1794 - Die Zombie-Braut
wieder unter die Leute begab. Harry wusste auch, wie er vorgehen würde. Erst in sein Zimmer gehen. Danach eine Dusche nehmen. Sich dann umziehen, um sich für die Trauung bereit zu machen.
Wenn das geschafft war, würde er in die Kirche gehen und sich alles anschauen.
Eines aber würde er nicht vergessen – seine Waffe …
***
Sechzehn Uhr.
Es war die Zeit, an der die Trauung beginnen sollte. Es war abgemacht, dass der Bräutigam früher in der Kirche sein sollte, um dort auf seine Braut zu warten, die in einem feierlichen Akt in die Kirche geführt wurde.
Dirk hatte niemanden, der ihn führte. Er wollte es auch nicht. Das hier musste er allein durchziehen, wenn überhaupt. Es konnte auch sein, dass alles ganz anders ablief. Sicher war er sich nicht. Er war nur sicher, dass er sich nicht sicher sein konnte.
Geduscht hatte er sich. Und umgezogen ebenfalls. Er brauchte nur noch sein Jackett überzustreifen, in dessen Tasche auch die Ringe steckten.
Ja, die Ringe. Sie waren das äußere Zeichen für die Eheleute. Das Zeichen der Treue und des Gefühls, zusammenzugehören.
Stimmte das wirklich?
Vor Kurzem noch hätte Dirk dem zugestimmt. Jetzt dachte er anders darüber. Er fragte sich zudem, ob er alles richtig machte, wenn er heiratete.
Klar, er liebte seine Maria. Schon beim ersten Sichtkontakt hatte es bei ihm klick gemacht, aber dieses starke Gefühl war seit der letzten Nacht verschwunden. Da war er mehr ans Nachdenken gekommen, und nicht nur über seine Frau, sondern über alles, was mit der Hochzeit zusammenhing.
Diese Trauung, diese Verwandtschaft, die eigentlich nur aus Personen bestand, die zu Maria gehörten. Für ihn war nur Harry Stahl gekommen.
Okay, seine Eltern gab es nicht mehr. Geschwister hatte er auch keine, aber es gab noch einen Onkel und eine Tante. Auch Cousins und zwei Cousinen, denen aber hatte er keinen Bescheid gegeben. Er hätte ihre Adressen bestimmt herausgefunden, aber Maria war dagegen gewesen. Es fiel ihm jetzt wieder ein, wenn er daran dachte.
Komisch. Da hatte er nicht richtig reagiert. Es war ihm damals auch egal gewesen. Nun nicht mehr. Nichts war ihm mehr egal. Und auch die Hochzeit nicht. Er hätte sie normalerweise über sich ergehen lassen, auch um seiner Zukünftigen den Gefallen zu tun. Nun war er sich nicht mehr sicher.
Und Maria?
Sie war für ihn zu einem Problem geworden. Er dachte über sie nach, und das wollte er eigentlich nicht. Es kam automatisch über ihn, und das Nachdenken hing auch mit der Veränderung Marias zusammen. Er hatte sie als schlimme Gestalt gefühlt. Kein Gesicht mehr, sondern ein knöcherner Widerstand. Das konnte er nicht vergessen, obwohl es eigentlich unmöglich war.
Er verließ das Haus und trat hinein in den Sonnenschein. Der Himmelskörper meinte es besonders gut heute, und er setzte die Brille mit den dunklen Gläsern auf. Vom Haus her bis zur Kirche waren es nur ein paar Schritte. Vor der Kirche gab es einen freien Platz, der jetzt nicht mehr frei war, weil sich einige Hochzeitsgäste dort aufhielten. Männer und Frauen, die er nicht kannte. Maria hatte sie eingeladen, und erst jetzt wurde ihm bewusst, welch große Verwandtschaft und welch einen Bekanntenkreis sie hatte. Das war schon etwas Besonderes. Er hatte sich darüber zuvor keine Gedanken gemacht, jetzt aber traf es ihn wie ein mittelschwerer Schock, als er die Menschen sah. Da waren alle Altersklassen vertreten, nur Kinder sah er nicht.
Aber er wurde gesehen. Man nahm ihn zur Kenntnis, aber man sprach ihn nicht an. Man nickte ihm zu, man lächelte auch, was besonders die Frauen taten.
Dirk Rossmann nickte und lächelte zurück. Er fühlte sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut und fragte sich, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, schon jetzt in die Kirche zu gehen. Zurück wollte er nicht, das hätte komisch und auch irgendwie unsicher ausgesehen.
Er wunderte sich nur darüber, dass ihn niemand ansprach und sich vorstellte. Es wäre doch normal gewesen, wenn der eine oder andere zu ihm gekommen wäre und sich vorgestellt hätte, aber das war nicht der Fall. Sie schauten ihn an, begutachteten ihn, nickten mal oder lächelten auch.
Dann unterhielten sie sich weiter, und Dirk schnappte einige Sätze oder Worte auf.
»Wir sind gekommen …«
»Klar, kostet nichts.«
»Sie hat sich sehr großzügig gezeigt.«
»Stimmt«, sagte eine Frau. »Hier bekomme ich mehr als bei manchem Tatort, der hier am Bodensee spielt …«
Dirk hatte die Worte vernommen. Der
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