Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1773 - Entscheidung auf Borrengold

Titel: 1773 - Entscheidung auf Borrengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Lufterneuerung arbeitet." Michael Rhodan nickte schwer. „Die Hamamesch warten. Vermutlich darauf, daß wir uns von Borrengold zurückziehen."
    „Das Nest heben wir aus", sagte Icho Tolot dumpf. „Die Hamamesch haben keinerlei Technik im Einsatz und können sich demzufolge nur optisch und akustisch orientieren."
    Michael Rhodan stimmte zu. „Wenn wir mit entsprechender Vorsicht einen größeren Schacht vorantreiben und überraschend zuschlagen, erwischen wir die Hamamesch hier, bevor sie sich ebenfalls per Transmitter absetzen können."
     
    *
     
    Die Winter auf Staama waren kurz, aber heftig. Während des Rückwegs zu den Eishöhlen hatte es erneut zu schneien begonnen. Deliga war froh darüber; schließlich würde der Schnee das Wrack des ausgeschlachteten Borrengleiters zudecken. Alles weitere mußte sich finden.
    Häuptling Ae'genim hatte ihre Verärgerung gespürt und erst heftig gestikulierend auf sie eingeredet und ihr anschließend die kalte Schulter gezeigt. Deliga hatte plötzlich Mühe, mit den Skatar Schritt zu halten.
    Mit jeder Rou wurde es kälter. Ein eisiger Wind blies von den Bergen herab. Die Sydorrierin zog ihre dünne Robe enger. Vor ihrem Röhrenmund stand der Atem als dichte weiße Wolke.
    Den Kopf gesenkt, stapfte sie hinter den Eingeborenen her. Erst deren lauter werdendes Schnattern veranlaßte sie, innezuhalten.
    „Kukka!" riefen sie und stießen aufgeregt ihre primitiven Steinwaffen in die Luft. „Kukka!"
    „Macht, was ihr wollt." Deliga fror erbärmlich. „Ich gehe weiter."
    „Kukka!" Ae'genim streckte ihr seinen krummen Speer mit der roh behauenen Steinspitze hin.
    „Was soll ich damit? Ich brauche keine Waffe? - Ich danke dir, Häuptling, aber ..."
    Ae'genim deutete auf eine Spur im Schnee, den Abdruck einer krallenbewehrten Tatze. Danach zeigte er auf seinen Fellumhang, den mächtigen Raubtierschädel, den er als Kopfschmuck trug, und tänzelte einmal im Kreis herum. Erneut streckte er der Sydorrierin den Speer entgegen.
    „Ich verstehe", murmelte Deliga. „Kukka ist noch in der Nähe, er hat Hunger und ist gefährlich."
    Ae'genim schnatterte aufgeregt und zustimmend. Diesmal nahm Deliga den Speer aus seiner Hand. Dafür tätschelte der Häuptling ihren verlängerten Rücken, offensichtlich eine Geste der Zufriedenheit.
    Sie erreichten die Eishöhlen ohne weiteren Zwischenfall. Die Sicht reichte inzwischen nur noch wenige Meter weit. Zitternd vor Kälte kuschelte Deliga sich in die Decken und Felle, aber mit der Wärme, die ihren Körper tangsam wieder belebte, kamen auch die Gedanken an Riau und Karon.
    Ihr Leben war verpfuscht, sie war unwürdig, eine Sydorrierin zu sein, und selbst ein Ruhetanz würde ihr die Qual der Erinnerung nicht nehmen. Unvorstellbar, wenn ihr einstiger Lehrmeister von ihrer Tat erfuhr ...
    Im Laufe des Nachmittags verkroch Deliga sich völlig im Schneckenhaus ihrer verwirrten Gefühle.
    Die Einsamkeit fraß sie auf. Trotzdem sehnte sie sich nicht nach Gesellschaft. Mußte sie mit ihrer Schuld leben, um zu sühnen?
    Die Nacht wurde grauenvoll, erfüllt von den Gespenstern der eigenen Vergangenheit.
    Deliga. erwachte in fahler Dämmerung. Tief in ihr nagte ein quälendes Unbehagen.
    Es war still geworden. Zu ruhig. Nicht einmal die Laute der Skatar klangen zu ihr herüber.
    Unwillkürlich griff sie nach dem Speer. Es schneite noch immer, die Sicht reichte kaum weiter als am Vortag. Deliga nahm all ihren Mut zusammen und stapfte durch hüfthohen Neuschnee hinüber zu den Behausungen, in denen die Eingeborenen in unterschiedlich großen Gruppen lebten.
    Die Höhlen waren leer, nur Felle, Waffen und Utensilien aus dem Gleiter lagen verstreut herum. Es sah ganz so aus, als hätten die Skatar alles liegen- und stehenlassen und wären von einem Moment zum anderen geflohen.
    Deliga schluckte krampfhaft. Eine eisige Hand schien ihr die Kehle zuzudrücken. Etwas Unheimliches lastete auf den Höhlen. Oder bildete sie sich die nahe Gefahr nur ein?
    Sie warf sich herum und hetzte ins Freie hinaus. Im Schnee vor der Höhle fand sie halb verwischte Spuren, die sie vorher nicht bemerkt hatte. Die Skatar waren demnach erst vor kurzem ins Tal hinabgestiegen.
    Deliga folgte der Fährte, die im Schneetreiben rasch unkenntlich wurde. Doch sie fühlte sich nicht wohler als in der Höhle. Tausend Augen schienen sie aus der Düsternis heraus anzustarren. Ein ungutes, beängstigendes Gefühl.
    Deliga umklammerte den Speer fester. Und dann sah sie den Schemen. Zapfenartige

Weitere Kostenlose Bücher