiner Geste gab er zu erkennen, was er vorhatte.
Dann fiel die Tür hinter ihm zu. Die Blutsaugerin blieb allein zurück.
Sie war wütend. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Wäre es eine andere Person gewesen und nicht gerade Matthias, dann hätte sie nicht so defensiv reagiert. Aber sie kannte seine Macht, und sie wusste, dass er sie auch bei Cindy Snider zeigen würde. Aber auch, um Justine zu warnen.
Mit ihrem Schicksal haderte die Vampirin. Sie, die absolute Einzelgängerin, hatte sich unter den Schutz dieses Menschen stellen müssen. Das wollte ihr nicht in den Kopf. Sie hatte sich auch nach all der Zeit nicht daran gewöhnt und knackte noch immer an diesem Trauma. Vor ihrem Fehler war sie immer allein unterwegs gewesen. Da
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