1794 - Die Zombie-Braut
zwei Tabletten und trat ans Fenster.
Vor der Kirche hatte sich die Hochzeitsgesellschaft bereits versammelt. Die Menschen standen zusammen, unterhielten sich oder schwiegen auch, und Harry fiel auf, dass sich keiner von ihnen euphorisch zeigte. Sie sahen aus wie Personen, die ihren Turn durchziehen und dann schnell wieder verschwinden wollten.
Das war schon komisch. Es sah alles aus wie immer, und trotzdem war es anders. Harry wusste nicht, warum dies so war, er nahm es hin, ebenso wie er auch seinen Niederschlag hatte hinnehmen müssen.
Wer hatte es getan?
Das war die große Frage, die er nicht beantworten konnte. Er hoffte aber, das später noch zu können. Und den Gestank nach Moder wurde er auch nicht richtig los.
Er schnappte sich sein Jackett und streifte es über. Harry trug keinen dunklen Anzug wie die meisten Gäste. Jackett und Hose bestanden aus einem leichten Sommerstoff, die für dieses Wetter ideal war.
Auf eine Krawatte hatte Harry auch verzichtet. Er fand sich in Ordnung. Bevor er das Zimmer verließ, schaute er noch mal in den Spiegel. Seine kleine Kopfwunde blutete nicht mehr. Er hatte sie auch nicht mit einem Pflaster zugeklebt.
Ob er schon jetzt die Kirche betreten würde, das stand noch nicht fest. Er musste sich erst mal anschauen, wie die Dinge lagen, dann konnte er reagieren.
Von seinem Kollegen Dirk Rossmann hatte er noch nichts gesehen. Er hielt sich auch draußen bei den Gästen nicht auf. Ob er schon in die Kirche gegangen war, wusste Harry auch nicht, doch er war sich sicher, dass er ihn treffen würde, schließlich gehörte er zu den Hauptpersonen.
War das noch eine normale Hochzeit?
So richtig konnte er daran nicht glauben. Allein sein Erlebnis auf dem Friedhof war schlimm gewesen, und er hatte den Eindruck, dass es zur Hochzeit dazu gehörte.
Und jetzt?
Es läutete keine Glocke.
Noch war Zeit, und Harry dachte tatsächlich darüber nach, noch einmal einen Gang über den Friedhof zu machen. Aber das ließ er dann doch bleiben.
Er ging den normalen Weg. Er durchquerte den Biergarten, der gut gefüllt war, und ging auf die Kirche zu, wo sich offenbar etwas tat, denn die Menschen gingen hinein.
Seine Sinne waren gespannt. Harry konnte einfach nicht anders. Er war zu sehr Polizist. Er folgte den Menschen langsamer, betrat aber noch nicht die Kirche. Das wollte er als Letzter tun und auch nach der Braut, die sich noch nicht gezeigt hatte.
Sicherlich wartete Dirk Rossmann auf sie. Er befand sich schon in der Kirche. Er brauchte auch von keinem hineingeführt zu werden, ganz im Gegensatz zu der Braut.
Und sie kam.
Sie war auch nicht allein. Ein älterer Mann ging neben ihr her. Sie hatte sich bei ihm eingehängt und sprach mit ihm.
Harry konzentrierte sich auf den Mann. Gesehen hatte er ihn noch nie, und er fragte sich, ob er der Vater der Braut war. Wenn ja, dann sah sie ihm nicht ähnlich. Er hatte einen kahlen Schädel und eine bleiche Haut. Hinzu kam eine gebeugte Haltung.
Vater und Tochter?
Im Leben nicht!, dachte Harry und nahm die Verfolgung auf. Das hieß, er ging den gleichen Weg wie sie und ihr Begleiter.
Um in die Kirche zu gelangen, musste der Besucher ein paar Stufen hochgehen. Dieses Hindernis hatten die beiden schon hinter sich. Sie befanden sich bereits in der Kirche. Jetzt hätte eigentlich der Organist eine Melodie spielen müssen, doch das geschah nicht. Es blieb still, was Harry wiederum wunderte, denn so etwas kannte er von anderen Hochzeiten nicht.
Es liefen einige Dinge quer. Hier war nur wenig normal.
Harry spürte immer wieder den Schauer über seinen Rücken laufen. Es kribbelte vom Nacken her abwärts. Ein Zeichen bei ihm, dass etwas im Busch war. Das konnte gut, aber auch schlecht sein, und wenn Harry an sein Erlebnis auf dem Friedhof dachte, tendierte er eher zum Schlechten.
Auch er betrat die Kirche und freute sich über die Kühle, die nach ihm griff. Draußen hatte die Sonne zu sehr gebrannt, in der Kirche konnte es einem nur besser gehen.
Harrys Augen gewöhnten sich schnell an die Lichtverhältnisse. Er richtete seinen Blick nach vorn und sah auch die nicht sehr breite Bank, die für das Brautpaar bestimmt war.
Jetzt sah Harry auch seinen Kollegen Rossmann. Der stand an der Bank, hatte sich umgedreht und schaute seiner zukünftigen Frau entgegen.
Ein Pfarrer wartete auch schon, und so hatte alles seine Ordnung. Nichts wies auf eine völlig andere Hochzeit hin, sogar die Orgel fing an zu spielen.
Jetzt passte alles.
Bisher hatte
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