1779 - Sie kam aus Atlantis
bleiben.
Mein nächster Weg führte mich ins Bad. Es war größer, als ich gedacht hatte, aber das interessierte mich im Moment nicht. Ich wusch mir die Hände und grinste dabei eine Dusche an, die sicherlich fast siebzig Jahre auf dem Buckel hatte. Aber sie sah sehr gepflegt aus. Man konnte sich damit anfreunden.
Ich trocknete die Hände ab. Der große Spiegel beschrieb einen Halbkreis, und die Kacheln begrüßten den Besucher in einem kräftigen Grün. Das alles passte ins vergangene Jahrhundert. Mit trockenen Händen ging ich wieder zum Fenster und öffnete es erneut. Die Luft war noch genau so frisch und auch die Stille hatte sich nicht verändert.
Ich unterschied Einzelheiten innerhalb des Grundstücks, sah auch wieder die Mücken, die ihre Kreise zogen, wobei ich hoffte, dass sie nicht in das Zimmer flogen.
War sie da? Befanden sich auch ihre Helfer, die Vögel, noch in der Nähe? Ich wusste es nicht, es bereitete mir schon Sorgen. Ich war ein Mensch, der immer gern wusste, woran er war. Daran hatte sich bis heute nichts geändert.
Ich hörte kein Motorengeräusch und auch nicht das Flattern von Schwingen. Es blieb eine ruhige Nacht, an die ich trotzdem nicht glauben wollte, irgendetwas würde passieren, musste passieren, denn so leicht gab die andere Seite nicht auf.
Es passierte auch was, denn jemand klopfte gegen die Zimmertür, und das ziemlich heftig.
Es kam jetzt auf meine Reaktion an. Sollte ich fragen, wer dort war oder einfach nur die Tür öffnen?
Ich entschied mich für die Frage und erhielt auch eine Antwort.
»Ich bin es, Sir, der Mann von der Rezeption.«
»Und was wollen Sie?«
»Ich habe eine Nachricht für Sie, Sir.«
Bei mir war das große Staunen angesagt. Es konnte stimmen, aber ich musste auch mit einer Falle rechnen.
Dennoch ließ ich mich darauf ein, schloss das Fenster, ging zur Tür und öffnete sie behutsam.
Es war tatsächlich der junge Mann von der Rezeption, der auf mich wartete. Er zeigte ein etwas verlegenes Lächeln, und seine Haltung wirkte verkrampft.
»Und? Was ist los?«
»Jemand will Sie sprechen, Sir.«
»Wer und wo?«
»Eine – ähm – eine Frau. Sie wartet im Garten auf Sie.«
Ich dachte blitzschnell nach, was mich zu einer bestimmten Frage brachte.
»Hat diese Frau sehr helles Haar?«
»Das weiß ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich sie nicht gesehen habe. Sie hat sich telefonisch bei mir gemeldet. Sie weiß, dass Sie hier abgestiegen sind, und will mit Ihnen reden.«
»Gut, ich werde kommen.«
Nach diesen Worten schloss ich die Tür und drehte mich zu Suko um, weil ich gehört hatte, dass er sich auf dem Bett bewegte.
Er schlief nicht mehr und saß auf dem Bett. Als unsere Blicke sich trafen, nickte er und sagte: »Ich habe alles gehört.«
»Und weiter?«
»Rechne mit einer Falle.«
»Das sowieso. Ich mache mir mehr Gedanken darüber, wer mich sprechen will.«
»Das kann nur diese Hellblonde sein.«
»Ja.« Ich nickte. »Und wer ist sie?«
»Das weiß ich nicht. Jedenfalls keine normale Medusa, und ob es eine unnormale gibt, werden wir sehen.«
»Wir?«
»Ich bin dabei«, sagte Suko, »natürlich nicht offiziell. Ich werde mich zurückhalten.«
»Gut.« Ich ging an ihm vorbei und öffnete erneut das Fenster, um einen Blick in den Garten zu werfen, wo man mich ja erwarten würde. Es war nichts zu sehen. Die Dunkelheit hielt alles zugedeckt.
»Siehst du was?«
»Nein, Suko. Ich werde mich überraschen lassen.«
»Okay, ich komme etwas später nach, und du wirst mich nicht zu Gesicht bekommen.«
Ich nickte. Ich war bereit, mich auf ein gefährliches Pflaster zu begeben. Wer immer mich treffen wollte, diese Person war nicht zu unterschätzen.
Ich verließ das Zimmer und ging noch nicht los, sondern suchte den Absatz hier oben ab. Das konnte ich, weil das Licht brannte. Probleme gab es keine.
Ich fixierte die Treppe und schaute die Stufen hinab bis zum Ende.
Es war alles im grünen Bereich. Niemand wartete auf mich. Keiner wollte mich angreifen, und so ging ich die Stufen hinab, ohne besonders leise zu sein.
Ich kam unten an und sah den jungen Mann hinter der Rezeption. Er schaute mich an und hörte auch meine Frage.
»Wollen Sie nicht mal Feierabend machen?«
»Nein, ich habe Nachtschicht. Die mache ich freiwillig. Ich schlafe lieber am Tag, da sind meine Eltern dann hier.«
»Verstehe.«
»Die Frau jedenfalls hat sich nicht mehr gemeldet.« Er nickte mir zu. »Bestimmt wartet sie noch.«
»Das denke ich auch. Und ihre
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