1770 - Blutfalle
Vornehmen.«
»So sagte sie.«
»Und wann?«
»Keine Ahnung. Aber ich habe das schon ernst genommen. Deshalb sitze ich auch hier.«
Jane lehnte sich zurück. »Das finde ich toll. Es ist auch super, dass sie Kontakt mit Justine Cavallo hatten. Können Sie mir denn sagen, wo ich sie finde?«
»Ja, sie lebt in einem Haus.«
»Das ist schon mal etwas. Aber können Sie mir auch sagen, wie es ihr geht?«
»Ähm – wie meinen Sie das?«
»Ob sie gut drauf ist. Oder ob sie schwere Probleme hat. Ich habe sie mal so und mal so erlebt.«
»Das weiß ich nicht, ich habe nichts an ihr bemerkt. Es war alles in Ordnung. Nur bin ich ihr weggelaufen. Ich hatte Angst davor, dass sie mir etwas antut.«
»Ist sie denn nicht mehr zu schwach dazu?«
»Nein. Oder auch ja. So genau kann ich das nicht beurteilen. Aber ich konnte es nicht mehr aushalten, deshalb bin ich jetzt hier bei Ihnen. Finden Sie das schlimm?«
»Auf keinen Fall. Es ist gut, dass Sie so gehandelt haben.«
»Danke.«
»Und wie haben Sie sich das weiter vorgestellt, Cindy?«
Sie überlegte. »Das weiß ich nicht«, sagte sie nach einer Weile. »Darüber habe ich mir wirklich keine Gedanken gemacht.«
Jane hatte die Antwort gehört und nickte, überzeugt war sie nicht. Das hatte ihre Besucherin nicht geschafft. Sie kam ihr suspekt vor, obwohl sie nicht den Eindruck machte. Etwas stimmte mit ihr nicht. Jane hatte keine Lösung dafür, sie hatte einfach das Gefühl, dass dem so war.
»Wissen Sie denn, wo man das Haus finden kann, von dem Sie gesprochen haben?«
Cindy dachte kurz nach. »Ich denke schon.«
»Gut. Und dort lebt also die blonde Justine Cavallo?«
»Ja.«
»Allein?«
Cindy musste nachdenken. »Das weiß ich nicht so genau. Ich habe keinen gesehen, aber hin und wieder eine Stimme gehört. Die eines Mannes.«
»Aber Sie kennen den Mann nicht?«
»So ist es.«
»Haben Sie ihn denn gesehen?«
»Nein. Nur die Stimme habe ich gehört.«
»Gut.« Jane war kaum weiter gekommen. Sie fühlte sich ein wenig enttäuscht und wusste auch nicht so recht, was sie von dieser Person halten sollte. Meinte sie es ehrlich? War es nur ein Spiel? Jane wusste es nicht. Dafür schaute sie in das Gesicht der anderen Frau, das so unbewegt blieb. Für die Starre gab es Janes Meinung nach eigentlich keinen Grund. Sie war trotzdem vorhanden, ebenso wie der starre Blick, der Jane erst jetzt auffiel. Das war nicht der Blick einer Person, die Angst hatte, und Jane spürte plötzlich ein tiefes Misstrauen in sich hochsteigen.
Sie sagte aber nichts und wartete darauf, dass Cindy etwas tat. Die schien sich unwohl zu fühlen, sie räusperte sich, fuhr sich über den geschlossenen Mund, bevor sie sich einen Ruck gab und aufstand, was Jane wieder überraschte.
»Was ist los? Wollen Sie wieder weg?«
»Ich denke schon.«
»Warum das denn?«
»Ich glaube nicht, dass Sie mir helfen können. Deshalb möchte ich gehen.«
Die Detektivin war überrascht. Sie wollte etwas erwidern, nur fehlten ihr die Worte. Sie konnte nur den Kopf schütteln und fragte noch mal nach.
»Wollen Sie wirklich gehen, ohne dass wir zu einem Ergebnis gekommen sind?«
»Ja, das will ich.«
»Und weiter?«
»Das ist Ihre Sache.« Nach dieser Antwort machte sie auf dem Absatz kehrt. Bevor Jane Collins sich versah, hatte sie die Küche verlassen und bewegte sich bereits durch den Flur. Jane hörte, dass sie in Richtung Haustür ging. So wollte sie ihren Gast nicht gehen lassen. Nein, das kam für sie nicht infrage.
Deshalb stand auch sie auf und lief hinter ihr her. Jane war schnell gewesen und erkannte, dass Cindy Snider die Tür noch nicht erreicht hatte. Sie war kurz davor und hörte Janes Ruf.
»Was ist denn los? Bleiben Sie doch hier.«
»Nein!«
Nach dieser Antwort fuhr Cindy Snider herum. Es war eine sehr heftige Bewegung, die sie durchführte und Jane Collins plötzlich wieder gegenüberstand.
Cindy hatte sich verändert. Jetzt war ihr Mund nicht mehr geschlossen. Er stand recht weit auf, sodass Jane Collins etwas Bestimmtes erkannte.
Es waren die beiden Eckzähne, die aus dem Oberkiefer wuchsen.
Jane Collins wusste sofort, dass es sich um kein künstliches Gebiss handelte. Sie hörte den schrillen Schrei, bevor Cindys Körper sie wie ein Rammbock erwischte...
***
Die Detektivin bekam plötzlich keine Luft mehr. Der Stoß hatte sie so heftig getroffen, sodass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
Sie flog zurück, ruderte noch mit den Armen und stürzte dort zu
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