1770 - Blutfalle
das bringt uns auch nicht weiter. Es ist jedenfalls schwer, ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Er hat große Macht, und ich habe das leider schon mehrmals zu spüren bekommen.«
»Der Teufel und die Vampire. Wie passt das zusammen?«
»Ich kann es dir auch nicht sagen und hoffe, dass dies nur vorübergehend ist.«
»Ja, das hoffe ich auch.« Jane blies die Luft aus. »Wie war das mit der Leiche?«
»Keine Sorge, ich lasse sie abholen. Und zwar noch in dieser Nacht.«
»Danke.«
Es kostete mich ein Anruf beim Yard. Da gab es zwar Kollegen, die sauer waren, weil ich ihnen doch recht oft Arbeit verschaffte, aber sie stimmten zu.
Kurz nach Mitternacht trafen sie ein und holten die Tote ab. Fragen wurden keine gestellt. Ich gab einige Informationen preis, unter anderem den Namen der Toten.
Die Kollegen zogen wieder ab und ließen Jane und mich allein zurück.
Wir standen im unteren Flur, und Jane lehnte sich mit dem Rücken gegen die Haustür.
»Und jetzt?«, fragte sie.
»Haben wir erst mal eine Atempause.«
»Meinst du?«
»Sie müssen sich neu sortieren. Ich denke nicht, dass die Cavallo eine zweite Blutsaugerin schickt.«
»Das meine ich auch nicht. Aber sie könnte selbst hier erscheinen. Und ich habe den Eindruck, dass sie in der Zwischenzeit wieder erstarkt ist.«
»Das ist möglich«, gab ich zu. »Es stellt sich nur die Frage, welche Pläne sie verfolgt. Die des Matthias oder ihre eigenen. Ich denke eher an die eigenen. Sie ist eine Blutsaugerin. Sie ist wieder gefährlich, nehme ich an. Obwohl wir den Beweis nicht haben, denn erzählen kann man viel, und ich halte es durchaus für möglich, dass sie auch ein wenig geblufft hat.«
»Machst du dir da nicht was vor?«, fragte Jane.
»Nein, denn mittlerweile frage ich mich, warum sie dich nicht selbst besucht hat und jemanden vorschicken musste. So ganz kann ich das nicht nachvollziehen.«
»Ja, das ist überlegenswert.«
»In dieser Nacht wird nichts mehr passieren«, sagte ich und nickte ihr zu.
»Du willst wieder fahren?«
»Ja.«
»Du kannst auch hier übernachten.«
Ich lächelte ihr zu. »Das weiß ich, aber ich glaube nicht, dass du einen Beschützer brauchst. Die blonde Bestie muss erst mal ihre Wunden lecken. Und morgen ist auch noch ein Tag.«
»Meinst du denn, dass wir ihr Versteck finden?«
»Oh, das weiß ich nicht, ich hoffe es jedenfalls. Dann werden wir es ausräuchern.«
»Das hoffe ich.«
Ich schnappte mir meine Jacke und streifte sie über. Jane brachte mich bis vor die Tür. Dort küsste sie mich und sagte nur: »Ich drücke uns die Daumen.«
»Ja, tu das.«
»Dabei weiß ich nicht, ob es auch reicht. Die anderen Seite ist ungeheuer stark.«
Ich erwiderte nichts darauf und musste nur daran denken, dass ich Jane Collins schon sehr lange kannte. Aber selten hatte ich sie so pessimistisch gesehen.
Sie blieb vor der Tür stehen und schaute mir nach. Vom Gehsteig her winkte ich ihr zu und stieg dann in meinen Rover. Ein gutes Gewissen hatte ich nicht, als ich losfuhr. Eigentlich hatte ich mich schon daran gewöhnt, dass Justine Cavallo außer Gefecht gesetzt worden war. Leider war das nicht der Fall, und jetzt war ich gezwungen, umzudenken.
Auf der Fahrt zu meiner Wohnung lief der Fall noch mal teilweise vor meinem geistigen Auge ab. Ich dachte daran, was in Tirol passiert war, dass die Cavallo das falsche Blut getrunken hatte, und zwar das einer Heiligen. Danach hatte sie den Schock erlitten und war außer Gefecht gesetzt worden.
Und die Heilige?
Sie hieß Serena, und sie hatte für eine Weile bei den Conollys gelebt. Jetzt war das nicht mehr der Fall. Sie war verschwunden, und niemand wusste, wohin sie sich abgesetzt hatte, aber sie war nicht eben eine Freundin der Cavallo.
Eigentlich musste man davon ausgehen, dass Serena sie jagen würde, denn als Person der anderen Seite konnte sie eine Gestalt wie Justine Cavallo nicht akzeptieren. Das alles mochte stimmen, aber Serena war verschwunden und hatte sich zudem auch nicht wieder gemeldet. Selbst die Conollys wussten nicht, wo sie steckte.
Ich ging davon aus, dass sie eingreifen würde, wenn sie erfuhr, dass die Cavallo wieder zu ihrer alten Stärke zurückgefunden hatte. Da hätte ich gern mitgeholfen, sie zu finden, aber wo sollte ich mit der Suche beginnen? Eine Antwort fiel mir nicht ein. Auch nicht, als ich meine Wohnung betrat.
Ich ging sofort ins Bett, aber schlafen konnte ich nicht. Es ging mir einfach zu viel durch den Kopf, und ich fragte mich, wie es
Weitere Kostenlose Bücher