1794 - Die Zombie-Braut
eine Satz war schnell auf den anderen gefolgt. Er hatte nicht groß über sie nachdenken können, sie hatten ihn nur leicht irritiert.
Er wollte nicht näher über das Gehörte nachdenken. Nein, ihn sollte nichts stören. Für ihn war es jetzt wichtig, erst mal Ruhe zu finden, und das würde er in der Kirche können, die er betrat und dort sofort von einer wunderbaren Kühle umgeben war, die innerhalb des Gemäuers herrschte.
Der Schweiß in seinem Nacken kühlte ab. Unter seinen Armen klebte es, auf der Stirn hatten sich ebenfalls Tropfen versammelt, die er abwischte.
Er wusste, wohin er gehen musste. Nicht ganz bis zum Altar. Kurz davor befand sich die kleine Bank, die extra für das Paar aufgestellt worden war.
Es war keine große Kirche, aber größer als eine Kapelle, und sie hatte einen Mittelgang, durch den Dirk schritt. Rechts und links befanden sich die Bankreihen, die noch leer waren. Das würde sich bald ändern. Dirk war gespannt, ob sich der Pfarrer zeigen würde. Er hatte eigentlich damit gerechnet. Es war doch so üblich, dass der Pfarrer mit dem Brautpaar noch mal redete. Das war hier nicht geschehen. Er kannte den Pfarrer zwar, aber das war auch alles. Viel hatten er und Maria mit ihm nicht gesprochen.
Es war auch ein Punkt, der ihn störte, und Dirk mochte schon jetzt seine eigene Hochzeit nicht.
Und dann hörte er das Geräusch von Schritten. Er blieb stehen und schaute nach links. Von dort näherte sich ihm winkend eine Gestalt, die er als männlich identifizierte.
Das Winken galt ihm, und er blieb stehen. Er hörte den Ankömmling heftig atmen, sah ihn besser, er kam ihm fremd vor, dann blieb der Mann stehen, der tatsächlich das Gewand eines Priesters trug.
»Ach, da sind Sie ja.«
Dirk war leicht irritiert. »Pardon, was wollen Sie?«
»Ich werde Sie gleich trauen.«
Dirk wollte lachen. Er schaffte es nicht und hielt sich schon sehr zurück. Schließlich hatte er die richtigen Worte gefunden. »Pardon, ich bin etwas durcheinander. Sie sind doch nicht der Pfarrer, mit dem wir gesprochen haben?«
»Das ist schon richtig.«
Aha!, dachte Dirk, so falsch liege ich nicht. »Pardon, aber wer sind Sie dann?«
»Der Ersatzmann.«
»Aha. Und warum das?«
»Weil der Pfarrer nicht wollte. Er würde das nicht durchstehen, sagte er mir. Und so hat man mich engagiert.«
»Ah ja. Engagiert, sagen Sie.«
»Ja, engagiert. Haben Sie damit Probleme?«
»Nein, nein, das habe ich nicht. Ganz und gar nicht. Ich habe nur etwas nachgedacht.«
»Ja, das ist immer gut.« Der Pfarrer lächelte. »Dann können wir ja bald beginnen.«
»Genau, das können wir.«
»Bis gleich dann.« Ein letztes Nicken, ein letztes Lächeln, dann zog der Pfarrer ab.
Zurück blieb Dirk Rossmann. Er stand nicht mehr weit von der Bank entfernt und schüttelte den Kopf. Allmählich drang bei ihm die Erkenntnis durch, dass sich seine Situation gewandelt hatte und gar nicht mehr in die Wirklichkeit passte.
Eine Hochzeit, das schon. Doch bereits jetzt kam ihm die Hochzeit wie eine Farce vor. Da war der falsche Pfarrer. Er kannte zudem die Gäste nicht. Er fühlte sich plötzlich auf verlorenem Posten, und da waren auch die seltsamen Kommentare, die er sich hatte anhören müssen und über die er nachdachte.
Was tun?
Weg konnte er nicht mehr. Und er würde auch keine Zeit mehr haben, um mit seiner Zukünftigen über das Thema zu reden. Sie sah die Hochzeit bestimmt mit anderen Augen als er.
Egal, da musste er durch. Er hatte zugestimmt, und jetzt gab es kein Zurück mehr. Obwohl er sein Jawort noch nicht gegeben hatte. Da war noch immer was zu machen.
Er ging die letzten Schritte bis zur Bank, die für das Paar aufgestellt worden war. Dort würden sie stehen und auch knien müssen. Bis zum Altar war es noch ein Stück, und jetzt erst fiel ihm auf, dass der Altar verhängt worden war.
Und nicht nur er. Es gab auch keine Kreuze mehr zu sehen, denn auch über sie hatte man Tücher gehängt. Das wunderte ihn. Da suchte er nach einer Erklärung, aber er fand keine.
Und dann hörte er von außerhalb der Kirche die lauten Stimmen, die sich noch verstärkten, als die Hochzeitsgesellschaft die kleine Kirche betrat.
Jetzt konnte das große Theater beginnen …
***
Harry war froh, als er sein Zimmer erreicht hatte. Er hatte noch duschen wollen, was er nicht getan hatte. Dafür hatte er seinen Kopf unter Wasser gehalten. Die Kälte hatte ihm gut getan und seine Schmerzen gelindert.
Jetzt rieb er sein Haar trocken, schluckte
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