1775 - Totenwelt
ich keine Hand ins Feuer legen.«
»Ist schon klar.«
Serena schob Jane etwas zur Seite, weil sie den Weg zu ihrem Zimmer versperrte. Jane ging ihr nach. Serena zog ein frisches Nachthemd an und hörte die Frage der Detektivin.
»Ist dir vielleicht eingefallen, was der Begriff Totenwelt für dich bedeutet?«
»Nein.«
»Hast du darüber nachgedacht?«
»Das habe ich. Nur nicht beim Duschen.«
»Okay, aber der Begriff ist wichtig für dich. Das kann man schon sagen?«
»Ja, kann man.«
Jane lächelte. »Und dann muss es für uns wichtig sein, was noch alles dahintersteckt.«
»Klar.«
»Hast du Lust, mit mir zu forschen?«
Serena runzelte die Stirn. »Etwa jetzt?«
»Ja.«
Ein kurzes Lachen erklang. Danach fragte Serena: »Und wie willst du das anstellen?«
»Ich würde es mal im Internet versuchen. Kann ja sein, dass wir Glück haben.«
»Bei der Totenwelt?«
»Klar. Du glaubst gar nicht, was alles im Internet zu finden ist. Ich bin da sehr optimistisch.«
»Wenn du meinst und nicht zu müde bist.«
»Nein, jetzt nicht mehr. Ich bin mitten in der Nacht fit. Kein Wunder bei dem, was passiert ist.«
»Ich wollte dich ja gar nicht wecken, Jane und...«
Jane winkte ab. »Lass es sein. Es ist schon okay. Aber jetzt müssen wir nach oben.«
»Gut, ich bin dabei.«
Unter dem Dach hatte Jane ihre Höhle eingerichtet. Hier gab es das große Archiv und auch ihren Arbeitsplatz, der aus einem Schreibtisch und einem Stuhl bestand. Der Computer stand auf dem Schreibtisch, wo auch einiges andere bereit stand, zum Beispiel das Telefon, und ein Faxgerät gab es auch noch.
Jane setzte sich hinter ihren Schreibtisch und fuhr den Computer erst mal hoch. Das ging sehr rasch, denn Jane befand sich auf dem neusten Stand der Technik.
Serena hatte sich einen zweiten Stuhl genommen und saß jetzt neben Jane. Sie sagte nichts, sondern schaute nur gespannt, ob das Wort Totenwelt Treffer brachte.
Jane hatte es eingegeben, und tatsächlich gab es zahlreiche Vorschläge, die beide Frauen überraschten, sodass sie den Kopf schüttelten.
»Was bedeutet das denn?«, fragte Serena.
»Ganz einfach. Wir haben zumindest mehrere Treffer.«
»Gut. Und weiter?«
»Wir können uns etwas aussuchen.«
»Dann mal los.«
Sie gingen die Treffer der Reihe nach durch. Es gab Bücher mit dem Titel Totenwelt, dann hatten irgendwelche Esoteriker den Begriff für sich verwendet, aber das alles gefiel den beiden Frauen nicht richtig, sie schauten sich an und schüttelten die Köpfe.
»Das ist es nicht«, meinte Jane.
»Willst du aufgeben?«
»Nein. Ich bin mir sicher, dass wir etwas finden. Auch fürs Internet braucht man Geduld.«
»Ja, du hast Erfahrung, ich weniger oder gar nicht.«
Jane gab darauf keine Antwort. Sie schaute sich die Suchergebnisse noch mal an, weil sie sicher sein wollte, nichts übersehen zu haben. Sie ging jeden einzelnen durch – und hielt den Atem an, als sie plötzlich auf eine Art von Werbung stieß.
Es war ein Hinweis auf eine Ausstellung. Der Text machte neugierig, und Jane las ihn halblaut vor.
»Erleben Sie die Welt der Toten. Kommen Sie zu uns und schauen Sie sich die Beweise aus der anderen Welt an. Sie werden es nicht bereuen. Aber Vorsicht. Wie übernehmen keine Garantie für Ihren psychischen Zustand.«
Nicht nur Text war zu sehen, auch, was den Besucher erwartete. Auf dem Bild waren Schädel abgebildet. Große, kleine und mittlere. Sie alle sahen unterschiedlich aus, auch was ihren Zustand anging.
Jane warf ihrer Mitbewohnerin einen Seitenblick zu. »Na, was sagst du dazu?«
»Ich weiß nicht.«
»Das ist die Totenwelt.«
Serena nickte. »Ja, eine unter vielen.«
»Und du bist nicht davon überzeugt, dass wir hier einen Ansatzpunkt gefunden haben?«
»Ich denke noch nach.«
»Ja, tu das.« Jane hob die Schultern. »Ich glaube nicht, dass wir etwas Besseres finden.«
»Darf ich mich mal auf deinen Platz setzen?«
»Gern. Wenn es uns weiterbringt...«
»Das weiß ich noch nicht. Ich muss mich erst davon überzeugen können.«
»Dann tu das.« Jane rückte zur Seite und gab den Platz für ihre neue Verbündete frei. Irgendetwas war mit Serena, das fiel Jane auf. Sie gab sich sehr konzentriert, ihre Blicke waren scharf auf den Bildschirm gerichtet, und nach einer Weile zeigte sie die erste Reaktion, indem sie nickte.
Jane fragte noch nichts. Sie wartete ab und schaute zu, wie sich die Heilerin noch stärker konzentrierte. Es sah aus, als wollte sie den Computer hypnotisieren. Auch ihre
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