1785 - Mandragoros Angriff
von seinen Armen, und auch die sahen komisch aus.
Suko flüsterte mir zu: »Was ist das denn?«
»Keine Ahnung.«
»Sind das Arme?«
»Scheint wohl so zu sein.«
»Mich erinnern sie mehr an Stöcke, die erst noch bearbeitet werden müssen. Das sind ja Äste, von denen kleine Zweige abgehen. Ein toller Typ, wirklich.«
Dagegen war nichts zu sagen. Hinzu kam noch, dass wir es mir einer sehr großen Gestalt zu tun hatten, von der Größe und der Breite der Schultern her war er schon ein kleines Phänomen. Aber wie sah sein normaler Körper aus? Das war die große Frage, die wir uns stellten. Von ihm war nichts zu sehen, gar nichts. Es hing nur etwas von seinen Schultern herab nach unten und erreichte fast den Boden. Das war ein Umhang, ein Tuch, eine Kutte, ein Gewand, was auch immer, und aus dem Rücken an der Seite schauten die beiden Arme hervor.
Im nächsten Augenblick wurde alles anders.
Er bewegte sich.
Durch seine Gestalt ging ein Ruck. Ein sehr heftiger sogar, als wollte er alles abschütteln, was ihm lästig erschien.
Er kam auf die Beine. Dabei bewegte er sich nicht normal wie ein Mensch, er gab sich einen entsprechenden Schwung und stand.
Plötzlich war er vor uns.
Wir starrten ihn an. Ich musste in die Höhe blicken, um sein Gesicht sehen zu können.
Da malten sich keine Gefühle, keine Veränderungen ab. Es war ein Gesicht wie geschnitzt, und allmählich glaubte ich auch daran, dass dies zutraf. Ein Holzgesicht, das Ähnlichkeit mit dem eines Menschen hatte, der nicht aus Fleisch und Blut war.
Der Zerstörer war gekommen, und er war auch gesehen worden. Die restlichen Neugierigen, die noch geblieben waren, gaben keine Kommentare ab. Oder sie waren so weit weg, dass wir nichts hörten.
Helle Augen, kaltes Licht. Ein eisiger Blick, der sich senkte, ebenso wie die Arme. Ich hatte soeben darüber nachgedacht, wie groß die Gestalt wohl sein mochte, und war durch meine Gedanken etwas abgelenkt, da erwischte mich der Schlag mit dem, was bei ihm ein Arm sein sollte. Der Hieb war so raffiniert angesetzt worden, dass ich ihm nicht hatte entgehen können. Zudem flog ich in eine Richtung, die mir überhaupt nicht passte.
Ich rutschte nach vorn.
Und damit genau in den Krater hinein …
***
Es war letztendlich alles blitzschnell über die Bühne gelaufen. Das hatten auch Suko und Skip Holting erlebt. Dass es aber so schnell gehen würde, damit hatten sie nicht gerechnet. Plötzlich standen sie dem Monstrum allein gegenüber. John Sinclair war von dem Schlag erwischt und in den Krater geschleudert worden.
Wie es ihm dort erging, war für die beiden Männer nicht zu erkennen, denn sie mussten sich um sich selbst kümmern. Der Zerstörer war alles andere als ein Spaßvogel. Er würde jeden Widerstand aus dem Weg räumen, das war klar.
Suko reagierte schneller als der Ingenieur. Er packte Skip am Ärmel und schleuderte ihn herum. Danach fingen beide an zu laufen, und auch jetzt zerrte Suko ihn mit.
»Komm!«
»Und wohin?«
»Erst mal weg.«
»Was ist mit John?«
»Abwarten.«
Holting stellte keine Frage mehr. Er wusste, dass Suko der bessere Mann war und sich auskannte. Er folgte ihm, auch wenn es wie eine Flucht aussah.
Für den Mann von der Bohrinsel war so etwas völlig neu. Er war Techniker, er glaubte nur an das, was er sah und auch beweisen konnte. Aber hier sah er etwas, das in einen Film gehört hätte, in einen dieser Katastrophen-Schinken, die hin und wieder in der Glotze liefen und vor Jahren in den Kinos mal einen so großen Erfolg gehabt hatten.
Suko verließ sich ganz auf sich selbst und auf seinen Instinkt. Genau abgezählt hatte er die Schritte nicht, die er gelaufen war, aber er hielt an, und auch Skip Holting lief keinen Schritt weiter.
Als er stoppte, ging sein Atem schwer. Er hielt die Augen weit geöffnet, schüttelte auch den Kopf, als könnte er nichts, aber auch gar nichts begreifen.
»Was ist denn jetzt?«, keuchte er. »Wo ist das Monstrum?«
Die Frage war berechtigt. Suko, der sich ebenfalls umschaute, sah auch nichts.
Skip musste lachen. Sein Gelächter erreichte die letzten Gaffer, die es noch ausgehalten hatten. Sie allerdings reagierten nicht, einige hatten sich hinter oder auch in den Häusern versteckt und verfolgten von dort den Gang des Geschehens.
Nun gab es da nichts mehr zu sehen. Kein Monstrum hielt sich in der Nähe auf. Der Zerstörer blieb zurück in seinem Versteck, oder er war bereits dabei, das nächste Windrad aus dem Boden zu heben und es
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