1770 - Blutfalle
töten, aber ich erhielt einen Anruf von einer Frau. Könnt ihr euch vorstellen, wer das gewesen ist?«
Wir schüttelten die Köpfe.
»Dann will ich es euch sagen. Es war unsere Freundin Serena.«
Bumm! Das hatte gesessen. Ich schluckte und hörte, wie Suko seinen Atem laut ausstieß.
Er fragte zuerst nach. »Sie ist es tatsächlich gewesen?«
Johnny nickte heftig.
Ich sagte erst mal nichts. In meinem Kopf war plötzlich ein großes Durcheinander. Auf einmal war eine neue Person auf dem Spielfeld erschienen. Serena, die Heilige. Sie hatte für einige Zeit bei den Conollys gelebt und war dann verschwunden. Wohin, das wusste niemand. Jetzt lichtete sich der Nebel ein wenig. Sie musste die Zeit genutzt haben, um nach der Blutsaugerin zu suchen, und sie hatte sie wohl auch gefunden.
Aber wo sie sich aufhielt, das hatte sie Johnny nicht gesagt, der jedoch darauf hoffte, einen weiteren Anruf von ihr zu erhalten und dann mehr zu erfahren.
Nachdem er alles gesagt hatte – viel war es nicht gewesen – blieb es zwischen uns zunächst still. Jeder hing seinen Gedanken nach, und es war Sir James, der eine erste Frage stellte.
»Hat Serena Ihnen denn gesagt, wann sie wieder anrufen wird?«
Johnny schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, das ist ja das Problem. Ich kann nur hoffen und erwarten, dass sie mir durchgibt, wo sich Justine Cavallos Versteck befindet.«
»Jedenfalls hier in London oder in der nahen Umgebung«, stellte Sir James fest. Er schaute uns an. »Dann sollten wir uns bereithalten. Versuchen Sie, diese Cavallo auszuschalten. Sie ist einfach zu schlimm und mit ihrem neuen Freund zusammen noch schlimmer. So sehe ich die Dinge.«
Dagegen hatten wir nichts. Unsere Meinung ging ebenfalls dorthin. Sir James bedankte sich bei den Conollys für die Informationen, dann waren wir entlassen. Außerdem hatte unser Chef es eilig, er musste zu einer Konferenz.
Wir mussten versprechen, ihm alles zu berichten, dann verließen wir sein Büro. Ich hatte meine Tasse geleert, und als wir das Vorzimmer betraten, strahlte Glenda über ihre beiden Wangen.
»Er ist soeben fertig geworden.«
»Wer?«, fragte Bill.
»Frischer Kaffee.«
»Ja, super, den habe ich lange nicht mehr getrunken. Ist ja großartig.«
Bill bekam eine Tasse, die er selbst füllte. Noch im Vorzimmer trank er und musste Glenda natürlich loben. Suko, Johnny und ich warteten bereits in unserem Büro auf ihn.
»Und jetzt ist es ungemein wichtig, dass du einen Anruf bekommst, Johnny.«
»Klar, ich habe ja mein Handy mit.«
Bill, der an der Wand lehnte, meinte, dass wir nicht den ganzen Tag hier warten konnten und es besser wäre, wenn wir uns wieder trennten.
»Warum?«, fragte Suko.
»Habt ihr denn nichts zu tun?«
»Im Moment warten wir nur auf einen Anruf«, sagte Suko.
Ich hatte einen anderen Vorschlag. »Wir können ja hier noch eine Weile warten und gehen dann zu Luigi etwas essen und auch trinken.«
Da strahlte Johnny, und auch Bill hatte nichts dagegen. Allerdings mussten wir noch warten, aber wir hatten das Gefühl, dass die Zeit quälend langsam verstrich.
Ich berichtete, wie es uns in der letzten Zeit ergangen war, und erfuhr von den Conollys, dass bei ihnen alles normal abgelaufen war und es keinen Stress gegeben hatte.
»Aber das wird nicht so bleiben«, sagte Bill immer wieder. »Ich befürchte, dass wir in einen gewaltigen Strudel hineingeraten werden. Die Cavallo schlägt zurück.«
»Und Serena?«, fragte ich. »Wie schätzt du sie ein?«
Bill verzog die Lippen. »Das ist schwer zu beurteilen. Auch in der Zeit, als sie bei uns lebte, hat sie sich nie in die Karten schauen lassen. Sie war sehr nett, neutral, hat keine Probleme gemacht, aber dennoch gab es zwischen uns so etwas wie eine unsichtbare Wand, sodass wir nicht zu vertraut miteinander wurden, obwohl wir uns gegenseitig respektierten. Als Serena ging, war das auch völlig unspektakulär. Auf einmal war sie weg. Das hat auch Johnny so empfunden. Stimmt’s?«
»Ja, das habe ich. Sie wurde einem nicht so vertraut, aber sie hat uns nicht vergessen, sonst hätte sie uns nicht angerufen.« Er lächelte. »Oder mich.«
»Dann können wir nur hoffen, dass sie sich an dich erinnert und keinen Alleingang durchziehen will, denn so etwas ist auch noch möglich.«
Suko hatte die Worte gesagt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Keinem von uns machte es Freude, die Cavallo wieder aktiv zu sehen. Sie war nun mal eine Unheilbringerin, und daran würde sich auch nichts
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