1790 - Erst Feuer, dann Asche
hatte den Blick bemerkt und fühlte sich auch angesprochen. »Ja, es waren vier.«
»Aber Sie waren nicht dabei«, fasste ich zusammen.
»Das stimmt. Aber es gab die Aschereste. Ich habe ja einen verschickt. Und das ist die Asche von Vampiren gewesen, darauf verwette ich meinen Kopf.«
Ich hatte eine andere Frage und stellte sie. »Wo ist das denn passiert mit diesen vier Blutsaugern?«
»Nicht hier«, antwortete der Küster. »Aber in der Nähe. Ich hatte sie beobachtet. Dann haben sie mich gesehen und kamen mir zuvor. Sie haben mich quer durch das Gelände gejagt und mich dann auch stellen können. Ich hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen. Aber dann tauchte Assunga auf. Sie war wie ein riesiger Schutzschirm für mich. Schließlich blieb von den vier Blutsaugern nur Asche zurück.«
»Und jetzt kam diese hier.«
»Ja, sie war schlimm. Sie ging sogar in die Kirche und randalierte. Vampire in einer Kirche, das war mir auch neu. Da komme ich nicht mit, aber es ist nun mal so. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
»Und was war mit Assunga? Ist sie auch hier in oder an der Kirche gewesen?«
»Nein.«
Jetzt fragte Bill Conolly: »Sie wissen auch nicht, wie viele Vampire sich noch hier in der Gegend herumtreiben?«
»Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, warum sie überhaupt hier sind.«
»Ihretwegen«, meinte Bill.
»Wieso?«
»Weil Sie sie jagen. Das haben sie erfahren. Das wissen sie. Deshalb stehen Sie auf der Liste.« Bill schaute auch uns an. »Ist doch so. Oder nicht?«
»Das kann sein«, sagte ich. »Muss aber nicht.«
»Was dann?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Bill hob die Schultern. »Wahrscheinlich hat es mit seiner Vergangenheit zu tun. Wenn schon sein Vater und sein Großvater Vampire gejagt hatten, war es kein Wunder, dass die Blutsauger verrückt danach waren, ihn zu töten.«
Jerome Baxter nickte. »Außerdem habe ich habe viel gelesen.«
»Aha. Vampirgeschichten?«
»Auch.«
»Und weiter?«
»Ich las dann ein Buch über wahre Vampirgeschichten, die hier in Irland spielen. Sogar hier in der Gegend. Der Autor hat geschrieben, dass es sie auch heute noch gibt. Sogar mehr als früher, weil sie eine neue Anführerin haben.«
Da horchte ich auf und Bill tat es ebenfalls. Ich fragte weiter. »Wen kann er denn damit gemeint haben?«
»Das weiß ich nicht. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass es die Person gibt. Gewissermaßen ein weiblicher Dracula.«
»Kennen Sie einen Namen?«, fragte Bill.
»Assunga hat ihn mir genannt. Sie soll Justine Cavallo heißen.«
Bill schaute mich an. Ich nickte ihm zu. Wir beide hatten uns schon gedacht, dass es sich nur um Justine Cavallo, die blonde Bestie, handeln konnte.
»Ich denke, dass es noch nicht lange zurückliegt«, sagte ich. »Trifft das zu?«
Der Küster nickte.
»Wie lange?«
»Zwei Wochen.«
»Sehr gut. Und gibt es den Verfasser des Buches noch?«
»Natürlich.«
»Wo können wir ihn finden?«
»Nicht weit von hier. Er ist Ire. Er ist jemand, der sich mit der anderen Welt beschäftigt. Mit einer Welt, die man nicht sieht, weil sie hinter der Unsrigen liegt. Aber er weiß auch, dass es die gefährlichen Monster gibt. Wer das Buch liest und zuvor nicht an Vampire geglaubt hat, der wird eines Besseren belehrt werden. So und nicht anders ist es.«
»Das streiten wir nicht ab«, sagte ich. »Ich wüsste jetzt gern, wo er wohnt.«
»Nicht weit weg. Das hat mich auch gewundert. Das Schicksal hat wohl alles gut zusammengeführt.«
»Gibt es eine genaue Anschrift?«
»Nein, aber ich kann den Weg beschreiben. Sie fahren die Hauptstraße in Richtung Süden. Dann kommt irgendwann mal eine kleine Kapelle. Von dort führt ein Weg ins Gelände, der zu einem einzeln stehenden Haus führt. Dort wohnt er.«
»Sehr gut«, lobte ich, »hat er auch einen Namen?«
»Ja, er heißt Cedric Wayne.«
»Und man kann mit ihm reden?«
Der Küster grinste. »Wenn er gut drauf ist. Er ist aber auch jemand, der gern einen trinkt. Sie können ihm keinen größeren Gefallen tun, als ihm eine Flasche Wodka mitzubringen. Keinen Whisky, nur Wodka. Da ist er eigen.«
»Ja, danke. Ich denke, dass es reicht.«
Bill Conolly war an ein Fenster getreten, um einen Blick nach draußen zu werfen. Als er sich wieder umdrehte, zeigte sein Gesicht einen leicht sorgenvollen Ausdruck.
»Probleme?«, fragte ich.
»Wie man’s nimmt. Ich denke, dass wir sofort fahren sollten. Es ist nicht mehr so lange hell wie im Juni.«
»Das stimmt.«
»Wie weit ist es denn?«,
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