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1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinterher!
    Ich startete aus dem Stand. Es war ein regelrechter Sprung, der mich nach vorn brachte. Doch dann geschah etwas, womit weder ich noch die Tierärztin gerechnet hatten.
    Der Flüchtling drehte seinen Kopf, sah mich als Verfolger und lief noch schneller. Das hätte ich alles akzeptiert, aber nicht sein plötzliches Verschwinden.
    Auf einmal war er weg. Von einem Moment zum anderen. Es sah aus, als hätte er sich in Luft aufgelöst oder wäre vom Erdboden verschluckt worden. Wir sahen ihn nicht mehr. Er war von einem Moment zum anderen unsichtbar geworden.
    »John, verdammt, was ist das gewesen?«
    »Er ist weg!«
    »Und wie?«
    Da konnte ich auch keine Antwort geben, denn ich war damit echt überfragt. Ich stellte mir im Rückblick noch mal vor, was ich erlebt hatte.
    Der Mann war vor uns geflüchtet und dann verschwunden. Er hatte sich nicht etappenweise aufgelöst, er war von einem Moment zum anderen weg gewesen.
    Das war nur schwer zu begreifen. Eine Erklärung wusste ich nicht, ich konnte mir jetzt allerdings vorstellen, dass dieses seltsame Verschwinden etwas mit dem zu tun hatte, das heute der Öffentlichkeit vorgeführt werden sollte.
    Mit einem Engel...
    Maxine Wells umfasste wieder meinen Arm. Dann sagte sie etwas, dem auch ich zustimmen konnte.
    »Ich denke, es war doch gut, dass ich dich angerufen habe, damit du herkommst.«
    »Ja, das kann sein.«
    »Das ist die Wirklichkeit, John. Hier geht einiges mal wieder nicht mit rechten Dingen zu, und man braucht auch nicht groß zu raten, dass dies etwas mit der Ausstellung zu tun hat. Oder denkst du anders darüber?«
    »Nein, jetzt nicht mehr.«
    »Dann bin ich beruhigt.« Maxine schaute mich an. »Aber warum wir? Warum ist er gerade uns begegnet? Kannst du dir darauf einen Reim machen?«
    »Irgendwie schon. Ich kann mir vorstellen, dass er etwas Ähnliches gespürt hat wie ich, als er in meine Nähe kam. Dass mit mir etwas nicht stimmt.«
    »Du sprichst von deinem Kreuz?«
    »Wovon sonst?«
    »Dann wird er dich als einen Feind ansehen.«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls nicht als einen Freund. Ab jetzt bin ich gespannt darauf, was uns noch alles erwartet.«
    »Ich ebenfalls, John...«
    ***
    Wir waren recht früh in den kleinen Saal gegangen und hatten die Grüppchen der Menschen im Vorraum ignoriert. Sie waren jetzt nicht wichtig, denn wir wollten einen guten Platz bekommen, und den konnten wir uns in der zweiten Reihe aussuchen. Die Plätze in der ersten waren allesamt reserviert.
    Wir hatten uns für Plätze am Rand entschieden. Das war auf mein Drängen hin geschehen. Ich mochte diese Plätze, denn von dort kam ich immer gut weg, wenn es denn sein musste. Wir belegten sie mit Kleidungsstücken, weil wir uns noch nicht setzen wollten.
    Vor der ersten Reihe gab es so etwas wie ein Podium für die Redner. Und daneben stand ein Gegenstand, der den Blicken noch verborgen war, da er von einem dunklen Tuch verdeckt wurde. Man konnte die Umrisse nur erahnen, und sie erinnerten mich an einen Sarg oder eine Kiste. Bewacht wurde das Utensil von zwei Uniformierten, die recht grimmig aussahen.
    Ich sprach nicht und hielt mich zurück. Dafür schaute ich mir die Menschen an, die allmählich den Saal betraten. Viel Hoffnung, dass sich der Mann von der Bank darunter befand, hatte ich nicht, aber vielleicht entdecke ich ihn ja.
    Er war nicht dabei. Den langen Mantel sah ich nicht. Und es betrat auch niemand den Raum, der einen so prägnanten Hut in der Hand gehalten hätte.
    Wenn ich mich mit Maxine Wells verglich, musste ich so wirken wie ein Fremdkörper, denn ich kannte keinen Menschen, was bei der Tierärztin nicht der Fall war. Sie kannte viele, grüßte mal mit einem Lächeln und Kopfnicken und sprach mit der einen oder anderen Person auch mal ein Wort.
    Ich stand etwas abseits und wollte auch nicht, dass man mich vorstellte. Ein paar heimliche Blicke trafen mich schon, und sicherlich fing der eine oder andere Besucher an, darüber nachzudenken, wer ich wohl war.
    Allmählich füllte sich der Saal. Die Leute nahmen ihre Plätze ein, auch die Ehrengäste in der ersten Reihe, über die mich die Tierärztin aufklärte.
    Es waren der Bürgermeister, einige Stadtverordnete, die Vertreter der Kirche und auch einige Unternehmer aus der Stadt. Sie alle waren nicht mehr ganz so jung, deshalb fielen die beiden recht jungen Menschen schon auf, und ich fragte Maxine nach ihnen.
    »Ja, das sind Krista Hellsen und Rudy Reiking. Die beiden Touristen, die den Engel

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