1794 - Die Zombie-Braut
konnte auch jemand flüstern, so genau war das nicht herauszufinden, und er wollte auch nicht den Starken spielen, sondern blieb zunächst liegen.
Er hörte ein Schnaufen.
Dann erreichte ihn eine Wolke aus Gestank. Es kam ihm vor, als wäre sie direkt in sein Gesicht geblasen worden, was nicht stimmen musste, aber er ging davon aus, dass sich die Gefahr in seiner unmittelbaren Nähe befand.
Es fiel ihm nicht leicht, aber er schaffte es, die Augen nur halb geschlossen zu halten. Die Stiche in seinem Kopf und die im Nacken wollte er ignorieren, was nicht einfach war.
Er hoffte, dass er bald wieder auf die Beine kam, ohne dass ihm die andere Seite noch etwas tat.
Aber wer war sie?
Er wusste es nicht. Er hatte sie nur gerochen, und das passierte jetzt wieder. Plötzlich war der Gestank sehr nahe. Er schien seinen Mund auszufüllen, und jetzt schaffte es Harry nicht mehr, seine Augen halb geschlossen zu halten, er riss sie auf und wollte sehen, was in seiner Nähe passierte.
Da stand ER!
Aber was für ein ER!
Eine Mischung zwischen Mensch und Unmensch. Gegen ihn war Frankensteins Monster eine Schönheit. Das Gesicht war halb zerfressen. Ein schiefer Mund, der nicht geschlossen war. Aus ihm drang der widerliche Gestank der Verwesung.
Und diese Fratze starrte Harry direkt an.
Der drehte in diesem Augenblick durch. Es war ihm alles egal, er nahm auf sich keine Rücksicht mehr. Dafür hatte er seine Kräfte gesammelt und stemmte sich vom Boden ab.
Blitzschnell bewegte er seine Hände, die er zu Fäusten geballt hatte. Und er traf dort, wo er hatte treffen wollen. Er rammte sie in das Fratzengesicht, das zuckend vor seinen Augen verschwand. Dann hatte er keine Kraft mehr und fiel wieder zurück. Er hoffte, dass die andere Seite ihn jetzt nicht angriff, denn bei seiner Schwäche war er wirklich verloren.
Nein, er wurde nicht angegriffen. Er hätte sogar noch Zeit gehabt, seine Waffe zu ziehen, doch darauf verzichtete er. Er wäre zu langsam gewesen, außerdem ergriff sein Gegner die Flucht. Darauf deuteten die Schrittgeräusche zumindest hin.
Harry blieb allein. Er wollte nicht mehr auf dem Rücken liegen bleiben und schaffte es, in eine sitzende Stellung zu gelangen, in der er auch blieb.
Allerdings hatte er mit einem Schwindel zu kämpfen. Deshalb musste er sich mit einer Hand abstützen. Keine Verfolgung. Er war viel zu schwach und wäre bald zusammengebrochen.
Aber wer hatte ihn da niedergeschlagen?
Harry hatte ihn nicht in seiner ganzen Größe gesehen, sondern nur sein Gesicht.
Ein Gesicht?
Nein, auf keinen Fall. Das war kein richtiges Gesicht gewesen, sondern eine zerfressene Fratze.
Eine Zombie-Fratze!
Der Begriff schoss ihm durch den Kopf, und ihm wurde heiß. Ein Zombie oder vielleicht sogar ein Ghoul hier auf dem Friedhof und nahe der Hochzeit und der Menschen?
Plötzlich musste er daran denken, was ihm sein Kollege Dirk Rossmann erzählt hatte. Das war alles andere als zum Lachen, wenn er darüber nachdachte.
Sollte sich hier etwas um die Hochzeit herum zusammenbrauen?
Nein, das war nicht der Fall. Harry ging jetzt davon aus, dass sich schon etwas zusammengebraut hatte. Und dabei musste sein Kollege im Mittelpunkt stehen.
Er verfluchte seinen Zustand der Schwäche und dachte wieder an den, der ihn niedergeschlagen hatte. Das war jemand gewesen, den er nicht mehr als einen normalen Menschen bezeichnen wollte. Dieser Zweibeiner hatte sich verändert. Er war zu einer Kreatur geworden, zu einem Zombie möglicherweise.
Bei diesem Gedanken spürte er den harten Druck im Magen. Ja, ein Zombie. Das passte genau zu seinem Job, der ihm nur außergewöhnliche Fälle bescherte.
Auch wenn es Harry nicht gut ging und er dicht davor stand, sich zu übergeben, er konnte sich jetzt nicht mehr länger ausruhen. Er musste hier weg, und er wollte zudem auch noch mit Dirk Rossmann sprechen.
Harry Stahl stand auf. Es klappte sogar recht gut, dann aber musste er sich an der Wand abstützen, um nicht wieder zu Boden zu sinken. Der Magen kam ihm hoch und nicht nur er, sondern auch der Inhalt. Harry musste sich übergeben. Es war sein Glück, dass er die Mauer als Stütze hatte, und als sein Magen leer war und er sich traute, sich wieder aufzurichten, da ging es ihm besser.
Er konnte atmen.
Tief sogar.
Er war froh. Harry war überzeugt, dass es nun wieder voran ging, und er schwor sich, die Augen offen zu halten und sich nicht noch einmal überrumpeln zu lassen.
Aber er brauchte noch etwas, bevor er sich
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