1799 - Er holt sie alle
Präsentierteller vor. Es wurde Zeit für sie, dass sie den Standort wechselte. Der Golf konnte mit seinem zerfetzten Reifen auch ohne Bewachung hier stehen bleiben.
Das ging ihr durch den Kopf, und sie sah auch, dass sich die meisten der Verkleideten in Richtung Ortsausgang bewegten, als wollten sie nach Toys Hill gehen. Das konnte durchaus sein. Dann kamen die von Toys Hill eben nach Ide Hill.
Cindy wollte nach Hause. Es steckte eine plötzliche Sehnsucht in ihr. Sie sah das Haus auch nicht mehr als spießig an wie sonst. Es war für sie Heim und Versteck zugleich. Dort wollte sie die Nacht abwarten.
Sie musste die Hauptstraße verlassen und in eine der Nebengassen eintauchen, die schräg vor ihr lag. Von der Seite her liefen noch zwei kichernde Kinder auf sie zu, machten sie aber nicht an, sondern liefen schnell weiter und verschwanden hinter einigen Bäumen.
Der Pub in Ide Hill hatte in einer Nacht wie dieser nicht geschlossen. Der Wirt hatte das Spiel sogar mitgemacht und ihn in Höllenloch umgetauft. Das Plakat flatterte über dem Eingang. Auch die erleuchteten Fenster waren beklebt. Der Wirt hatte sich für schwarze Fledermäuse und ebenfalls schwarze Totenschädel entschieden.
Sie ging am Pub vorbei, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, in ihm einen Schluck zu trinken.
Die Straße war leer.
Ihr kam niemand entgegen.
Noch einmal dachte sie daran, wie leer die Straße war. Und diesen Begriff verband sie auch mit einsam.
Das gefiel ihr plötzlich nicht mehr. Sie wollte nicht einsam sein, denn Einsamkeit bedeutete Gefahr, und eine Gefahr hatte sich hier etabliert.
Auch jetzt?
Ihr Haus hatte sie noch nicht erreicht. Es war nur noch die Hälfte der Strecke zu laufen, als sie stehen blieb.
Etwas hatte sie gewarnt.
Ein Lachen vielleicht oder ein Kratzen und Schaben, genau wusste sie es nicht. Vor sich sah sie die Einmündung des Wegs, den sie nehmen musste.
Das wollte sie tun.
Und plötzlich war er da!
Wie aus dem Nichts kommend stand er vor ihr. Er war als gefährliches Gespenst zu erkennen. Er trug die Kutte, die ihm zu weit war, und er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
Natürlich hielt er auch seine Sense in der Hand. Cindy schaute auf die Klinge, die in der Dunkelheit einen schwachen Glanz abgab und sich ansonsten nicht bewegte.
Cindy Dale atmete heftig. Sie dachte nicht mehr daran, die Flucht zu ergreifen. Dieser Anblick so dicht vor ihr hatte ihr schon einen mittelschweren Schock versetzt.
Jetzt bereute sie es, den Wagen verlassen zu haben, aber für eine Umkehr war es zu spät. Das würde die Mördergestalt nicht zulassen. Und sie musste wieder an die noch leeren Gräber auf dem Friedhof denken. Da war auch Platz für sie.
»Was willst du?« Sie wunderte sich darüber, dass sie sprechen konnte, und der Killer gab die Antwort auf seine Weise.
Er hob seinen rechten Arm, und dann hatte sie Hand den Rand der Kapuze erreicht. Sie hing tief ins Gesicht hinein, und mit einer schnellen Bewegung wuchtete der Killer die Kapuze zurück.
Das Gesicht lag frei.
Und Cindy schrie auf!
***
Eine Frau hatte ihnen die Tür geöffnet und sie hatten gesehen, wie sich ihr Gesichtsausdruck verändert hatte. Zuerst war er normal gewesen, doch dann waren ihre Züge entgleist, und die Frau hatte den Namen nur flüstern können.
»Brian?«
»Ja, Mrs Garner«, sagte Kate, deren Nachnamen sie von Cindy wussten. »Kennen Sie mich nicht?«
»Sie – du – hast hier gelebt?«
»Genau.«
»Dann bist du Kate Fisher.«
»Ja. Aber deswegen bin ich nicht hier, Mrs Garner. Wir haben Brian gefunden, und das Blut in seinem Gesicht ist echt, also keine Maske.«
»Ja, ja«, flüsterte sie. »Kommen Sie rein, bitte, warten Sie, ich gehe mal vor.«
»Danke.«
Kate und Johnny hielten den Verletzten fest, dem es immer schwerer fiel, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Er sagte auch nichts. Nur manchmal stöhnte er auf, und beim Gehen schleiften die Sohlen über den Boden.
Mrs Garner führte die drei Personen in ein großes Bad. Darin befanden sich zwei Hocker. Den einen besetzte Brian, den anderen seine Mutter, die sich die Verletzungen jetzt aus der Nähe anschaute.
»Mein Gott«, sagte sie nach einer Weile, »wie ist das nur passiert?«
»Wir wissen es nicht«, sagte Kate.
»Ja, das dachte ich mir. Ich werde die Wunden säubern müssen und denke, dass ich das auch schaffe. Dann müssen wir die Polizei anrufen. Das hier ist kein Scherz.«
»Stimmt«, sagte Johnny.
»Wisst ihr denn, wer
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