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1784 - Rückzug oder Tod

Titel: 1784 - Rückzug oder Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verteilt über zwölf Levels und unzählige Stationen, dennoch trafen sie sich in größeren Gruppen meist nur an den Karussells oder in den Kantinen. Es sei denn, sie bildeten gemeinsame Reparaturtrupps.
    Vor Sievens' Augen tanzten bunte Schlieren einen verwirrenden Reigen. Nur ein paar Meter noch! Vergessen, was geschehen war - auf der anderen Seite von Zonder-Myry eine neue Arbeit beginnen, vielleicht auf einem anderen Level.
    Er war ausgelaugt, Hunger und Durst wühlten in seinen Eingeweiden. Er spürte pochende Schmerzen in seinem Arm und starrte entgeistert die blutigen Hände an, ohne zu begreifen, warum sie verkrustet waren.
    Die technischen Anlagen wurden beschädigt - hilf, sie zu reparieren! Wenn dir das gelingt, bringst du dem Universum den Frieden und das Leben zurück!
    Hörte er die Stimme wirklich? Oder bildete er sich das alles nur ein? Die Arme verschränkt und auf den Unterleib gepreßt, krümmte er sich vornüber. Immer noch war alles um ihn her in rasender, wirbelnder Bewegung gefangen.
    Du wirst deine ganze Kraft für die Arbeit einsetzen.
    ...für die Arbeit.
    ... arbeite!
    Heiß stieg es in ihm empor, zugleich ein bitterer Geschmack wie Galle. Er würgte und verkrampfte sich - und taumelte weiter.
     
    * 19. November 1220 NGZ.
    Äquatorialstation NETWORK.
    Eine vergebliche Suche; Schatten erwachen.
    Schon lange hatte Dao-Lin-H'ay nicht mehr diesen schalen Geschmack auf der Zunge gespürt, ein Gefühl bevorstehender Gefahr, das sie momentan weder greifen noch in Worte kleiden konnte.
    Erst als sie für einen Moment die Augen schloß, als in Gedanken Tek vor ihr stand und seine Finger sich in ihr Fell gruben, begann die unangenehme Beklemmung zu weichen.
    Jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach dem Terraner, nach seinen Berührungen. Vergeblich starrte sie in die Finsternis der Nische. Nicht einmal die Sensoren des SERUNS zeichneten. Da war nichts - weder eine banale Geheimtür, noch ein Transmitterfeld.
    Dao-Lin-H'ay stieß ein bedrohliches, tief aus der Kehle kommendes Knurren aus.
    Mit einer unwilligen Bewegung schüttelte die ehemalige Protektorin alle verwirrenden Gedanken ab und trat vorwärts.
    Schwärze - unbeschreiblich und allumfassend.
    Erloschene Wahrnehmungen - das Nichts.
    Irgendwann und irgendwo ein zaghafter Gedanke, nur schwerfällig sich der eigenen Existenz bewußt werdend: Wo bin ich?
    Keine Antwort.
    Erst nach Äonen ein Echo aus der Ewigkeit: Wo ...?
    Der Gedanke wuchs, er sog die Schwärze in sich auf und begann zu leuchten, wurde zur winzigen Flamme in der Unendlichkeit, die bald schon hell loderte.
    Doch mit dem Erwachen kamen die Schatten. Neugierig erst, danach lästig, unangenehm, fordernd - tödlich. Sie umtanzten Dao-Lin-H'ay wie Motten das Licht, sie entzogen ihr die Kraft, die sie brauchte, um zu leben.
    Vor ihr plötzlich fahle Farben, eingeblendete Kontrollanzeigen, die sich dem Warnbereich näherten.
    „Manuelle Desaktivierung der Lebenserhaltungssysteme", wisperte eine Stimme.
    „Kontrollbestätigung erforderlich."
    Die Schatten waren jetzt zum Greifen nahe. Verzerrte Fratzen, im Tod entstellt. Unheimlich und bedrückend.
    Ein Gesicht formte sich dicht vor Dao-Lin-H'ay. „Noen-Pih-Chen", registrierte sie entsetzt. Der Feuerleitchef war tot, umgekommen, als Tréogen angegriffen hatte. Aber die Totenliste umfaßte noch weitere Namen.
    „Ohne Kontrollbestätigung wird die Desaktivierungssequenz gelöscht."
    Die akustische Meldung brachte Dao-Lin-H'ay endgültig in die Wirklichkeit zurück. Nach wie vor war undurchdringliche Schwärze um sie herum.
    „Servo: Infrarotbild und Energietaster einspiegeln!"
    Die Bildfläche auf der Helminnenseite blieb matt.
    „Fehlerkontrolle!"
    „Syntronunabhängige Funktionen ohne Beanstandung", wisperte die Meldung an ihr Ohr.
    „Achte auf die Lebensform namens Tréogen!"
    Dao-Lin glaubte zu spüren, daß der Unheimliche auf sie lauerte. Ganz nahe schien er zu sein, brauchte nur die Arme auszustrecken, um sie zu zerfetzen.
    Verfluchte Finsternis! Während sie den Kombistrahler auf Desintegratormodus umschaltete, wich die Kartanin zurück. Vergeblich wartete sie darauf, schon beim zweiten Schritt wieder im hell erleuchteten Korridor zu stehen.
    Ringsum war Widerstand, eine zähe, nachgiebige Masse, die sich bei jeder Berührung enger zusammenzog. Wie ein Kokon, in den sie eingesponnen wurde.
    „Kara-Var-Neth!" rief sie. „Da-San-Khir!" Aber ihre Begleiter antworteten nicht. Statt dessen meldete der Servo steigende

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