1785 - Mandragoros Angriff
verrückt.
Als wir die letzten Häuser hinter uns gelassen hatten, da gab es nur noch die mächtigen Schaufeln, die vor uns standen, sich gegen den Himmel reckten und sich auch drehten. Allerdings nicht in einem sehr schnellen Tempo.
Im Augenblick war es recht windstill. So kam es uns vor, dass sich die Flügel nur träge bewegten, aber es war zu hören, denn so nahe waren wir mittlerweile herangekommen.
Wusch – wusch – wusch …
So hörten sich die Geräusche an, wenn die Flügel an uns vorbeihuschten.
Wir hielten an. Das gefallene Windrad lag rechts von uns. Ein Flügel war abgebrochen, ein weiterer hatte sich in den Boden gebohrt. Einer schaute noch in die Höhe.
»Mein Gott, das darf nicht wahr sein …« Skip Holting schüttelte den Kopf. Er schob sich näher an den Krater heran und wir folgten ihm langsam.
»Das Fundament aus Beton ist herausgebrochen worden«, murmelte er. »Wahnsinn. Da muss eine Kraft am Werk gewesen sein, die ich kaum nachvollziehen kann.«
So dicht wie möglich traten wir an den Rand des Kraters heran. Stark bewegen durften wir uns nicht. Es hätte die Gefahr bestanden, dass wir abrutschten.
Vor uns war alles aufgewühlt worden. Das Unterste nach oben gekehrt. Es war kein Wurzelwerk zu sehen, denn das Windrad war ja von einer Betonplatte gehalten worden. Sie gab es auch noch, aber sie war gekippt und zeigte sogar Risse.
Meterbreit war der Krater und auch recht tief. Wir starrten gegen die lehmige Erde, und wir sahen auch die Steine, die dort in Bewegung gesetzt worden waren. Man hatte sie aus dem Innern der Erde gelöst und an andere Stellen geschafft. Große graue Steine, die sich jetzt verschmiert zeigten.
»Wer war es?«, murmelte Suko.
»Der Zerstörer.«
»Kann sein. Aber wo hält er sich auf?«
»Überall, habe ich den Eindruck.«
Skip nickte heftig. »Ja, er ist überall. Mal im Wasser, mal in der Erde. Kann man ihm überhaupt eine Grenze setzen?«
Es war eine Frage, die auch mich beschäftigte. Deshalb gab ich auch die Antwort.
»Ich glaube nicht, dass man ihm so leicht eine Grenze setzen kann. Er ist zu mächtig.«
»Wen meinst du denn? Den Zerstörer oder diesen Mandragoro?«
»Ich denke eher an Mandragoro. Er ist raffiniert, aber auch er weiß, dass er nicht überall sein kann, deshalb holt er sich immer wieder Helfer. Er ist zudem ein Beherrscher der Natur. Er ist jemand, der alles in den Schatten stellt.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich kann ihn auch nicht stoppen. Nicht mit normalen Mitteln. Er ist uns allen über. Er muss schon einsehen, dass er nicht unbedingt recht behält.«
»Und wie willst du das schaffen?«
»Durch Reden.«
»Ach?«
»Ja, durch Überzeugen. Anders ist es nicht zu machen.«
Skip war skeptisch. »Schaffst du das denn?«
»Keine Ahnung. Bisher kam ich mit ihm zurecht, aber jeder Fall liegt anders.«
»Das stimmt wohl.«
Ich wusste mir im Moment keinen Rat. Auch Suko sah nicht eben aus, als steckte er voller Optimismus. Wir standen hier in der zweiten Reihe, in der ersten hielt sich noch immer Mandragoro auf, der uns an der Nase herumführte. Uns und auch die anderen Menschen, die sich in einer bestimmten Distanz von der Unglücksstelle entfernt aufhielten. Sie alle schauten auf das gefallene Windrad, das wie eine Riesenplastik am Boden lag und bei dem sich nichts mehr bewegte.
Es war ein erster Warnschuss der anderen Seite gewesen, ich glaubte nicht, dass man sich damit zufrieden gab. Die dämonische Kraft würde sich ein anderes Ziel suchen, um noch mehr Zeichen zu setzen. Ich hoffte nur, dass die Häuser hier auf der Halbinsel verschont blieben und damit auch die Menschen.
Ein Geräusch schreckte uns auf. Es klang recht laut. Es war ein Wummern und Krachen, und schon sahen wir, dass sich ein weiteres Windrad bewegte.
Und zwar am Boden und nicht nur die Flügel. Es fing an zu zittern, aber das war nicht alles. Als wir die Menschen rufen hörten, da bewegte es sich bereits nach vorn. Es nickte uns entgegen, als sollten wir von ihm begrüßt werden.
Aber so nett war die Kraft in der Erde nicht. Als die ersten Zuschauer rannten, da wurde es auch für uns Zeit. Wir wollten auf keinen Fall zerschmettert werden und fingen an zu rennen.
Ich schaute dabei auch zurück und stellte fest, dass wir keinen Grund hatten, weit zu flüchten. Auch wenn das Windrad in unsere Richtung kippte, es würde uns nicht erwischen.
Aber wir schauten zu, wie es fiel. Es war schon ein Vorgang, der beeindruckte und auch nicht lautlos
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