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179 - Der rote Tod

179 - Der rote Tod

Titel: 179 - Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Reporter, bin jetzt im Ruhestand. Wissen Sie, wie man mich nannte? ›Reporter des Satans‹.«
    Ich musterte ihn überrascht. »Deshalb kam mir der Name Travis Cameron bekannt vor.«
    Der Industrielle Tucker Peckinpah, unser Freund und Partner, besaß ein umfangreiches Archiv in seinem Haus. Er bewahrte dort alte Bücher, Zeitungen und Zeitschriften auf. Hin und wieder blätterte ich sehr gern in alten Gazetten, wenn ich meine nostalgischen Anwandlungen hatte.
    Ich erinnerte mich, nicht nur Travis Camerons Namen, sondern auch einige seiner haarsträubenden Berichte gelesen zu haben, die unter der Überschrift UNGLAUBLICHES! DER REPORTER DES SATANS BERICHTET erschienen waren.
    Er hatte schreckliche Abenteuer erlebt und darüber geschrieben. Man hatte ihm entweder geglaubt oder es als Fantasterei abgetan. Soviel mir bekannt war, hatte Cameron seine besten Storys sogar in Buchform herausgebracht.
    Er war in London zur Legende geworden. Heute jedoch kannte man ihn kaum noch. Die Zeitung, die seine sensationellen Tatsachenberichte veröffentlicht hatte, kam nach mehreren wilden Streiks in die roten Zahlen und aus dieser Krise nicht mehr heraus. Ein Konkurrenzblatt wollte Cameron haben, doch der war inzwischen des Kämpfens müde geworden und hatte schon vor der Einstellung seiner Zeitung mit dem Gedanken gespielt, sich aus Altersgründen von der vordersten Front zurückzuziehen.
    Er hatte einige Romane geschrieben, die sich jedoch nicht so gut verkauft hatten wie seine wahren Geschichten.
    Einst ein Held, heute vergessen. Das ist der Lauf der Welt, ging es mir durch den Kopf, während ich dem Reporter des Satans zuhörte.
    Er erzählte von einem Fall, der 33 Jahre zurücklag. »Ich war damals in Ihrem Alter, Mr. Ballard, und fühlte mich in der Form meines Lebens. Ich glaube… ich war wie Sie.«
    Ich hob erstaunt die rechte Augenbraue.
    Der Reporter des Satans schmunzelte. »Ich habe über Sie Erkundigungen eingeholt. Das stört Sie hoffentlich nicht. Sie sind Privatdetektiv, wohnten bis vor kurzem in Paddington, Chichester Road 22, Sie haben nicht nur Menschen unter Ihren Freunden, sondern auch einen Silberdämon, eine weiße Hexe, einen Nessel-Vampir… Und Sie haben sich auf eine ganz bestimmte Art von Fällen spezialisiert: Sie jagen Geister und Dämonen. Von Auftraggebern sind Sie unabhängig, weil der reiche Industrielle Tucker Peckinpah Sie auf Dauer engagiert hat. Sie sind ein erbitterter Gegner der schwarzen Macht. Man könnte Sie als Höllenfeind Nr. 1 bezeichnen.«
    Ich lächelte. »Sie machen immer noch Nägel mit Köpfen.«
    »Das Recherchieren liegt mir im Blut.«
    »Ich nehme an, Sie hatten einen wichtigen Grund, sich so eingehend mit meiner Person zu befassen«, sagte ich.
    »Der Grund ist dieser verdammte Fall, der 1956 Tom Harrington, meinen besten Freund, das Leben kostete. Wir kämpften damals gegen einen gefährlichen Schleimdämon…«
    Wir erfuhren die ganze erschütternde Geschichte. Sie nahm Travis Cameron so her, daß ich ihm ein Glas Wasser anbot. Er nickte dankbar und holte ein Tablettenröhrchen aus seiner Westentasche. Zwei Pillen rollten in seine Hand. Ich brachte ihm das Wasser. Er spülte die Tabletten hinunter und schüttelte langsam den Kopf. »Ich wußte, daß ich darüber nie ganz hinwegkommen würde. Es war zu grauenvoll.«
    »Wir können uns das sehr gut vorstellen, Mr. Cameron«, sagte Mr. Silver. »Aber Sie hatten damals wenigstens die Genugtuung, dieses Schleimmonster vernichtet zu haben.«
    »Das nahm ich an«, erwiderte Travis Cameron.
    Der Ex-Dämon und ich horchten auf.
    »Ich pumpte das Ungeheuer mit geweihtem Silberschrot voll. Ich zerfetzte es regelrecht mit meinen Schüssen. Als nichts mehr davon zu sehen war, dachte ich, gesiegt zu haben. Es verschwanden keine Menschen mehr, und niemand bekam das schleimige Monster mehr zu Gesicht. Aus. Vorbei, dachte ich. Wenn du die illegale Mülldeponie jetzt noch zuschütten läßt, kannst du diesen schleimigen Alptraum vergessen.«
    Die Grube wurde mit Erde gefüllt, und die Menschen verdrängten das Grauen ins Unterbewußtsein. Niemand sprach über die schrecklichen Vorfälle. Man tat so, als hätte es sie nie gegeben.
    Aber hatte Travis Cameron das Schleimmonster damals tatsächlich gekillt?
    Nach 33 Jahren kamen ihm zum erstenmal Zweifel, und deshalb hatte er mich aufgesucht. Er fühlte sich einem weiteren Kampf nicht mehr gewachsen. Seine Spannkraft hatte nachgelassen, die Reflexe ebenfalls, er war steif geworden. Er war der

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