1778 - Das Wappen der Medusa
Hälfte von ihnen saßen die Gäste, aßen oder tranken. Kinder sah ich keine, auch keine sehr jungen Erwachsenen. Die Leute hier waren alle älter.
Und wo saß Mike Wind?
Wir ließen unsere Blicke schweifen, allerdings nicht so auffällig, und trotzdem fielen wir auf, denn von einem Tisch her wurde uns zugewinkt.
Dort saß Walter Kent, der Chef vom Platz. Er hatte sich in eine Ecke gehockt und nahm ein Essen zu sich. Vor ihm dampfte ein Teller mit Nudeln, die in einer roten Soße schwammen.
»Na, haben Sie Mike Wind schon gefunden?«
»Leider nicht«, sagte Suko.
Walter Kent ließ sein Besteck sinken. »Dann ist er Ihnen nicht entgegengekommen?«
»So ist es.«
»Ich habe ihn gesehen. Dann muss er wohl einen anderen Weg genommen haben. Ich habe mit ihm nicht sprechen können, aber er ist hier gewesen. Es gab nämlich Gäste, die sich über ihn unterhalten haben.«
»Und?«
Er winkte ab und grinste mich an. »Da haben Sie nichts versäumt, Mister Sinclair. Es wusste keiner, was man von ihm halten sollte. Auf einem Campingplatz herrscht eben die Neugierde. Dagegen können Sie nichts machen.«
Ich nickte dem Chef zu. »Danke für die Auskünfte. Dann werden wir uns mal wieder in Bewegung setzen.«
»Ja, tun Sie das.«
»Und guten Hunger weiterhin«, sagte ich.
»Ja, danke. Aber so toll schmeckt es auch nicht. Alles ist irgendwie gleich.«
»Was verlangen Sie bei den Preisen?«
»Stimmt auch wieder.«
Suko war schon zur Tür gegangen und wartete dort auf mich. Er schaute mich so an, dass ich ihm eine Frage stellte.
»Was hast du?«
»Ganz einfach, irgendwie läuft es nicht rund.«
»Wieso?«
»Ist nur ein Gefühl, aber ich kann mich trotzdem auf Tatsachen verlassen. Wir hätten uns eigentlich begegnen müssen, aber da scheint uns jemand einen Strich durch die Rechnung zu machen.«
»Und wer sollte das sein?«
»Keine Ahnung. Ein böser Dschinn vielleicht.« Suko grinste mich an und ich musste lachen. »Ja, so wird es gewesen sein«, sagte ich.
»Zum Wagen?«
Ich nickte. »Aber nicht zu unserem.«
»Das versteht sich, John...«
***
Orson Tangy hatte schnell gegessen und getrunken und befand sich jetzt auf dem Weg zu seinem Wagen. Er hätte sich ja mehr Zeit genommen, aber seine innere Uhr tickte, und sie drängte auf Beeilung.
Er wusste selbst nicht, wieso und warum das so war, aber er musste los, und er ging mit schnellen Schritten über den Platz, wobei er sich sogar eine Abkürzung gesucht hatte.
Immer wieder schaute er sich um, ohne etwas Verdächtiges zu sehen. Es war ihm keiner auf den Fersen, das alles war nur in seiner Einbildung vorhanden.
Er fühlte sich trotzdem nicht zufrieden. Es lief zwar alles normal, aber die Dinge konnten schnell kippen, und dann war es vorbei mit seiner Freiheit. Am nächsten Morgen wollte er verschwinden, und er musste sich noch überlegen, womit das geschah.
Das Wohnmobil war nicht ganz sein Geschmack. Tangy hatte genügend normale Autos abgestellt gesehen. Sie kamen ihm zupass, und bestimmt waren nicht alle abgeschlossen. Da würde er sich den einen oder anderen Wagen nehmen und damit abdüsen können.
Als er in die Nähe seines Wagen geriet, ging er langsamer. Auch seine Atmung veränderte sich. Er schnaufte nicht mehr und atmete jetzt gleichmäßig.
Der Himmel hatte seine Tagesfarbe verloren. Es waren nicht viele Wolken zu sehen, sodass jetzt auch schon einige Sterne funkelten.
Lichterketten hingen von Baum zu Baum. Auch einige Laternen gaben ihr Licht ab. Die Luft war noch recht warm und erfüllt von den Stimmen der Camper.
»Hi, Nachbar.«
Orson wollte erst weitergehen, blieb aber stehen.
Jemand fragte: »Kann ich etwas für Sie tun, Nachbar?«
Orson Tangy erschrak und blieb stehen. Er sah Ken Fishburne, der ihm zuwinkte. In der anderen Hand hielt er eine Flasche Bier.
»Nein, eigentlich nicht, Mister Fishburne.«
»Dann ist es gut. Dann werden Sie die beiden Männer ja wohl getroffen haben.«
Tangy zuckte zusammen. Der letzte Satz hatte ihn alarmiert. »Welche Männer meinen Sie?«
»Moment.« Fishburne stand auf und kam auf Tangy zu. Dass seine Frau moserte, kümmerte ihn nicht. Bald standen sich die Männer Auge in Auge gegenüber und Tangy fragte: »Haben die Männer gesagt, was sie von mir wollten?«
»Nein. Aber ich kann mir vorstellen, dass es um Ihren Beruf gegangen ist. Die zwei schienen Kollegen von Ihnen zu sein.«
Tangy zwang sich zu einem Lächeln. »Das ist durchaus möglich. Man holt sich oft meinen Rat.«
»Genau das
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