1770 - Blutfalle
bekam es mit, und als ich es hörte, durchfuhr mich ein heißer Strahl, denn diese Lache kannte ich.
Und Jane kannte sie auch, denn sie gehörte der Unperson, die sich mal für längere Zeit bei ihr eingenistet hatte. Es war keine Geringere als die Vampirin Justine Cavallo.
Jane reagierte nicht. Sie wartete, bis das Lachen verklungen war. Es lag auf der Hand, dass sie noch etwas hinzufügen würde. Und ich hatte mich nicht geirrt.
»Na, hast du Besuch bekommen?«
Ich sah, dass es in Jane arbeitete. Ihre Wangen zuckten, ihr Gesicht rötete sich, aber sie sah auch, dass ich beruhigend abwinkte.
»He, weißt du nicht, wer dich das gefragt hat?«
»Ja, Justine.«
»Super. Du kannst dich noch an meine Stimme erinnern. Das finde ich toll. Nun ja, ich bin nicht zur Hölle gefahren, wie du es dir wohl vorgestellt hast. Ich existiere noch und ich bin dabei, meine Rückkehr vorzubereiten. Eine Botin habe ich dir schon geschickt. Oder ist sie noch nicht eingetroffen?«
»Doch. Ich habe sie gesehen. Keine Sorge, Justine.«
»Und weiter?«
»Wie weiter?« Jetzt hatte Jane die Oberhand gewonnen. Auch ich hatte die Unsicherheit aus der Frage herausgehört. Die Cavallo war sich ihrer Sache nicht so ganz sicher.
»Hat sie bei dir keinen Eindruck hinterlassen?«
»Das schon.«
Justine lachte wieder geifernd. »Und?«
»Ich habe ihren Arm gesehen, und das war nicht eben eine Freude.«
»Dann hast du hoffentlich die richtigen Schlüsse gezogen, Jane.«
»Noch nicht. Ich...«
Die Vampirin unterbrach sie. »Dann will ich es dir sagen. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Dafür ist ein Mann verantwortlich, der etwas ganz Besonderes ist und der sich um mich gekümmert hat.«
»Ist es Matthias?«
»Ja, er ist es.«
»Das dachte ich mir.«
»Dann weißt du auch, wer mir da als Helfer zur Seite steht.«
»Ich habe es registriert, ebenso wie die Besucherin. Nun ja, sie hatte wohl viel vor, aber sie hat sich leider die falsche Person ausgesucht.«
Nach einer kurzen Pause fragte die Cavallo: »Kannst du mir das genauer erklären?«
»Gern, sie hat sich zu viel vorgenommen. Jetzt wird sie kein Blut mehr saugen. Auch Vampire können Pech haben. Cindy Snider ist nicht dazu gekommen, auch nur einen Tropfen Blut zu trinken. Das ist für sie großes Pech gewesen. Wenn du willst, dann kannst du ihre Leiche hier abholen.«
Die Cavallo sagte nichts. Sie war sprachlos geworden. Es kam nicht oft vor, dass man die Niederlage ihr so knallhart ins Gesicht sagte, aber in diesem Fall war das so, und das musste selbst eine Blutsaugerin erst verkraften.
»Bist du noch dran?«, lockte Jane.
»Ja.«
»War keine gute Nachricht. Ich habe in der Zeit, in der wir uns nicht gesehen haben, nichts verlernt. Deine Botin war zu naiv. Du hättest sie vor mir warnen müssen. Es ist eine Schande, dass du wieder eine unschuldige Person in deine Gewalt gebracht hast und dafür sorgen konntest, dass sie zu einer Blutsaugerin wurde.«
Für diese Bemerkung hatte die Cavallo nur ein Lachen übrig. Sie befand sich auf dem Weg der Besserung. Das hörte auch Jane, und es war ihr gar nicht recht. Sie wusste auch nicht, wie sie das Thema anschneiden sollte, aber das brauchte sie auch nicht, denn Justine selbst fing damit an.
»Es ist wieder fast so wie früher, Jane. Du kannst dich freuen, wirklich.«
»Und weiter?«
»Wir hören noch voneinander.«
»Wie schön. Aber du hast doch nicht vor, wieder bei mir einzuziehen – oder?«
Ein hartes Lachen folgte. »Wer weiß, Jane Collins, wer weiß. Möglich ist alles, aber dann bist du nicht mehr am Leben. Oder du bewegst dich als Vampirin durch die Welt, das ist auch möglich.«
Es war der letzte Satz der Cavallo. Sie legte auf und Jane stand da wie eine Statue. Sie bewegte sich nicht von der Stelle, starrte den Hörer an, und erst nach einer Weile schüttelte sie den Kopf und schaute mich dabei an.
»Sag was, John.«
Ich wusste auch nicht so recht, was ich ihr antworten sollte. »Keine Ahnung, wie es weitergehen wird.«
»Glaubst du an einen Bluff?«
»Nein. Und wenn, dann ist es nur ein schwacher. Ich will nicht sagen, dass alles so ist wie früher oder von vorn beginnt, aber die Cavallo hat es geschafft, sich einen mächtigen Verbündeten an die Seite zu holen, und damit werden wir schon unsere Probleme bekommen.«
»Matthias ist stark, nicht wahr?«
»Sehr stark«, bestätigte ich.
»Zu stark?«
Ich hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen. Eigentlich müsste ich deine Frage bejahen, aber
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