1770 - Blutfalle
hatte sie die Bedingungen stellen können. Jetzt aber lief das nicht mehr, wobei sie sicher sein konnte, dass sie bei den kleinen Dingen in Ruhe gelassen werden würde. Nur bei den größeren war das anders, denn es konnte gut sein, dass sie immer mal wieder mit Matthias zusammentraf, obwohl sich ihre Gebiete kaum berührten. Denn Matthias kümmerte sich mehr um ursprüngliche Vorkommnisse, die lange zurücklagen, aber noch immer relevant waren. So hatte er mal gesagt, dass er die Engel irgendwann mal auf die Hälfte reduzieren wollte.
Darüber wollte Justine jetzt nicht nachdenken. Das lag in der Zukunft.
Sie überlegte nur kurz, wie sie Cindy Snider am besten einsetzen konnte.
Den Gedanken hatte sie noch nicht beendet, als die Tür erneut geöffnet wurde. Matthias kehrte zurück. Nur war er nicht allein. Er brachte Cindy mit.
Justines Opfer befand sich noch immer in der toten Phase. Cindy konnte allein nicht laufen, und so schleifte Matthias sie hinter sich her.
»Was soll das denn?«, flüsterte die Cavallo.
»Wirst du gleich sehen.« Er zog die Person hoch und stellte sie dann so hin, dass die Blutsaugerin sie anschauen konnte.
Im ersten Moment fiel ihr nichts auf, auch nicht, als Matthias sagte: »Ich habe sie gezeichnet.«
Jetzt sah sie genauer hin. Und sie erkannte, was er ihr angetan hatte. Er hatte ihren linken Arm gedreht. Wenn er jetzt nach unten hing, dann schaute die Handfläche nach vorn.
Es war eine seiner Spezialitäten, seine Gegner so misszugestalten. Er hätte auch ihren Kopf drehen können oder die Gelenke verknoten, das alles war für ihn kein Problem.
Irgendwie fühlte sich die Vampirin erleichtert. Sie hatte schon Furcht davor gehabt, dass Matthias ihrer neuen Verbündeten den Kopf und somit das Gesicht nach hinten gedreht hätte. Mit dieser Veränderung ließ sich leben.
»Und?«
Die Cavallo nickte. »Ja, es ist schon okay, wirklich. Ich hatte mir Schlimmeres vorgestellt.«
»Dann bin ich zufrieden.«
»Aber warum hast du das getan?«
»Ganz einfach.« Matthias lächelte breit. »Damit jeder, der sie sieht und zu den Eingeweihten gehört, erkennen kann, mit wem er es zu tun hat. Das ist es.«
»Du meinst Sinclair?«
»Auch.«
»Und wen noch?«
Matthias winkte ab. »Das überlasse ich gern deiner Fantasie.« Er drehte sich um die eigene Achse. »Ich werde von hier verschwinden. Du kannst hier leben, wenn du willst.«
»Ist das dein Haus?«
Er breitete seine Arme aus. »Mir gehört alles. Mir gehört die ganze Welt.«
Da hielt Justine den Mund. Wenn sie widersprach, konnte es Ärger geben und den wollte sie sich nicht einhandeln.
Matthias schaute sich noch mal um, dann nickte er und sagte: »Ich verschwinde. Ich möchte mich mal wieder woanders umschauen. Ein wenig Luxus genießen...«
Sie fragte nicht, was er damit meinte, sie war froh, dass er sich verzog und sie allein ließ. Viel hatte sie in der letzten Zeit einstecken müssen. Das sollte jetzt vorbei sein. Jetzt galt es, den Blick nach vorn zu richten. Sie würde sich wieder in Erinnerung bringen, das stand fest...
***
Drei Tage Paris!
Eine tolle, aber auch anstrengende und intensive Zeit, so musste man es sehen. Egal, wer drei Tage in dieser Stadt verbrachte, der war später glücklich und auch etwas erschöpft.
Glücklich war Jane Collins nicht, wohl leicht erschöpft, denn die drei Tage in Paris waren für sie kein Urlaub gewesen. Sie hatte einen Mann verfolgen und beschatten sollen, der im Verdacht stand, Industriespionage im großen Stil zu betreiben, und der sich in Paris mit jemanden hatte treffen wollen.
In einem Luxushotel war es tatsächlich zu diesem Treffen gekommen. Jane aber hatte nicht eingegriffen, sondern nur beobachtet und heimlich ein paar Fotos geschossen, die sie an ihre Auftraggeber gemailt hatte. Damit war ihr Job erledigt. Alles Weitere lag in den Händen ihrer Auftraggeber. Sie konnte wieder in den Flieger steigen und zurück nach London jetten.
Dort traf sie am frühen Abend am Flughafen ein, ging noch eine Kleinigkeit essen, bevor sie den Zug nahm, der sie in die City brachte.
Den Rest der Strecke legte Jane in einem Taxi zurück und war froh, wieder zu Hause zu sein, auch wenn sie niemand erwartete und das Haus leer war.
Jane hängte ihren kurzen Mantel an die Garderobe, zog auch die Jacke des Hosenanzugs aus, kickte die Schuhe von den Füßen und ging barfuß durch das Haus. Sie schaute unten nach, ging dann nach oben in ihre Wohnung und streifte dort bequeme Treter über ihre
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