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179 - Der rote Tod

179 - Der rote Tod

Titel: 179 - Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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daß man grundsätzlich alles lesen sollte, um das Gute vom Schlechten unterscheiden zu lernen. Ich mache dir einen Vorschlag, der meiner Ansicht nach fair ist. Du bringst mir eines der Hefte, und ich verspreche dir, es ohne Vorurteil zu lesen. Dann reden wir noch mal über die Sache.«
    Gordon war begeistert. »Darf ich den Tisch verlassen?« fragte er aufgeregt.
    James Lukas erlaubte es ihm, und er flitzte aus dem Zimmer und die Treppe hinauf. Kurze Zeit später kam er mit einem Roman zurück und legte ihn atemlos auf den Tisch.
    »›Der Panther-Mann‹«, las James Lukas und sah seine Frau schmunzelnd an. »Klingt interessant. Soll ich dir heute abend einige Passagen daraus vorlesen, Gwendolyn?«
    »Du willst wohl Witwer werden.« James Lukas wandte sich an seinen Enkel. »Deine Großmutter muß immer übertreiben. Sie ist eine sehr ängstliche Natur.«
    »Jeder kann eben nicht Nerven wie Drahtseile haben«, erwiderte die Frau und trug das Tablett mit dem Geschirr in die Küche.
    Am späten Nachmittag schlug James Lukas das Heft auf und begann zu lesen. Er mußte sich eingestehen, daß die Anfangsszene packend geschrieben war. Ehe er es merkte, befand er sich mitten im spannenden Geschehen, das ihn fesselte und sein Interesse wachhielt.
    Neben ihm brannte die Leselampe. Stille herrschte im Raum. Er war allein und nahm die unheimliche Atmosphäre des Geschriebenen bereitwillig in sich auf.
    An der Decke bildete sich unbemerkt ein kleiner glänzender Fleck. Er pulsierte und bewegte sich, wuchs, wurde breiter und länger. Er kroch auseinander, wurde aber nicht flacher und dünner. Das »Material«, aus dem er bestand, bekam ständig Nachschub.
    Rasch ergriff es von einem Teil der Decke Besitz. Das Zentrum befand sich über James Lukas, der die Brille abnahm und seine Augen rieb.
    Dann schloß er die Augen und machte eine kurze Lesepause. Er hatte heute seine Augen schon ein wenig überanstrengt. Was er bisher gelesen hatte, gefiel ihm.
    Bevor man etwas ablehnt, sollte man es kennen, dachte der weißhaarige Mann. Aber es ist einfacher und kostet weniger Zeit, wenn man etwas verdammt, sobald man es sieht. Manchen Menschen ist das lieber, als sich ein eigenes Urteil zu bilden.
    Lautlos wuchs der Schleim weiter.
    Er begann sich aufzutürmen, und in seiner Mitte bildete sich ein dunkles Auge, das den Mann unter sich grausam anstarrte. Doch James Lukas bekam von all dem nichts mit. Er hörte seine Frau in der Küche leise singen, ab und zu surrte der Handmixer. Gwendolyn war eine leidenschaftliche Köchin. Ein Mann kann von einer solchen Neigung nur profitieren, ging es James Lukas durch den Kopf.
    Das dunkle Auge verschwand.
    Hatte es genug gesehen?
    Der Schleim jedoch blieb. Er erreichte die Wohnzimmerecke und begann an den Wänden herabzukriechen.
    In dicken, schweren Klumpen hing er schon an der Decke. Nun rann er über die vielen Bücher, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten.
    James Lukas war stolz darauf, daß er die meisten davon gelesen hatte. Manche waren schlechter geschrieben als der Roman, den ihm Gordon geliehen hatte. Sie trieften vor Langeweile.
    Lukas kratzte sich am Knie. Seine Tragik war die Ahnungslosigkeit. Er befand sich in großer Gefahr, ohne davon auch nur den leisesten Schimmer zu haben.
    Der rote Schleim kroch soeben über ein Ölgemälde, das eine Straßenansicht zeigte. Es handelte sich um ein Original. Der Künstler war nicht bekannt und würde es wohl nie werden, denn Maler wie ihn gab es auf der ganzen Welt wie Sand am Meer. Lukas hatte das Bild vor 20 Jahren in Barcelona auf der Straße gekauft.
    Ohne das geringste Geräusch tastete sich der rote Killerschleim an sein Opfer heran. Über Lukas bildete sich eine riesige Schleimklaue, die sich dem Ahnungslosen langsam entgegenstreckte.
    Von hinten näherte sich die Höllenhand dem leicht nach vorn geneigten Kopf des rastenden Mannes…
    ***
    Wie immer, wenn wir fremden Besuch bekamen, verdrückte sich Boram. Schließlich bestand er nur aus Nesseldampf und wollte niemanden erschrecken.
    Ich führte Travis Cameron in den Salon und machte ihn mit Mr. Silver bekannt. Bevor wir uns setzten, fragte ich Cameron, ob ich ihm etwas anbieten könne.
    Er lächelte. »Früher hätte ich nicht nein gesagt, Mr. Ballard, aber man bleibt nicht ewig jung, muß mit der Zeit kürzertreten.«
    »Was führt Sie zu mir, Mr. Cameron?« fragte ich, sobald wir saßen.
    »Eine Geschichte, die Ihnen nicht gefallen wird«, antwortete der alte Mann. »Ich war

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