1795 - Die Farbe Alenant
uns die Schubkraft für die Transmission gegeben. Das ist jedoch nicht die offizielle Version. Uns gibt es offiziell nämlich gar nicht."
4.
Vergangenheit: Alenant Vestibor wurde während des Fluges gut behandelt. Er bekam auf dem Jäger eine eigene Kabine zugeteilt, durfte diese aber nicht verlassen. Ornoch hatte ihm zwar versichert, daß er Gast und nicht Gefangener sei. Aber danach war Ornoch verschwunden und ihm nicht noch einmal begegnet.
Seine neue Kontaktperson war Breshon, ein schlanker, fast magerer Kospi, der nicht wie ein Kämpfer aussah und dessen Fähigkeiten mehr auf geistigem Gebiet angesiedelt zu sein schienen; entsprechend reich war die Farbpalette seines Gollups. Er war, wie sich herausstellte, tatsächlich alles andere als eine Kämpfernatur.
Breshon verstand es, bei geeigneten Gesprächspartnern fast ohne die Lautsprache auszukommen. Vestibor wäre ein solcher adäquater Partner vom Intellekt her gewesen, hätte er das entsprechende Hintergrundwissen gehabt. So bedurfte es jedoch vieler Erklärungen zu Farben, die Vestibor unbekannt waren. Außerdem war Breshon der Ansicht, daß Vestibor viel zuwenig ernst sowie frepper und sparsa sei. Breshon hatte für Übermut, Ausgelassenheit und Leichtsinn eine eigene Farbe, die Vestibor zuvor noch nicht gekannt hatte, mit der er in der Folge jedoch noch des öfteren konfrontiert wurde.
Breshon wiederholte, daß Vestibor kein Gefangener sei und ihm nie nach dem Leben getrachtet worden sei. Im Gegenteil, er habe den Status von sneese und sei eine ganz wichtige Person, die es zu etwas bringen könne. Seine sichere Verwahrung während dieser Reise sei reine Routine.
„Wohin geht die Reise?" wollte Vestibor wissen.
„Zuerst nach Lamnat", antwortete Breshon. Er signalisierte Vestibor gleichzeitig die Farbkreation sistin, die ein Gemisch aus Geheimnis, Tabu und Stillschweigen war und Vestibor daran gemahnte, nicht danach zu fragen, wo in Nanshui dieses Lamnat lag. „Aber das ist nicht dein eigentliches Ziel. Ich denke, für dich ist Ormaniko Endstation, aber das ist reine Spekulation. Ich gehe nämlich davon aus, daß du die Stelle einnehmen sollst, die Gonmoich zugedacht war. Es ist ein großer Schaden für uns alle, daß dieser geniale Wissenschaftler den Tod finden mußte."
Bevor Vestibor die nächste Frage stellen konnte, gebot ihm Breshon sistin Schweigen.
„Ich habe schon zuviel verraten", sagte Vestibors Kontaktperson abschließend. „Du wirst die Wahrheit zum gegebenen Zeitpunkt von kompetenter Seite erfahren. Ich bin nicht befugt, dir weitere Auskünfte zu geben."
„Nur noch eines, Breshon", bat Vestibor. „Bist du Agent der STUNTA? Und warum habt ihr meinen Elter getötet? Mußte er sterben, weil er nach dem Element Alenant geforscht hat?"
„Das sind drei Fragen zuviel", sagte Breshon setere. „Aber sei's drum. Du wirst ohnehin schon bald über alles aufgeklärt werden. Die STUNTA arbeitet in gewissen Bereichen für uns.
Unsere Organisation ist der Geheimen Abwehr jedoch übergeordnet. Wir sind in gewisser Weise die höchste Instanz im Imperium. Dein Vater wurde von uns nicht getötet - wir wollten ihn nämlich für unsere Arbeit gewinnen. Alenant ist jedoch kein Thema."
Mehr erfuhr Vestibor von Breshon nicht. Er bekam ihn während dieses Fluges nicht mehr zu sehen und traf ihn später unter ganz anderen Voraussetzungen wieder.
Die Reise dauerte insgesamt zwei Tage. Es gab mehrere Unterbrechungen, deren Sinn und Zweck Vestibor nur erahnen konnte. Entweder galt es, eventuelle Verfolger in die Irre zu führen und abzuschütteln, oder man mußte Verbänden der Roach ausweichen.
Am Ende des zweiten Tages wurde Vestibor von Robotern aus seiner Kabine geholt und in eine Planetenfähre überstellt. Diese brachte ihn aus dem Orbit, wo der Jäger geparkt war, zur Oberfläche eines ungastlichen, eisigen und sturmgepeitschten Planeten. Hier konnten Kospien im Freien nur in Schutzanzüge gehüllt überleben.
Während des Anfluges auf diese Welt hatte Vestibor ein unvergleichliches Erlebnis: Er wurde aus dem All Zeuge eines Sonnenaufganges über dieser lebensfeindlichen Welt, der für ihn zu einem unvergeßlichen Erlebnis wurde. Zumindest dachte er zuerst, daß es sich um einen Sonnenaufgang handelte.
Zuerst griffen kleine, blitzartig verästelte Strahlenfinger über den Planetenrand und tauchten die dünne Atmosphäre in silbriges Licht. Im nächsten Augenblick weiteten sich diese schüchternen Vorgriffe in die Nacht geradezu
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