1770 - Blutfalle
worden.
Wie dem auch sei, es gab einiges zu regeln und auch gewisse Aussagen weiter zu verfolgen. Das hatte mir Jane Collins auch gesagt.
Ich ahnte nicht, ich wusste es, dass ich auf der Fahrt zu einem neuen Fall war, und ich dachte daran, dass Jane auch meine spezielle Freundin, Justine Cavallo, erwähnt hatte.
Das war ebenfalls ein Grund, mit Jane zu reden und so schnell wie möglich bei ihr zu sein. Es war Nacht, aber noch keine Mitternacht, als ich in die Straße einbog, in der Jane Collins wohnte. Mir fiel ein, dass ich sie lange nicht mehr gesehen hatte, und wahrscheinlich würde ich mir auch entsprechende Vorwürfe darüber anhören müssen.
Erst mal hatte ich andere Sorgen. Ich musste nach einer Parklücke Ausschau halten, die ich tatsächlich vor Janes Haus fand, denn sie hatte ihren Wagen weggefahren. Wahrscheinlich in eine der neuen Garagen, die an der Rückseite gebaut worden waren und teilweise in den Hof hineinragten. Dem hatten die Hausbesitzer zugestimmt.
So konnte ich vor dem Haus parken und musste nur noch den Gehsteig überwinden und durch den schmalen Vorgarten gehen, um das Haus zu erreichen.
Jane erwartete mich schon. Ich kam nicht mal dazu, zu klingeln, denn sie öffnete bereits die Tür.
»Da bin ich!«
Sie schüttelte nur den Kopf und ließ sich gegen mich sinken. Ich fing sie auf, spürte ihren Körperdruck und auch, wie gut Jane diese Umarmung tat.
Ich hörte auch ihren Kommentar. »Super, dass du gekommen bist, John. Ich denke, dass wir einiges zu bereden haben.«
»Das denke ich auch.«
»Dann komm erst mal rein.«
Ich hängte meine Jacke an der Garderobe auf und fragte, ob wir nach oben gehen oder hier unten bleiben sollten.
»Wir gehen nach oben.«
»Ist auch okay.«
»Da liegt die Leiche.«
»Wie schön.«
»Soll ich jetzt lachen? Leichen im Schlafzimmer sind auch nicht das Wahre.«
»Stimmt. Und entschuldige meine Flapsigkeit.«
»Schon gut. Vielleicht ist es auch besser, wenn man es nicht so schlimm nimmt.«
»Mal sehen.«
Wir stiegen die Treppe zur ersten Etage hoch und erreichten Janes kleinen Wohnbereich. Auch hier kannte ich mich aus, aber ich ließ ihr den Vortritt, und sie öffnete die Tür des Schlafzimmers.
Auf den ersten Blick sah alles normal aus. Nur dass auf dem Bett ein offener Koffer stand, passte nicht zu Jane. Und noch weniger die Tote, die vor meinen Füßen lag. Ich wusste sofort, dass ihr nicht mehr zu helfen war. Da musste ich nur einen Blick in das Gesicht werfen.
»Das ist Cindy Snider, John.«
»Ja, ich sehe es.«
»Und sie wollte mein Blut.«
Ich nickte und bückte mich zugleich. Das Einschussloch fiel mir in der Brust auf, ich sah auch die starren Augen und den halb geöffneten Mund.
»Was ist mit den Zähnen?«, fragte ich.
»Sie sind nicht mehr da.«
»Das ist schlecht.«
»Ja, ich weiß.« Sie hob die Schultern an. »So ist es nun mal.«
Da konnte ich ihr nicht widersprechen. Cindy Snider war wieder zu einem normalen Menschen geworden. Leider zu einem toten. Aber das war das Schicksal eines Vampirs, der erst vor Kurzem dazu gemacht worden war.
»Dann bin ich mal ganz Ohr«, sagte ich und setzte mich auf eine Bettseite.
Jane winkte ab. »Da ist nicht viel zu erzählen, weil auch nicht viel passiert ist.«
»Aber das Wenige reicht schon aus.«
»Klar.«
Ich hörte es mir endlich an und konnte mir so ein Bild machen, das allerdings recht unscharf war. Ich schaute wieder auf die leblose Gestalt und musste zugeben, dass mir das Gesicht unbekannt war.
Und dann sah ich mir Cindy Sniders linken Arm genauer an. Dabei rieselte es kalt meinen Rücken hinab, denn ich wusste, wer so etwas tat und Menschen auf diese Art bestrafte.
Es war Matthias. Der Stellvertreter des absolut Bösen. Des unsäglichen Engels, der auf den Namen Luzifer hörte und der schon seit Anfang der Zeiten existierte.
»Du kannst es dir denken, John?«
»Sicher. Luzifer.«
Sie nickte. »Genau er.« Ein Schauer durchlief ihren Körper. »Und das bereitet mir Angst. Wenn sie zu ihm gehörte, dann wird er sich rächen wollen, dass ich sie ihm genommen habe.«
»Ja, das kann sein. Aber lassen wir Luzifer mal beiseite. Welche Rolle spielt Justine Cavallo dabei? Von ihr haben wir bisher noch nicht gesprochen.«
»Ganz einfach. Sie hat dafür gesorgt, dass aus einem Menschen ein Vampir wird. Sie wird sich Cindy geholt haben. Oder hat sie holen lassen.«
Ich stimmte ihr zu, musste aber noch etwas hinzufügen. »Wir kennen den Namen, das ist alles. Ansonsten
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