1798 - Drei Henker für Sinclair
Er hat den Mord an dem Wirt mit angesehen. Aber er hat noch mehr getan. Er hat sich das Aussehen des Mörders einprägen können, wobei er nicht glaubt, dass er ein Einzelgänger ist, denn kurz zuvor hat er eine junge Frau gesehen, die mit dem Wirt sprach.«
»Okay, Sir, aber was habe ich damit zu tun?«
»Ach, das ist ganz einfach. Und erschrecken Sie nicht allzu sehr. Als die Frau mit dem Wirt sprach, ist mehrmals der Name Sinclair gefallen.«
»Kein Irrtum?«
»Nein, John, aber das sollte Ihnen der Junge selbst berichten. Ich gebe Ihnen die Nummer, über die er zu erreichen ist. Er wollte Sie aber anrufen.«
»Danke.« Ich notierte mit.
»Das war alles, was ich Ihnen sagen kann, und wenn Sie mich nach meinem Gefühl fragen, John, dann muss ich Ihnen sagen, dass wir uns auf etwas Hartes einstellen müssen.«
»Meinen Sie?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt. Seien Sie darauf gefasst, dass Sie gleich noch mal angerufen werden.«
»Ja, ich stelle mich darauf ein.«
»Dann sehen wir uns morgen, wenn nichts dazwischen kommt. Sie wissen ja auch, dass ich ansonsten immer im Klub zu erreichen bin. Aber das nur im Notfall.«
»Ich habe es mittlerweile kapiert, Sir.« Das war meine letzte Antwort gewesen, denn ich legte auf.
Lauder!
Ja, ich kannte den Ort. Dorthin hatten sich meine Eltern zurückgezogen. Sie hatten dort in einem alten Haus gelebt, das ich als eine Ruine geerbt hatte. Meine Eltern lagen auf dem Friedhof in Lauder begraben. Ich hatte schon einiges in diesem Ort oder auch in der Nähe davon erlebt, aber was sich jetzt dort zusammenbraute, das konnte ich nicht nachvollziehen.
Ich war lange nicht mehr in Lauder gewesen, um das Grab meiner Eltern zu besuchen. Da bleibt immer ein schlechtes Gewissen zurück, nun aber schien sich mal wieder etwas getan zu haben, und das im negativen Sinne. Aber der Name Sinclair stand mal wieder im Mittelpunkt. Da musste ich auf der Hut sein. Ich dachte nicht mehr daran, mir einen Film anzusehen, sondern wartete auf den Anruf aus Schottland.
Er kam auch. Es meldete sich ein gewisser Craig Quinn und kein Ethan.
Der Stimme nach zu urteilen war er ein erwachsener Mensch, und wenige Sekunden später hatte ich erfahren, dass es sich um den Vater des jungen Zeugen handelte.
»Sie müssen entschuldigen, Sir, aber hier wusste man sich keinen Rat mehr, als Sie anzurufen.«
»Ist schon recht. Worum geht es denn genau?«
»Um meinen Sohn.«
»Aha. Und weiter?«
Jetzt brauchte ich nicht mehr viel zu sagen. Dieser Craig Quinn redete wie der berühmte Wasserfall.
Es ging um seinen Sohn, der erst fünfzehn Jahre alt war und einen Mord beobachtet hatte. Der Wirt eines Pubs war umgebracht worden, und zwar nicht von der Frau, mit der er sich zuvor unterhalten hatte, sondern von einem Mann, der später gekommen war und auf den Jungen den Eindruck eines Piraten gemacht hatte.
»Das ist alles gut und schön, Mister Quinn, aber wäre es nicht besser, wenn ich einige Sätze mit Ihrem Sohn spreche?«
»Nein, das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Kann ich Ihnen sagen. Er ist noch nicht fähig, so normal über das Geschehen zu sprechen. Was er gesehen hat, das war grauenhaft, das war kaum zu verkraften. Das hätte auch einen Erwachsenen aus der Bahn geworfen. Ich kann nur sagen, dass Ethan große Angst hat.«
»Das kann ich verstehen, aber ich glaube nicht, dass der Killer wieder zu Ihrem Sohn zurückkehrt.«
»Das will ich hoffen. Der Frau ging es auch nur um Sinclair. Um Sie, Sir. Oder um Ihre Eltern, die hier wohnten.«
»Ja, das habe ich gehört.« Ich fragte den Mann nach den Beschreibungen der beiden Menschen.
»Ja, da hat er sich auch gewundert. Er hat von einem piratenartigen Aussehen gesprochen. Bei beiden. Bei ihr ebenso wie bei ihm.«
»Piraten?«, wiederholte ich.
»Glauben Sie mir und meinem Sohn nicht?«
»Schon, keine Sorge. Es ist nur etwas ungewöhnlich, wenn ich das so sagen darf.«
»Der ganze Mist hier ist ungewöhnlich. Das ist mir eigentlich alles egal, ich will nichts mehr damit zu tun haben. Verstehen Sie das? Es gibt hier keine Sinclairs mehr, die Unruhe bringen können, wie es früher der Fall gewesen ist. Sorgen Sie dafür, dass es so bleibt und nicht wieder alles von vorn anfängt.«
»Natürlich. Eine Frage noch.«
»Gut«, sagte er ungnädig.
»Weiß man mehr über diese Killer?«
»Nein.«
»Hat keiner den Wagen gesehen, den sie fahren?«
»So ist es. Auch mein Sohn hat ihn nicht zu Gesicht bekommen. Lauder ist anders geworden.
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