1799 - Er holt sie alle
wie ich so schnell an eine herankommen soll. Das ist das eine Problem, dann gibt es noch ein weiteres.«
»Und welches?«
»Von uns weiß keiner, wer sich hinter diese Maske verbirgt.«
»Ich weiß auch nicht, ob es einer aus dem Dorf ist oder aus dem Nachbarkaff.«
»So meine ich das nicht«, sagte Johnny und sprach schnell weiter. »Ich frage mich, ob wir es dabei mit einem normalen Menschen zu tun haben oder mit einem Dämon.«
»Was?«
Johnny erschrak. Er hatte wohl etwas zu laut gedacht und diesen Gedanken ausgesprochen. Mit dem Begriff Dämon konnte Kate bestimmt nichts anfangen.
Sie hakte nach. »Was hast du damit gemeint?«
Jetzt passte Johnny auf. »Ich habe die Taten des Mörders als dämonisch bezeichnet. Das passt doch in dieses Bild – oder?«
»Stimmt.« Sie schaute sich um. »Aber können wir hier bleiben? Ich meine an dieser Stelle?«
»Nein. Da ist der Verletzte im Wagen.«
»Ja.«
»Weißt du, wo er wohnt?«
»Nein. Er ist jünger als ich. Mit ihm habe ich auch nie zu tun gehabt.«
»Dann lassen wir ihn im Wagen sitzen.«
»Findest du das gut, Johnny?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Aber wir können seinen Eltern Bescheid geben, die sollen ihn dann abholen.«
»Gute Idee.«
Dazu kam es nicht mehr, denn auch Cindy Dale verließ den Wagen. Sie hatte etwas zu sagen und sprach von dem Verletzten, der erwacht war und aussteigen wollte.
Johnny und Kate liefen hin. Der Verletzte hockte noch auf seinem Sitz, aber nicht mehr ruhig. Er bewegte sich, er stöhnte, er flüsterte auch oder fluchte. Er hatte mit den Handflächen sein Gesicht berührt und dadurch das Blut verschmiert. Er sah die beiden Menschen, die sich um ihn kümmern wollten, und er hörte auch die Frage der jungen Frau.
»Können wir was für dich tun? Sollen wir dich nach Hause bringen?«
Er hatte verstanden. »Nach Hause?«
»Ja. Genau dorthin.«
»Es tut so weh …«
»Willst du nach Hause?«
»Ja, helft mir.«
Genau das hatten Kate und Johnny vor. Sie sorgten dafür, dass der Verletzte den Wagen verlassen konnte. Cindy schaute dabei zu. Johnny wies sie an, zurückzubleiben, und sie nickte.
»Wie heißt der eigentlich?«, fragte Johnny.
»Brian.«
»Okay, Brian. Kannst du mich hören?«
Brian, der im Griff der beiden hing, bejahte.
»Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist, aber du musst auch mal etwas von allein machen.«
»Was denn?«
»Nur gehen.«
Brian sagte nichts, aber er nickte, und er konnte tatsächlich seine Beine bewegen.
Johnny Conolly wusste, dass sie ein nicht eben alltägliches Bild boten, aber bei Halloween war alles möglich.
Es waren genügend schaurige Gestalten unterwegs. Seltsamerweise wurden sie nicht angemacht. Man ließ sie in Ruhe. Wahrscheinlich passten sie ins Bild.
»Ich hoffe, dass wir das Richtige tun«, sagte Kate Fisher. »Ein Toter reicht.«
»Mir auch. Aber leider will er mehr, viel mehr. Da sind doch vier Gräber ausgeschachtet worden. Drei sind noch frei.«
»Ich hoffe, nicht für uns.«
Johnny lachte. »Nein, dafür werden wir schon sorgen.«
Die normale Hauptstraße hatten sie verlassen. Was hier Gasse genannt wurde, war breit genug, um anderswo als Straße bezeichnet zu werden. Hier standen die Häuser versetzt und nie nebeneinander. Alle hatten einen Garten, der jetzt ein herbstliches Aussehen angenommen hatte.
»Was sollen wir seinen Eltern sagen?«, fragte Kate.
»Nicht die Wahrheit. Die würde man uns nicht glauben.«
»Was dann?«
»Wir sagen einfach, dass er einen Unfall gehabt hat und dass er Ruhe braucht.«
»Ist wohl am besten.«
Zwei Zombies mit schiefen Blutmäulern in ihren bleichen Gesichtern kamen ihnen entgegen. Sie hatten ihren Spaß, sie fauchten Kate und Johnny an und drehten um sie ihre Kreise.
Kate war nervös. »Haut ab.«
»He, das ist doch Brian.«
»Ja.«
»Und wie sieht der aus!«
»Fast wie echt.«
Die Zombies machten sich ihre Gedanken, was Johnny nicht so gefiel. »Es ist echt«, rief er den beiden zu. »Er hat sich verletzt, und wir sind dabei, ihn nach Hause zu bringen, reicht das?«
Die beiden ließen von Johnny und Kate ab. Sie wollte mit dem echten Grauen nichts zu tun haben, was Johnny und Kate sehr entgegenkam. Sie brauchten nicht mehr weit zu gehen. Es war gut, dass Cindy gewusst hatte, wo Brian wohnte, und so legten sie auch die letzten Meter gemeinsam zurück. Sie hatten eine Gegend erreicht, in der das Halloween-Geschehen kaum noch vorhanden war. Hier herrschte eine gewisse Ruhe, denn im Freien war kein
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