1799 - Er holt sie alle
ihm das angetan haben könnte?«
»Nein«, sagte Johnny, obwohl das nicht stimmte. Er wollte nicht über den Killer sprechen und Mrs Garner in Angst versetzen. Wichtig war, dass deren Sohn in Sicherheit war und sich vor keiner Sense mehr zu fürchten brauchte.
»Und wenn Sie einen Arzt holen könnten, wäre das auch nicht von Nachteil«, sagte Johnny.
»Nein, das vergessen Sie mal. Nicht in dieser Nacht. Außerdem haben wir hier keinen Arzt. Ich werde mich um ihn kümmern und sein Gesicht so gut wie möglich reinigen, und bei Ihnen möchte ich mich bedanken, dass Sie ihn mir gebracht haben.«
Kate lächelte. »Das war doch selbstverständlich. Aber wir müssen wieder weiter. Lassen Sie die Tür und die Fenster geschlossen. Befindet sich sonst noch jemand hier im Haus?«
»Nein, mein Mann ist nicht da.«
»Sie sollten sich vorsehen. Draußen läuft jemand herum, mit dem nicht zu spaßen ist und der auch keinen Spaß versteht.«
»Klar.«
Sie warfen noch einen letzten Blick auf Brian. Er saß auf seinem Hocker, stöhnte manchmal und tippte hin und wieder gegen sein Gesicht. Wenn er das tat, zuckte er bei jeder Berührung zusammen.
Mrs Garner ging noch bis zur Tür mit. »Was haben Sie denn jetzt vor?«
»Sag du es, Johnny.«
»Ja, gern. Wir schauen uns draußen um und suchen auch nach dem Typen, der Brian das angetan hat.«
»Ja, das würde mich auch interessieren. Wäre mein Mann jetzt hier, dann wäre er bestimmt mit Ihnen gegangen. Aber er ist in London die Woche über, er hat Schichtdienst und kommt immer nur unregelmäßig nach Hause.«
»Dann würde ich ihn auch nicht anrufen und ihm Dinge erzählen, die ihn aufregen.«
»Meinen Sie?«
»Es ist besser.«
»Gut. Ich warte mal bis morgen ab.«
»Wäre am besten.«
Johnny und Kate hatten hier nichts mehr zu suchen. Sie nickten Mrs Garner zum Abschied zu und gingen.
Johnny atmete tief durch.
»Was hast du?«, fragte Kate.
»Das lief ja besser ab, als ich dachte.«
»Meine ich auch.« Sie stupste ihn an. »Und was ziehen wir jetzt durch? Fangen wir einen Killer?«
»Das wäre schön. Mich würde auch interessieren, wer sich hinter dieser Kutte verbirgt.«
Kate Fisher nickte. Sie fasste nach Johnnys Hand und er spürte, dass seine Freundin zitterte.
»Was hast du?«
»Ach, mir ist das alles suspekt, ich habe das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist.« Sie blieb stehen und schaute Johnny an. »Ehrlich. So habe ich mir den Abend nicht vorgestellt, ich dachte, dass wir hier einen tollen Gruselspaß erleben könnten, aber nun ist daraus blutiger Ernst geworden. Und die Nacht ist noch längst nicht vorbei.«
»Das stimmt. Was möchtest du denn?«
Kate sah ihm offen ins Gesicht. »Ich will nicht mehr draußen bleiben, ich möchte mich verstecken.«
»Kann ich verstehen. Und wo?«
»Bei meinen Eltern. Bei mir im Haus. Das ist es. Da will ich hin. Es wäre doch toll …«
»Dagegen habe ich nichts.«
»Okay, dann tun wir das doch.«
»Moment, nicht wir.«
»Sondern?«
Johnny tippte sie an. »Nur du.«
Sie schluckte. »Ach«, flüsterte sie dann. »Wieso denn das?«
»Weil ich mir vorgenommen habe, den Killer zu fangen. Dieses Halloween-Gespenst darf einfach nicht mehr morden.«
»Ja, da hast du recht.« Kate musste schlucken. »Willst du ihn denn töten?«
Johnny sagte nichts.
»Ja, du willst ihn töten – oder?«
Beide waren jetzt an einem Scheideweg angekommen. Johnny wusste nicht, was er sagen sollte. Dafür hörte er die nächste Frage seiner Begleiterin.
»Hast du schon mal einen Menschen getötet?«
»Einen Menschen?«, sinnierte er.
»Ja, ich habe deutlich genug gesprochen.« Ihr Blick war plötzlich hart geworden.
Johnny gab eine Antwort, wich der Frage damit aber irgendwie aus. »Ich weiß nicht, ob wir es mit einem Menschen zu tun haben«, sagte er mit leiser Stimme.
»Wie?«
»Sieh es so an, wie ich es gesagt habe. Es muss nicht unbedingt ein Mensch sein.«
»Wie?« Kate war überrascht. Sie wusste nicht mehr, wie sie darauf reagieren sollte. »Wie kannst du so etwas sagen? Du hast ihn doch selbst gesehen. Ich habe ihn gesehen. Es war ein Mensch, auch wenn er eine Kutte und eine Kapuze getragen hat. Das ist doch kein Tier gewesen.«
»Ja, du hast recht.«
»Da bin ich aber froh. Aber eine Antwort hast du mir nicht gegeben. Oder ist der Mensch für dich nicht immer ein Mensch? Machst du da Unterschiede?«
»Die muss ich machen.«
»Und wieso?«
Johnny konnte ihr nicht die ganze
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