1771 - Im Taumel der Nacht
einsickerte. Das sagte mir alles. Hier war jemand so gestorben wie durch meine Kugeln.
Das gab uns Hoffnung. Bill Conolly kümmerte sich nicht darum. Er war bereits auf den Weg zum Haus, wo plötzlich eine Tür geöffnet wurde und Sheila ins Freie trat.
»Okay, sie lebt«, sagte Suko. »Ein Glück.«
»Und Johnny ebenfalls.«
Er war hinter seiner Mutter aufgetaucht. Die Conollys verschwanden im Haus und wir wollten ihnen die nötige Zeit geben, um sich zu begrüßen.
Suko drehte sich um die eigene Achse. »Was sagst du zu dem hier?«
»Ich weiß es auch nicht. Jedenfalls ist es ein Kannibale weniger.«
»Ja, den wird Johnny erledigt haben.«
Suko deutete auf den Toten, der vor uns lag. Er hatte nur noch einen Arm. Der zweite war ihm ausgerissen worden. Suko wollte lieber nicht darüber nachdenken, was mit ihm passiert war.
Ich hatte mich bereits auf den Weg zu den Conollys gemacht. Dabei ließ ich mir Zeit. Meine Gedanken drehten sich um die beiden Toten.
Sie hatten so gar nichts mit dem Fall zu tun gehabt. Jetzt hatte sie das Schicksal erwischt. Fürchterlich.
Die Conollys hatten die Haustür geschlossen, ich musste schellen, damit sie mir geöffnet wurde. Mittlerweile hatte auch Suko mich erreicht, gemeinsam betraten wir das Haus unserer Freunde.
Bill schaute uns an. Sein Blick zeigte eine gewisse Erleichterung, aber auch eine bestimmte Sorge, die ich nachvollziehen konnte. Er sprach erst, als wir uns in der Nähe seines Arbeitszimmers befanden.
»Johnny konnte den Kannibalen erschießen«, sagte er.
»Ja, das hatte ich mir gedacht.«
»Und jetzt frage ich mich, ob noch weitere dieser Wesen hier in der Nähe lauern.«
»Ich weiß es nicht.«
»Und was denkst du über diese Baustelle, John?«
»Nun ja, ich denke, dass sie keine mehr ist. Hier haben sie schon aufgeräumt.«
»Kann sein.« Bill hob die Schultern. »Jetzt brauche ich erst mal einen Schluck. Du auch?«
»Was meinst du denn?«
»Whisky.«
Ich lachte. »Nun ja, wenn es dir Spaß macht, nehme ich auch einen Schluck. Aber nur einen kleinen.«
»Alles klar. Komm mit.«
Ich ging mit ihm in sein Arbeitszimmer, wo es eine gut bestückte Bar gab. Bill schenkte sich zuerst ein und fragte mich noch mal, ob ich beim Whisky bleiben wollte und nicht auf einen Cognac überging oder einen Obstgeist.
»Wenn du mich schon so fragst, nehme ich etwas Gesundes, und zwar den Geist.«
»Super. Welche Sorte?«
»Kirsch.«
»Haben wir doch alles.«
Ich bekam meinen Drink. Bill trank seinen Whisky, und ich spürte, wie es warm und nicht scharf meine Kehle hinab nach unten rann und sich die Wärme dann auch im Magen ausbreitete. Einen zweiten Schluck nahm ich nicht mehr und stellte das Glas zur Seite.
Bill saß auf einer Sessellehne. Er behielt sein Glas noch in der Hand. Er schaute sogar hinein und meinte dann: »Das war doch nicht das Ende des Falls – oder?«
»So denke ich auch.«
»Und wie glaubst du, geht es weiter?«
Da hatte mich Bill auf dem falschen Fuß erwischt. »Die Spur hier ist ausgetrocknet«, sagte ich. »Aber es gibt noch eine zweite. Und da denke ich an Jane Collins.«
»Das ist mir klar.« Bill trank sein Glas leer. »Was hast du vor? Willst du zu ihr?«
»Erst mal nicht. Ich möchte sie einfach nur anrufen und hören, ob sich bei ihr etwas getan hat.«
»Gut.« Bill stellte sich wieder normal hin. »Sei mir nicht böse, John, aber ich möchte hier im Haus bleiben. Ich denke, du hast dafür Verständnis.«
»Und ob ich das habe. Da kommen Suko und ich schon allein zurecht. Um die beiden Toten werden sich die Kollegen kümmern. Ich denke allerdings, dass man sie vermissen wird. Du kannst ja Sheila fragen, ob schon jemand von der Firma angerufen und sich nach ihnen erkundigt hat.«
»Werde ich machen.«
Ich holte mein Handy hervor, um mit Jane Collins zu telefonieren. Sehr schnell hob sie ab, und ihre Stimme klang auch hellwach.
»Ja, bitte...«
»Ich bin’s, Jane.«
»John, endlich.«
»Wieso?«
»Erst mal eine Frage. Wo steckst du?«
»Bei den Conollys.«
»Und?«
Ich gab Jane einen Bericht in Stichworten. Sie reagierte nur wie nebenbei darauf, denn sie hatte andere Probleme und wollte von sich berichten.
»Ich kenne diese Kannibalen.«
»Was?«
»Ja, hör zu, John.«
Ich erfuhr, was bei ihr passiert war. Dass der Nackte nicht mehr lebte, aber auch, dass sie nicht mehr allein war, denn sie hatte Besuch bekommen.
»Tatsächlich Serena?«, fragte ich verwundert.
»Ja, und sie hat sich auf meine Seite
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