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179 - Der rote Tod

179 - Der rote Tod

Titel: 179 - Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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verwöhnten ihn nach Strich und Faden. Im Augenblick befand er sich oben in seinem Zimmer, und Gwendolyn Lukas hoffte, daß er nicht schon wieder diese schrecklichen Schauerromane las. Wenn sie nur die Titelbilder sah, lief es ihr schon kalt über den Rücken. Und erst die Titel: »Nachts, wenn der Wolf heult«, »Der Würger aus der Hölle«, »Der Vampir-Killer«.
    Sie wunderte sich, daß der Junge bei so viel Horror überhaupt noch schlafen konnte. Sie hätte nach der Lektüre dieser Hefte nachts kein Auge mehr schließen können.
    Mrs. Lukas sah für ihre 60 Jahre noch sehr gut aus. Sie trug das weiße Haar kurz geschnitten. Andere Frauen in ihrem Alter verzweifelten an ihren vielen Falten und resignierten im erbitterten Kampf gegen sie. Gwendolyn Lukas hatte das Glück, kaum Falten zu haben, wodurch sie jünger aussah, als sie tatsächlich war.
    Sie schob den Kuchen vorsichtig auf einen großen runden Glasteller und bestreute ihn mit Puderzucker. Dann band sie die Schürze ab und verließ die Küche, um nach ihren Lieben zu sehen.
    Ihr Mann saß in seinem Lieblingssessel und las Zeitung. Er war wohl einer der wenigen, die das Blatt von vorn bis hinten lasen. Jede Zeile, jedes Wort. Sogar die Kleinanzeigen ließ er nicht aus.
    Er wußte nicht, daß sie ihn beobachtete, war in einen langen politischen Kommentar vertieft und schüttelte hin und wieder entrüstet den Kopf.
    Er trug eine olivgrüne Jacke und darunter einen weinroten ärmellosen Pullover, weißes Hemd, korrekt sitzende Krawatte. Immer tadellos gekleidet. Der typische Beamte, auch im Ruhestand. Das arbeitsreiche Leben hatte ihn geformt und geprägt. Sein Haar war weiß, aber immer noch dicht und gewissenhaft gekämmt. Schmal und gutmütig war sein Gesicht.
    Gwendolyn Lukas störte ihn nicht. Als er die Hand hob, um seine Brille zu richten, trat sie zurück und stieg die Treppe hoch.
    Gordon pfefferte den Roman, in dem er soeben mit roten Wangen aufgeregt gelesen hatte, unter den Schreibtisch, als seine Großmutter eintrat, aber sie hatte das Heft natürlich gesehen und schüttelte seufzend den Kopf. »Junge, Junge, mußt du immer dieses… Zeug lesen?«
    »Es ist kein Zeug!«
    Die Frau strich ihm das seidenweiche blonde Haar aus der erhitzten Stirn.
    »Es sind spannend geschriebene Geschichten«, behauptete der Junge.
    »Warum liest du nicht mal ein vernünftiges Buch?«
    »Vernünftig heißt - langweilig«, brachte es Gordon auf einen einfachen Nenner. »Ehe ich etwas Langweiliges lese, lese ich lieber gar nichts.«
    Gwendolyn Lukas holte den Roman hervor. »Die Rache des Skelett-Ritters«, las sie. »Gordon, muß das sein? Ich bekomme schon eine Gänsehaut, wenn ich mir diese gruselige Aufmachung ansehe.«
    »Warum liest du nicht mal so einen Roman?«
    »Ich werde mich hüten. Damit ich Alpträume kriege? Nein, vielen Dank, darauf kann ich verzichten.« Gwendolyn Lukas warf das Heft auf den Schreibtisch, als hätte sie Angst davor. »Ungeheuer, Skelette, Vampire und weiß der Kuckuck, was noch alles… Wie kann einem so etwas gefallen?«
    »Du würdest anders reden, wenn du einmal einen solchen Roman gelesen hättest«, behauptete Gordon.
    »Woher nimmst du bloß das Geld für diese Hefte?«
    »Ich tausche die Romane mit meinen Freunden aus.«
    »Laß bloß deine Mutter die Hefte nicht sehen, sonst kürzt sie dir das Taschengeld«, sagte Gwendolyn Lukas und verließ das Zimmer des Jungen.
    Im Wohnzimmer sprach sie dann mit ihrem Mann über das Problem, und James Lukas meinte, er würde sich bei Gelegenheit so einen Roman vornehmen und hinterher ein Urteil fällen. Falls er fand, daß diese Art von Lektüre nicht gut für die geistige Entwicklung seines Enkels war, würde er darauf achten, daß Gordon solche Hefte nicht mehr in die Hand bekam. Sollte er sie jedoch für unbedenklich halten, würde er das auch seiner Tochter gegenüber vertreten. Mit diesem Entschluß war Mrs. Lukas fürs erste einverstanden.
    Zu Mittag sprach James Lukas dann mit dem Jungen. »Oma macht sich um deine Bildung Sorgen«, sagte er lächelnd.
    »Man bildet mich genug in der Schule. Was ich in meiner Freizeit mache, sollte mir überlassen bleiben«, erwiderte Gordon altklug. Sein Großvater staunte manchmal darüber, wie gut sich der Junge schon auszudrücken verstand. Aus den Gruselromanen konnte er das nicht haben.
    »An und für sich ist dagegen nichts einzuwenden«, gab ihm James Lukas recht. »Du weißt, daß ich sehr tolerant bin und daß ich auf dem Standpunkt stehe,

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