1770 - Blutfalle
die sie stärkte, die auch ihre gedankliche Welt in Bewegung brachte.
Cindy Snider hatte sie leer getrunken. Cindy gab es nicht mehr, sie war weg, und sie war auch nicht wieder zurückgekehrt. Letztendlich hatte sie diese Collins unterschätzt. Oder doch nicht? Bestimmt nicht.
Es war mehr ein Versuch gewesen, denn Cindy Snider hatte noch nicht zur Extraklasse der Blutsauger gehört. Aber sie hatte etwas in Bewegung gebracht, und das empfand die Cavallo als gut. Jetzt mussten sie aus den Höhlen kommen, und sie war gespannt darauf, ob Sinclair und Konsorten reagierten. Dass sie wieder da war, musste ihnen wie ein Stein im Magen liegen.
Und sie kämpfte nicht mehr allein. Sie hatte in Matthias einen Unterstützer bekommen. Als einen Partner sah Justine ihn nicht an. Dennoch würde er sie beschützen. Auch gab sie zu, dass er ihr überlegen war, und im Prinzip war er für sie sehr wertvoll.
Sie konnte ihn auch nicht mit Dracula II vergleichen. Dieser Supervampir hatte mal auf ihrer Seite gestanden. Er war jemand, der trotz allem Beschränkungen hinnehmen musste. Das war bei Matthias nicht der Fall. Zumindest hatte sie nichts davon bemerkt. Und er war jemand, der sich überall zeigen konnte. Er sah aus wie ein Mensch und er schaffte es auch, Menschen um den Finger zu wickeln, das auch dank seines guten Aussehens.
Justine musste das zugeben. Sie gab auch zu, dass sie es gern mit ihm getrieben hätte, aber da hatte sie sich zurückgehalten und ihm keine Avancen gemacht.
Über eines musste sie noch nachdenken. Matthias hatte ihr von seinen Verbündeten erzählt, die er als Unterstützung in der Hinterhand hielt. Justine wusste nicht, wen er damit gemeint hatte. Es waren jedenfalls keine normalen Menschen, sondern Wesen, die aus seinem Umkreis kamen, und da konnte durchaus die Hölle eine Rolle spielen.
Bisher hatte sie keine gesehen, aber sie wollte ihren Verbündeten danach fragen. Es war auch möglich, dass er sie nicht in der Nähe hatte. Hier im Haus waren sie eigentlichen überflüssig. Sie mussten raus und etwas tun, das war jedenfalls die Meinung der Blutsaugerin.
Abwarten. Wieder einen Tag vergehen lassen. Bald würde sich wieder die Dunkelheit über das Land senken und sie war gespannt darauf, was die folgende Nacht bringen würde.
Das Blut der jungen Cindy Snider hatte Justine satt gemacht. Allerdings hielt diese Sättigung nicht tagelang vor. Inzwischen verspürte die Vampirin wieder Hunger. Wenn sie jetzt ein Opfer gehabt hätte, wäre das nicht schlecht gewesen. Dass sie so dachte, zeigte ihr auch, dass sie fast wieder die Alte war. Sie zeigte es sich selbst, denn sie fing an, gegen einen imaginären Gegner zu kämpfen. Blitzschnelle Schläge und Stöße, die ins Leere pufften, aber darauf kam es ihr auch nicht an. Sie wollte körperlich wieder auf der Höhe sein und sich auf sich selbst verlassen können.
Ja, sie war schnell. Auch kraftvoll, fast wie früher. Sie rechnete auch damit, dass sie wieder schnell laufen konnte, auch dabei die Wände hochgehen, bis an die Decke und dort weiterlaufen. Diese Eigenschaften hatte sie mitbekommen, und sie machten sie gefährlich und fast nicht zu besiegen.
Die Cavallo sackte in die Knie, dann sprang sie aus dem Stand in die Höhe – und hatte Glück, dass sie nicht mit dem Kopf gegen die Decke prallte.
Sie fühlte sich gut und kampfbereit. Sie wollte nicht mehr lange hier bleiben und endlich wieder unter Menschen kommen. Sie brauchte den Blutgeruch der Menschen.
Hier war sie isoliert. Und das hatte ihr am Anfang auch gut getan. Jetzt musste sie umdenken, und das sollte Matthias auch. Sie würde mit ihm reden und ihre Forderungen stellen. Weg aus diesem Haus. Wieder hinein ins Leben. Blut trinken. Es sollte ihr wieder gut gehen.
Sie trat noch mal ans Fenster. Draußen hatte sich nichts getan. Die Einsamkeit blieb bestehen. Für andere Menschen gab es auch keinen Grund, das Haus hier zu besuchen.
Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Es war nicht draußen aufgeklungen, sondern im Haus. Dicht hinter der Zimmertür hatte sie es vernommen. Es war leise gewesen, aber die Vampirin hatte ein gutes Gehör, und sie ging mit zwei Schritten auf die Tür zu, ohne sie zu öffnen.
Jetzt wartete sie ab. Das Geräusch wiederholte sich nicht. Und doch war sich Justine sicher, sich nicht verhört zu haben.
Sie wartete noch zwei Sekunden, dann riss sie mit einer heftigen Bewegung die Tür auf.
Vor ihr lag ein Flur. Er war leer und lag in einem trüben Halbdunkel. Aber
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