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1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefunden haben. Sie kommen aus Norwegen und wollten mal in den schottischen Bergen wandern. Ja, und dabei haben sie dann die Gestalt gefunden. Dass sie hier sind, gehört einfach dazu.«
    »Das ist wohl wahr.«
    Man saß. Man wartete jetzt darauf, dass etwas gesagt wurde. Noch wurde sich flüsternd unterhalten. Immer wieder wanderten die Blicke zu dem abgedeckten Gegenstand.
    Maxine warf einen Blick auf ihre Uhr und nickte. »Ja, es müsste eigentlich gleich losgehen.«
    »Ich hoffe es.«
    Sie lachte leise und legte mir eine Hand auf den Oberschenkel. »Nervös?«
    »Ja, aber nur, weil du deine Hand dort liegen hast.«
    Sie stieß mich an. »Was du wieder denkst.«
    »Das Richtige.«
    »Möglich«, sagte sie.
    Ja, und dann öffnete sich eine Seitentür und ein Mann im braunen Anzug betrat den Saal. Einige klatschten, was der Mann mit einem Abwinken quittierte.
    Er ging zum Podium, stellte das Mikro richtig ein und nickte den Zuschauern zu. Der Mann setzte seine Brille auf. Auf seinem Kopf wuchs schütteres Haar und irgendwie zeigte sein Gesicht auch einen etwas traurigen Ausdruck, der ihm angeboren zu sein schien.
    Er begrüßte die Anwesenden und besonders die beiden Gäste aus Norwegen, denen man so viel zu verdanken hatte, denn sie hatten das Phänomen gefunden.
    »Ja, es ist ein Phänomen, liebe Freunde, denn wir haben den Körper untersuchen lassen und festgestellt, dass er nicht verwest ist. Er hätte verwest sein müssen oder zumindest Anzeichen davon zeigen, aber das war nicht eingetreten. Er ist so geblieben, wie er gefunden wurde, und das ist für uns das erste Phänomen.« Er trank einen Schluck Wasser und fuhr dann fort. »Es gibt natürlich noch ein zweites Phänomen, und das hängt mit dem Körper zusammen. Es ist ein menschlicher Körper, der etwas Besonderes hat, was Sie gleich zu sehen bekommen. Es sind zwei Flügel, und so ist die Idee, dass es sich bei ihm um einen Engel handeln könnte, nicht von der Hand zu weisen. Ja, unsere beiden jungen Freunde haben in den Bergen einen abgestürzten Engel entdeckt. So könnte man das umschreiben. Jedenfalls bin ich dieser Meinung. Und möglicherweise werden Sie mir recht geben, wenn Sie den Fund gleich zu Gesicht bekommen. Ich bin mit meiner Rede am Ende. Wir werden später natürlich noch diskutieren.«
    Gedämpfter Beifall klang auf. Maxine beugte sich zu mir. »Und? Was sagst du dazu?«
    »Ich warte erst mal ab.«
    »Okay, das ist am besten.«
    Der Beifall war verklungen und es trat wieder Ruhe ein. Der Mann am Mikro gab den beiden Aufpassern einen Wink. Jetzt gerieten auch sie in Bewegung. Sie packten das Tuch, das den Inhalt verdeckte, an zwei Seiten.
    »Jetzt!«
    Auf dieses Wort des Redners hin zerrten sie das Tuch in die Höhe und nach hinten, und jeder sah jetzt, was es verborgen hatte...
    ***
    Plötzlich wurde es still in dem kleinen Saal. Jeder schaute auf das Podium und nicht wenige unter den Gästen hielten den Atem an.
    Auch Maxine und ich staunten, denn was wir sahen, bekamen wir nicht jeden Tag zu Gesicht. Es war ein Mann, der dort lag. Man hatte ihn auf eine Bahre gebettet und einen Kasten aus Glas über seinen Körper gestellt. So wurde er geschützt, war aber für uns Neugierige gut zu sehen.
    Es stand keiner auf. Die Menschen betrachteten ihn aus der Ferne. Wer die ersten Momente der Überraschung überwunden hatte, der fing an zu flüstern, und die meisten Menschen sprachen über die Flügel, die gut zu sehen waren, denn man hatte sie vom Körper weggespreizt. So sahen sie aus, als würden sie neben dem Toten liegen.
    Maxine sprach mich mit leiser Stimme an. »Na, hast du damit gerechnet?«
    »Nein, Max. Ich habe mir keine Gedanken gemacht. Ich wollte alles auf mich zukommen lassen.«
    »Und was sagst du jetzt dazu?«
    »Dass er schon ein Phänomen ist.«
    »Bravo, er ist ein Phänomen, das sehe ich jetzt auch. Ich bin gespannt, was die beiden jungen Leute zu sagen haben. Sie sollen hier noch reden.«
    Das hatte ich mir gedacht, und sie waren auch bald an der Reihe, denn der Mann im braunen Anzug, der offenbar der Museumschef war, klatschte in die Hände.
    Man hörte auf ihn. Es wurde wieder still, und er konnte die beiden jungen Menschen ankündigen, die davon erzählen wollten, wie sie die Gestalt entdeckt hatten.
    Beide traten ans Mikrofon. Der Beifall der Anwesenden begleitete sie. Zuerst sprach Rudy Reiking. Sein Englisch war klar und deutlich, jeder konnte ihn verstehen. Sehr plastisch schilderte er, wie sie den Körper gefunden

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