1794 - Die Zombie-Braut
waren mehr Gäste eingetroffen. Dirk sah einige bekannte Gesichter. Es waren Leute, die zur Seite seiner Frau gehörten. Kolleginnen und auch Freundinnen, die sich schon in Schale geworfen hatten und jetzt – bei prächtigem Sonnenschein – im Biergarten saßen.
Er wollte nicht von ihnen angesprochen werden und beschleunigte seine Schritte. Schon bald befand er sich außer Sicht und betrat durch die offene Tür das Haus.
Wenig später war er froh, die Tür zur Suite hinter sich schließen zu können. Den Grund wusste er auch nicht. An diesem Tag war alles anders, seltsam anders. Eigentlich hätte er sich auf den Tag hier freuen müssen, denn er war schließlich einer der beiden Hauptpersonen, aber er freute sich nicht. Das Gefühl in seinem Innern war ein ganz anderes. Er konnte es nicht richtig beschreiben. Lustlos wollte er es nicht nennen, doch ihn hatte eine gewisse Anspannung gepackt.
Leider negativ.
Er war ehrlich genug, dies zuzugeben. Man konnte auch von einem unguten Gefühl sprechen, und das war nicht grundlos in ihm hochgestiegen.
Er dachte an seine Erlebnisse in der Nacht. Waren das wirklich nur Träume oder Einbildungen gewesen? Das konnte er sich nicht vorstellen. So etwas träumte man doch nicht. Zumindest nicht von der Person, die man heiraten wollte.
Hier war etwas im Busch. Er konnte nicht wirklich an eine normale Hochzeit glauben, und doch musste er es durchziehen. Oder alles platzen lassen?
Das wäre eine Möglichkeit gewesen, aber das wollte er seinem Freund Harry Stahl nicht antun und auch den anderen Gästen nicht, die teilweise eine weite Anreise hinter sich hatten.
Er wünschte sich, dass die Hochzeit bald vorbei war, aber das lag nicht in seiner Macht.
Er ging zum Schrank, der begehbar war und schaute nach seinem Outfit. Er hatte sich für diesen Tag einen grauen Anzug gekauft, der im Schnitt an einen Smoking erinnerte. Der hatte ihm gefallen und war auch von Maria akzeptiert worden. Im Gegensatz zu ihm hatte sie sein Hochzeits-Outfit schon gesehen.
Ein weißes Hemd, eine Krawatte gehörte auch dazu, dunkle Socken und schwarze Schuhe. Das alles kam zusammen, das war auch nicht zu warm, darauf hatte er geachtet, und als er jetzt die Sachen auf das Bett legte, huschte so etwas wie ein verlorenes Lächeln über seine Lippen. Es passte so gar nicht zu einem erwartungsfrohen Bräutigam. Wäre sein Kollege Harry Stahl nicht gewesen, er hätte schon intensiver mit einem Fluchtgedanken gespielt. Er ärgerte sich darüber, dass er so dachte. Aber die Gedanken ließen sich eben nicht manipulieren. Das musste er einsehen.
Er trat hinaus auf den Balkon. Das herrliche Wetter war geblieben. Die klare Sicht passte auch dazu. Man konnte bei diesem Wetter nur gute Laune haben.
Er hatte sie nicht.
Sein Blick glitt zur nahen Kirche, deren Tür offen stand, als wollte der Bau die Hochzeitsgesellschaft schon jetzt einladen, einen Blick in die Kirche zu werfen.
Das tat auch Dirk Rossmann, aber es schaffte es nicht. Hinter der Tür war es einfach zu dunkel. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde er die Kirche betreten. Zusammen mit seiner Braut, der schönen Maria. Viele hatten ihn um diese junge Frau beneidet, doch er hatte es gelernt, die Dinge anders zu sehen.
Einige Hochzeitsgäste, die nicht im Biergarten saßen und sich auch nicht in den Zimmern aufhielten, standen noch auf dem Weg. Dirk fiel sein Kollege Harry Stahl ein. Den hatte er draußen nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich befand er sich in seinem Zimmer und zog sich um.
Das wollte Dirk auch tun. Zuvor brauchte er noch eine Dusche, um sich den Schweiß vom Körper zu spülen. Dann würde er sich verkleiden, so nannte er das Umziehen, und sich auf den großen Augenblick vorbereiten. Freude empfand er nicht. Dafür war ein anderes Gefühl vorhanden. Eine unbehagliche Anspannung …
***
Der Treffer gegen den Kopf war hart gewesen, und Harry hatte auch den Fall nicht vermeiden können. Aber er war nicht bewusstlos geworden. Zwar groggy, aber nicht weggetreten. Er lag nur am Boden und krümmte sich leicht zusammen. Wobei er tat, als wäre er weggetreten. Er wollte seinem Peiniger keinen Grund geben, noch mal zuzuschlagen.
Was passierte jetzt?
Harry hätte gern seine Waffe gezogen, doch es war im Moment nicht möglich, denn er konnte sich kaum bewegen. Er musste warten, bis es ihm wieder besser ging.
Jemand befand sich in seiner Nähe, das sah er nicht, das war nur zu spüren. Er hörte Geräusche. Es konnten Schritte sein, es
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