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178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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gehörte den Piraten, da tat man gut daran, unbemerkt zu bleiben.
    Angeführt von Crologg wanderten sie nun in die Dunkelheit. Der Gang war so eng, dass ihre Schultern fast die Wände berührten. Hin und wieder versperrten steinerne Deckenbalken den Weg, und wer sich nicht rechtzeitig duckte, schlug mit dem Kopf an. Nachdem das mehrmals geschehen war, begannen die Treppen. Sie lagen stets unmittelbar hinter den Balken, führten mal drei Stufen hinunter, dann wieder vier Stufen hoch.
    Manchmal fehlten sie jedoch.
    Die Männer hatten sich bald darauf eingestellt, dass eine Unregelmäßigkeit über ihrem Kopf ein Hinweis auf Stolperfallen am Boden war, deshalb richteten sie den Blick nach oben. Doch auch das bot keinen Schutz: Crologg fluchte laut, als er ohne Vorwarnung auf eine Reihe langer Eisenspitzen trat. Wären die Männer nur zufällig in diesen Gang geraten, hätten sie ihn spätestens jetzt wieder verlassen.
    »Und so was nennt sich Tempel!«, schimpfte Crologg.
    Er stützte sich gegen die Wand und betastete seinen schmerzenden Fuß. Eine Eisenspitze war durch die Stiefelsohle gedrungen. Blut tropfte auf den Boden.
    Crologg verzog das Gesicht. »Warum muss ich eigentlich den Anfang machen? He, Gill! Komm nach vorn und lös mich hier ab!«
    »Äh – geht nicht, tut mir Leid!«, scholl es vom Ende des Trupps zurück. »Der Gang ist zu schmal, Cro! Hier passt keiner am anderen vorbei. Schick doch den Jungen vor!«
    »Wie spaßig«, knurrte Crologg. Daa’tan kannte als Einziger die geheimen Zeichen, und wenn ihm etwas zustieß, war der ganze Aufwand umsonst gewesen. Das Risiko wollte Crologg nicht eingehen, so drehte er sich um und humpelte weiter.
    Die Treppen wurden länger. Ihre Stufenzahl blieb unterschiedlich, doch nun änderte zudem der Gang an jedem Absatz seine Richtung. Es ging hinauf, hinunter, mal nach rechts und mal nach links. Bald schon konnte niemand mehr sagen, wo sie sich befanden. Crologg zum Beispiel war überzeugt, dass er sich der Tempelspitze näherte. Daa’tan glaubte, er sei noch ebenerdig unterwegs. Beide irrten sich.
    Wieder tauchte weiter vorn ein Deckenbalken aus der Dunkelheit auf. Crologg war vorsichtig geworden und schwenkte beim Gehen die Fackel auf und nieder. So entdeckte er den Stein noch rechtzeitig, der ihm sonst vielleicht die Kniescheibe durchbohrt hätte. Das Ding ragte wie ein langer Schlangenzahn aus dem Boden.
    Crologg rief eine Warnung über die Schulter. Laut und deutlich, denn die Männer hielten wegen der Fackeln gehörigen Abstand voneinander. Dann ging er an dem Hindernis vorbei, zögerte – und drehte sich noch einmal um.
    »Scheißding!«, zischte Crologg und trat mit Macht gegen den gierig auf ein Opfer zielenden Steinzahn. Die Spitze brach weg, der Stumpf kippte nach vorn. Crologg wandte sich wieder dem Gang zu, doch sein Grinsen wich einem Stirnrunzeln: Da war ein merkwürdiges Geräusch gewesen. Es klang, als hätte jemand einen schweren Brocken ins Wasser fallen lassen.
    »Was war das?«, rief Crologg, als auch schon die Antwort kam.
    »O bei Wudan! Edward! Edward!« Jacks Stimme überschlug sich fast. Auch Haid und Gill riefen nach dem Gefährten. Crologg reckte den Hals und sah die Drei am Boden knien mit ihren tanzenden Fackeln. Wen er nicht sah, war Edward.
    »Wo ist er, verdammt noch mal? Los, redet mit mir! Was passiert da hinten?«, brüllte er. Crologg lauschte auf das Durcheinander erregter Stimmen. Die Worte von Jack, Gill und Haid ergaben für ihn keinen Sinn.
    Angeblich war unter Edward überraschend eine Bodenplatte weggeklappt und hatte ihn in schäumendes Flusswasser stürzen lassen. Man hörte tatsächlich leises Rauschen, aber das musste etwas anderes sein. Wo sollte nahe der Tempelspitze ein Fluss herkommen? Crologg versuchte seine Gedanken zu ordnen, und das war schwierig bei dem Geschrei und diesem endlosen Klack-Klack-Klack. Da fehlte es gerade noch, dass Daa’tan unablässig an seinem Ärmel zupfte.
    Crologg fuhr herum. »Was?«, schrie er gereizt.
    Daa’tan zeigte hinunter ins Dunkel. Crologg senkte seine Fackel durch Spinnweben und Staub und entdeckte etwas Seltsames. An der Wand entlang hatten kleine rechteckige Steinklötze gestanden, hochkant und mit exakt dem gleichen Zwischenraum. Offenbar hatte etwas den ersten Stein umgeworfen und einen Domino-Effekt ausgelöst, denn mittlerweile lagen sie Oberkante auf Unterkante am Boden. Die Reihe begann in Höhe des zerschmetterten Schlangenzahns. Ihr Ende befand sich irgendwo weiter

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