1777 - Blond, charmant und untot
so konnte er sich langsam an die Temperatur des Wassers gewöhnen. Er klatschte auch etwas gegen seine Brust und achtete darauf, dass er auf den glatten Stufen nicht ausrutschte.
Dann gab er sich Schwung und warf sich ins Wasser. Im ersten Moment erlebte er es noch als recht kalt, dann hatte er sich daran gewöhnt und vollzog die ersten Schwimmbewegungen.
Das Wasser trug ihn. Er fühlte sich plötzlich wohl, weil er sein Gewicht nicht mehr so wahrnahm. Er schwamm langsam und sorgte dafür, dass sein Kopf immer über Wasser war, denn er hatte keine Lust, tiefer einzutauchen.
Die erste Runde ließ er hinter sich, eine zweite fing er zwar an, unterbrach sie aber und kletterte an einer Seite ziemlich außer Atem wieder ins Trockene.
In der Nähe gab es einige Bänke. Dort konnte er sich niederlassen und erst mal Atem schöpfen. Es war nötig, die mehr als eine Runde war schon anstrengend gewesen.
Eine zweite wollte er noch schwimmen, aber erst mal die Pause verlängern. Dabei ließ er seine Blicke schweifen. Auch jetzt hielt sich der Strom der Besucher in Grenzen. Kinder waren so gut wie keine da. Dafür Erwachsene, die sich nach der Arbeit noch körperlich betätigen wollten.
Die Anzahl der Frauen und Männer war ungefähr gleich. Letztere interessierten Wycott nicht. Ein Vorteil des Besuchs im Hallenbad war, dass er auch andere Menschen sah, und da interessierten ihn besonders die Frauen.
Es waren alle Altersschichten vertreten. Die jungen mit den guten Figuren, das Mittelalter war auch noch da und dann diejenigen, die ihre Körper unter Badeanzügen versteckten. Sie waren in der Regel älter und auch fülliger.
An sie verschwendete Wycott keinen Blick. Die jungen sahen besser aus, knackiger, und sie wussten auch, sich zu bewegen. Da konnte man schon fast den Eindruck haben, dass sie sich auf einem Catwalk befanden. Hin und wieder strichen sie nahe an Wycott vorbei, und der musste sich schon zusammenreißen, um seine Hände nicht auszustrecken, denn es reizte ihn, die Körper zu berühren.
Aber er hielt sich zurück und bemühte sich nur, die Blicke zu erwidern, die man ihm ab und zu zuwarf. Sie waren alles andere als auffordernd. Wer ihn anschaute, der sah auch die Fleischlappen, die über seine Hose hingen.
Und dann sah er sie.
Es war die große Blonde mit den langen Beinen. Sie passierte ihn nicht direkt. Er sah sie an der schmaleren Seite des Beckens. Er sah den schwarzen Bikini, der wie angemalt auf ihrer Haut saß. Die blonde Mähne wippte bei jedem Schritt und plötzlich überlief es Wycott eiskalt, denn er hatte so etwas wie eine Vision.
Er dachte an die Aufnahmen aus dem Hotel. An die Blonde, an die Killerin.
Und hier?
Diese Frau war auch blond, und auch der Gang erinnerte ihn an die Frau aus dem Hotel.
Er lachte leise über sich selbst. Quatsch, das war nicht möglich. Er bildete sich etwas ein. Dieser Fall machte ihm mehr zu schaffen, als er zugeben wollte. Wieder rann es kalt über seinen Rücken. Er bewegte seine Augen, suchte nach der Frau, weil er Gewissheit haben wollte, doch sie war nicht mehr zu sehen.
Abgetaucht. Möglicherweise im Wasser, und so ließ er seine Blicke über die Fläche gleiten. Genaues sah er nicht, weil die Lichtreflexe, die sich auf der Wasserfläche verteilten, zu sehr blendeten.
Vergiss sie!, dachte er bei sich.
Genau das konnte er nicht. Nein, er konnte sie nicht vergessen. Ihr Anblick hatte wieder einiges in ihm aufgewühlt, und jetzt wollte er sich eine Abkühlung gönnen.
Cecil Wycott stemmte sich hoch, strich seine feuchten Haare zurück und watschelte erneut zur Treppe. Sein Körper war in der warmen Luft mittlerweile trocken geworden, und so musste er die Prozedur von vorn angehen. Er bespritzte sich wieder mit Wasser, als er auf der Treppe stand, bevor er behutsam in das Becken stieg und zu schwimmen begann.
Wieder sorgte er dafür, dass er mit dem Kopf nicht unter Wasser kam. Er schwamm langsam und nahm seinen üblichen Weg. Auf andere Schwimmer musste er nicht achten, denn im Becken kamen sich die Menschen nicht ins Gehege.
Er schwamm weiter. Ohne große Überraschungen bis zu dem Augenblick, als er plötzlich einen Schwimmer neben sich sah.
Nein, das war kein Schwimmer, sondern eine Schwimmerin. Als er nach links schaute, sah er das blonde Haar, das jetzt dunkler wirkte, weil es am Kopf klebte.
Dennoch kannte er die Frau.
Ihr Gesicht war ihm nicht fremd. Er hatte es vorhin schon gesehen. Sie war der Schuss im schwarzen Bikini. Die Blonde mit den
Weitere Kostenlose Bücher