1785 - Mandragoros Angriff
geschah. Wir hörten ein Knirschen, auch ein Rumpeln, das seinen Ursprung unter der Erde hatte. Alles hörte sich dumpf an. Ein schwacher Donner erreichte unsere Ohren, und wir schauten gebannt auf den mächtigen Turm mit seinen Flügeln.
Er erzitterte. Das Riesending kam nicht mehr zur Ruhe, weil es immer mehr Stöße bekam. Es sah aus, als wollte es sich senkrecht aus dem Boden lösen und dann irgendwie abtauchen.
Das trat nicht ein.
Der Turm stand noch.
Er kämpfte, doch es war klar, dass er den Kampf verlieren würde. Der Halt war nicht mehr vorhanden. Die Bewegungen wurden wilder, das Zittern nahm an Stärke zu, und dann war es so weit.
Er neigte sich.
Diesmal nicht in unsere Richtung, sondern in die entgegengesetzte.
So konnte das Windrad uns nicht gefährlich werden, aber wir merkten zugleich, dass sich im Boden und unter unseren Füßen etwas tat. Dort bewegte sich die Erde. Wir hörten ein Grummeln oder ein ähnliches Geräusch, bis das Windrad einen bestimmten Fallwinkel erreicht hatte. Da öffnete sich der Boden vor uns.
Und plötzlich mussten wir rennen.
Wir hatten einfach zu nahe an diesem Krater gestanden. Vor uns riss der Boden auf. Glücklicherweise lief es in Intervallen ab, sodass wir Zeit hatten, uns darauf einzustellen.
Ja, wir gaben Fersengeld. Mussten sehen, dass wir wegkamen. Die Vibrationen des Untergrunds bekamen wir noch mit, aber das war auch alles.
Wir selbst wurden nicht von den Beinen gerissen, aber wir hörten den Aufprall, als das Windrad zu Boden krachte. Ein Zittern, ein dumpfer Laut, dann war es vorbei.
Wir stoppten unseren Lauf und drehte uns um.
Jetzt lag der gefallene Riese vor uns. Nichts reckte sich mehr gegen den Himmel. Das Windrad lag vor uns wie ein getöteter Riese.
Wir schauten uns an und zuckten mit den Schultern. Dagegen etwas zu unternehmen war nicht drin. Suko sagte das, was auch ich dachte und sicherlich auch Skip Holting.
»Er wird nicht aufhören, bis alle Windräder am Boden liegen. Daran glaube ich fest.«
Wir konnten ihm nicht widersprechen.
Die Zuschauer hatten sich weiter in den Hintergrund verzogen. Unter unseren Füßen bewegte sich nichts mehr. Der Boden hatte sich wieder beruhigt. Kein Zittern mehr, die Normalität hatte uns wieder.
Ich wollte auch an diesen Krater heran und ging los, ohne den Freunden Bescheid zu geben. Etwas trieb mich an den Rand, als hätte ich aus dem Unsichtbaren hervor einen Anstoß bekommen. Ich ging nicht sehr schnell, war auch stets auf der Hut, denn ich rechnete mit negativen Überraschungen, blieb dann stehen und schaute in das Loch am Boden.
Es war nicht neu, ich hatte schon mal hineingeschaut. Hier aber war er irgendwie anders. Die Öffnung hatte ungefähr die gleichen Ausmaße wie die erste, und doch gab es eine Veränderung. Auf den ersten Blick wollte ich es nicht glauben, auf den zweiten schon, denn diese Veränderung blieb bestehen.
Am Boden des kraterähnlichen Lochs bewegte sich etwas. Und das war nicht normal …
***
Ich blieb auf der Stelle stehen, bewegte mich nicht und hielt den Atem an. Ich wusste nicht, wer oder was sich da im Boden bewegte, erfreuen aber konnte es mich nicht.
Da war etwas. Die Erde wirkte wie aufgewühlt. Sie fing auch an zu krümeln, kleine und auch größere Steine wurden zur Seite gedrückt, weil sie aus der Tiefe Druck bekamen.
Wer tat das? Was tat das?
Ich konnte keine Antwort geben. Ich musste abwarten. Ich musste auch hoffen, dass etwas so lief, dass es mir entgegen kam, aber das konnte ich nicht beeinflussen.
Der Boden bewegte sich. Ich sah die Steine, die durch den Druck von unten zur Seite geschoben wurden, damit etwas freikam, was sich dort verborgen gehalten hatte.
Es war ein Gesicht!
Zuerst konnte ich es nicht glauben, aber es war keine Täuschung. Dort unten im Krater zeichnete sich ein dunkles, hölzern wirkendes Gesicht ab. Es sah aus, als wäre es geschnitzt worden, und irgendwie passte es auch zu diesem Fall. Ob es groß oder klein war, konnte ich nicht so genau erkennen. Aber ich sah etwas anderes. Das Gesicht hatte ein menschliches Aussehen, es gehörte nicht zu einem Tier, aber es gab keine Bewegung darin. Es blieb starr, es war hölzern, aber ich sah auch noch etwas anderes. In den Augen schimmerte es. Man konnte da von einem hellen Licht sprechen, und ich wusste genau, wer sich hier zeigte.
Das musste der Zerstörer sein!
Bisher hatte ich nur das Gesicht gesehen. Der Körper blieb in der Erde. Ich rechnete damit, dass er sich auch in seiner
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