1778 - Das Wappen der Medusa
das Richtige für ihn. Er ließ sich zehn dünne Scheiben abschneiden, nahm auch eine helle Remouladensoße, zwei Scheiben Brot und eine Flasche Bier aus der Kühlung. Er ging zu einem Tisch und nahm dort Platz. Er saß allein und hoffte, dass es so blieb. Eigentlich hätte er zufrieden sein können, denn es war alles gut abgelaufen, doch er war es nicht. Tief in seinem Innern steckte eine Unruhe, die für ihn wie eine Warnung vor den folgenden Stunden der Nacht war...
***
Wir hatten keine Probleme, den Campingplatz zu finden. Jenseits der Allee öffnete sich das Gelände, da war es in Parzellen unterteilt, die von Urlaubern mit ihren Fahrzeugen besetzt waren.
So einfach hineinfahren konnten wir trotzdem nicht, eine Barriere hielt uns auf und ein Mann, der vor einem Holzhaus stand, eine Zigarette rauchte, uns entgegen schaute und so aussah, als hätte er schon Feierabend gemacht und uns keine Chance geben würde, das Gelände zu betreten.
Vor einem Barrierebalken stoppte Suko den Wagen. »Dann wollen wir uns mal anmelden.«
»Ja, gern. Nur sieht mir der Mann nicht so aus, als wären wir ihm willkommen.«
Wir stiegen aus. Der Typ rührte sich nicht von der Stelle. Er zog noch zweimal an seiner Kippe, dann schaute er uns entgegen und reckte auch sein Kinn. Er trug Jeans und eine Kapuzenjacke und präsentierte uns ein misstrauisches Gesicht.
Wir grüßten höflich.
Der Knabe nickte nur. Da wir näher an ihn herangekommen waren, konnten wir das Namensschild lesen, das an seiner Jacke steckte. Der Mann hieß Walter Kent.
»Es ist schon geschlossen, Gents. Keine Chance mehr für eine Übernachtung.«
»Nicht schlimm.« Suko lächelte ihn an. »Vielleicht wollen wir gar nicht übernachten.«
Er schüttelte den Kopf. »Wie meinen Sie das denn?«
Suko und ich zeigten unsere Ausweise. Er schaute genau hin und grinste verhalten. Damit hatte er nicht gerechnet.
»Okay, ich weiß jetzt, wer Sie sind und wie Sie heißen. Aber warum sind Sie hier?«
Da sich niemand in unserer Nähe befand, konnten wir uns in aller Ruhe unterhalten, ohne dass jemand etwas mitbekam. Hier war die Luft bestimmt besser als in seiner Bude.
»Wir haben einige Fragen an Sie.«
»Bitte.«
»Es geht um einen Mann, der eventuell bei Ihnen auf dem Platz mit seinem Wohnwagen steht.«
»Nur einer?«
»Ja.«
»Wissen Sie noch was?«
»Er ist mit einem Wohnmobil gekommen.«
Walter Kent bewegte sein Gesicht. »Wann soll er denn hier eingetroffen sein?«
»Das kann noch nicht lange zurückliegen«, sagte Suko.
»Sie können ihn nicht beschreiben – oder?«
Ich hatte den Eindruck, als wollte uns der Typ hinhalten.
»Nein, das können wir nicht«, sagte ich leicht angesäuert. »Aber wenn ein einzelner Mann hier angekommen ist, muss Ihnen das aufgefallen sein, und es kann auch noch nicht lange zurückliegen.«
»Stimmt.«
»Was?«
»Dass er hier ist.«
Ich nickte dem Mann zu. »Wunderbar. Warum nicht gleich so? Jetzt brauchen wir nur noch seinen Namen. Ich denke, dass sich jeder Gast mit Namen melden muss.«
»Klar. Der Mann heißt Mike Wind. Das hat er mir jedenfalls so gesagt. Ob der Name stimmt, kann ich nicht sagen.«
»Danke.«
»Und jetzt wollen Sie rein, wie?«
»Ja«, sagte Suko, »und Sie werden diesen Mike Wind nicht warnen, ist das klar?«
»Sicher.« Er deutete auf unseren Rover. »Den müssen Sie wegfahren. Der stört hier.«
»Wir nehmen ihn mit auf das Gelände.«
Kent sah aus, als wollte er widersprechen. Das ließ er dann bleiben und sagte: »Sie können Ihren Wagen auch auf dem Weg abstellen. Da stört er nicht.«
»Machen wir.«
Wir stiegen noch nicht ein, sondern kamen noch mal zum Thema. Suko wollte wissen, auf welcher Parzelle das Wohnmobil dieses Mike Wind stand. Wir erfuhren, wohin wir mussten, wenn wir den Mann treffen wollten.
Die Schranke hob sich an, als wir im Rover saßen. Recht langsam fuhren wir vor, und auch als die Schranke hinter uns lag, fuhr Suko nicht schneller.
Der Weg war asphaltiert und führte am Rand des Platzes entlang, der auf der linken Seite lag. Rechts befanden sich die einzelnen Parzellen, und wir sahen, dass sie alle besetzt waren. Die kleinen Plätze waren allerdings groß genug, dass neben den Wohnwagen oder Wohnmobilen noch Zelte hinpassten. Das hatten manche ausgenutzt, und sich so etwas gebaut. Sah nicht schlecht aus. Man versuchte, es sich gemütlich zu machen. Wir sahen Hecken als Trennungen, und das Gebläse des Rover brachte eine Luft ins Innere, die nach Küche roch.
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