1785 - Mandragoros Angriff
gefunden oder ich zu ihm. Ich hörte ihn in meinem Kopf, während ich zugleich aufs Wasser starrte und auch hinein, sodass ich sehen konnte, was sich dort tat.
Da gab es eine Bewegung. Ich rechnete damit, dass sich eine Gestalt zeigen würde, was jedoch nicht stimmte. Mandragoro hielt sich zurück. Er zeigte sich nicht, aber die Schatten, die sich wie Verästelungen durch das Wasser bewegten, das hatte was mit ihm zu tun. Nicht nur das, das musste er sein.
Er hatte kein Gesicht, wenn er nicht wollte, auch keinen Körper, und so hatte er sich dem Wasser angepasst.
Er hatte zu mir gesprochen. Das heißt, es war die Stimme in meinem Gehirn gewesen, und jetzt wartete ich auf die zweite Kontaktaufnahme, die einfach folgen musste.
Ich hatte mich nicht geirrt. Der Umwelt-Dämon beließ es nicht dabei, einfach meinen Namen zu nennen. Ich hörte in meinem Kopf so etwas wie ein Lachen.
»Ich wusste doch, dass wir uns treffen«, sagte ich, aber auch das nur in meinen Gedanken.
»Meinst du?«
»Jetzt ist es doch so weit.«
»Stimmt.«
»Und nun will ich wissen, warum du das getan hast, Mandragoro. Zwei Menschen sind gestorben. Das kann ich nicht so einfach hinnehmen.«
»Es ist nicht deine Sache.«
»Aber man hat mich geholt.«
»Das weiß ich.«
»Dann ist es meine Sache. Auf der anderen Seite will ich nicht gegen dich kämpfen. Ich will nicht dein Feind sein, wir müssen einen Kompromiss schließen.«
»Wir beide?«
»Wer sonst?«
»Nein, John Sinclair. Es gibt keinen Kompromiss mit mir, da irrst du dich.«
Das war eine Enttäuschung. So viel stand fest. Aber ich blieb hart, denn so wollte ich nicht mit ihm auseinandergehen und fragte deshalb: »Warum sagst du das?«
»Weil es stimmt.«
»Und warum stimmt das?«
»Ich bin es nicht gewesen.«
Das also war der springende Punkt, und wenn ich ehrlich war, dann hatte er recht. Es war nicht Mandragoro selbst gewesen, den Skip Holting gesehen hatte. Dieser Dirigent war jemand anderer gewesen, ein anderes Wesen, ein Monstrum ohne Namen, das sehr gefährlich war und das auf Mandragoros Seite stand und durch ihn eingesetzt werden konnte.
Ich wusste nicht mehr, was ich sagen wollte. Als Bittsteller wollte ich nicht auftreten, aber ich wollte auch nicht klein beigeben, und deshalb fragte ich: »Wer ist dein Helfer?«
»Er gehört hierher. Er ist einer aus dem Pandämonium, den ich in mein Reich geholt habe. Ich kann ihn einsetzen. Er ist der mächtige Zerstörer, und das wird er auch weiterhin beweisen. Die Bohrinsel war der Anfang, es gibt aber noch mehr, was er zerstören kann, um die Menschen wieder in die richtige Bahn zu lenken.«
»Was sollen sie tun?«
»Nichts mehr zerstören, nichts mehr bauen, aber auf die Warnungen hört man nicht, dazu sind sie zu arrogant. Aber wir werden ihnen noch zeigen, wohin es führt.«
»Dann wird es Tote geben?«
»Das wird sich nicht vermeiden lassen.«
»Und wann kommt der Zerstörer wieder?«
Ich hörte so etwas wie ein Lachen in meinem Kopf. »Du wirst ihn sehen, du hast ihn schon in der Tiefe hier gesehen, aber es ist nicht nur jemand für das Wasser, das solltest du wissen.«
»Dann kann ich ihn auch an Land erleben?«
»Ja, das kannst du.«
»Wann?«
»Sehr bald.«
»Und wo?«
Diesmal erhielt ich nur eine vage Antwort. »Dort, wo sich die Umwelt verändert. Erst das Meer, dann das Land, und wenn du dir und deinem Freund etwas Gutes tun willst, dann verschwinde so schnell wie möglich von hier, denn es kann sehr bald böse enden …«
Ich hatte alles gehört, obwohl niemand mit mir gesprochen hatte. Noch immer starrte ich in die Tiefe, aber da war nichts zu erkennen. Das Wasser schäumte herbei, doch ich konnte nicht sagen, dass es die ganze Zeit über weg gewesen war. Überhaupt war es schwer, zwischen echt und unecht zu unterscheiden. Ich war in einer Art Zwischenwelt gelandet, ohne die Wirklichkeit zu verlassen.
Jetzt hatte sie mich wieder. Unter mir spürte ich die Bewegungen des Bootes. Es tanzte weiterhin auf den Wellen, und ich musste zunächst mal tief durchatmen, um wieder in die Normalität zurückzukehren.
Ich drehte mich um.
Suko stand hinter mir. Er sagte nichts, er schaute mich nur an, und sein Blick war auf mein Gesicht gerichtet.
»Und?«
»Was meinst du?«
»Wie war es bei dir, John?«
Ich ging ein paar Schritte zur Seite und war froh, mich setzen zu können. Suko blieb an meiner Seite. Vom Ruder her schaute Skip Holting auf uns, kam aber nicht näher.
Ich wischte durch mein Gesicht.
Weitere Kostenlose Bücher