1799 - Er holt sie alle
ihren Nacken erwischte und sie wieder zurückschleuderte.
»Hoch mit dir!«
»Ja, ja, ich komme schon.« Ihre Wange brannte, aber als zu hart hatte sie den Treffer nicht empfunden. Eher etwas weich und seltsam klatschend.
Es kam daher, dass die Gestalt keinen normalen Körper hatte und mehr ein Schleimwesen war.
Sie rappelte sich auf. Diesmal tat der Kuttenträger ihr nichts. Und sie stellte fest, dass er nicht ganz so gelassen war, wie sie es gedacht hatte. Von irgendwoher hörte sie Stimmen. Sie waren aber weit entfernt, und wer in einer Nacht wie dieser um Hilfe schrie, der wurde nur ausgelacht, denn bei Halloween herrschten andere Regeln. Also konnte sich Cindy das auch abschminken.
Sie dachte wieder an Flucht, an ein schnelles Weglaufen. Das hätte sie auch geschafft, wenn sie normal in Form gewesen wäre.
Das war sie längst nicht mehr.
Er griff wieder zu. Seine feuchte Klaue hakte sich regelrecht in ihrem Nacken fest und bannte sie auf der Stelle.
Von hinten her näherte sich das bleiche Gesicht dem Kopf des Opfers.
Der Gestank nahm zu, dann hörte sie die Flüsterstimme dicht an ihrem rechten Ohr.
»Weißt du, wo wir jetzt hingehen?«
»Nein, aber du wirst es mir sagen.«
»Und ob ich es dir sage. Wir gehen jetzt auf den Friedhof zu meinen Gräbern.«
»Ich weiß.«
»Dort werde ich dich dann zu meiner Nahrung machen«, versprach er und lachte widerlich …
***
Johnny dachte, dass es in diesem Fall besser war, wenn er sich zurückhielt und seiner Freundin die Initiative überließ. Der Typ mit den goldenen Handschuhen hatte sich entfernt, er wurde auch nicht mehr gebraucht. Elton White war wichtig und die Schreinerei seiner Eltern.
Johnny wusste noch immer nicht, was Kate Fisher so antrieb. Er hatte nachgefragt, aber keine Antworten erhalten, die ihn zufriedengestellt hätten. Nur ein geheimnisvolles Lächeln.
Und sie hatte Elton angetrieben, sich noch mehr zu beeilen, was dieser auch getan hatte. Jetzt standen sie vor der Firma. Es gab keine hohe Mauer als Hindernis, sie konnten vom Weg her auf das Firmengelände schauen.
»Bis hier war alles okay«, sagte Kate Fisher. »Jetzt meine Frage. Du weißt, wo das Werkzeug aufbewahrt wird?«
»Klar.«
»Wo denn, Elton?«
»In der Halle dort.«
»Dann gehen wir da mal rüber, aber hüte dich davor, uns reinlegen zu wollen.«
»Nein, nein, was willst du?«
»In die Halle.«
»Und weiter?«
»Erst mal in die Halle.«
Elton White wusste jetzt Bescheid. Er war es auch, der vorging. Leicht geduckt fand er seinen Weg in den Hof. Er sagte nichts mehr, drehte dann nach rechts ab, wich einigen Holzstößen aus und näherte sich der Halle.
Johnny und Kate blieben hinter ihm. Johnny hatte seine Neugierde nicht abstreifen können.
»Was hast du denn vor?«
»Wirst du noch erleben.«
»Und du bist sicher, dass es das Richtige ist?«
»Ja, ich habe es mir oft genug durch den Kopf gehen lassen, es ist die einzige Chance.«
»Welche denn?«
»Wirst du noch sehen.«
Sie standen jetzt vor der Halle, die von der Dunkelheit eingebettet wurde. Das breite Tor war geschlossen, und Kate sagte mit leiser Stimme: »Jetzt sag nicht, dass du keinen Schlüssel hast.«
»Den habe ich auch nicht.«
»Ach, und weiter?«
»Wir können trotzdem hinein.«
»Hört sich ganz gut an. Wie denn?«
»Hier gibt es einen Zweitschlüssel.« Elton drehte sich nach rechts und ging dorthin, wo einige Blumentöpfe standen. Man hatte sie auf einen Tisch gestellt. Elton zählte sie genau ab und griff in einen hinein. Aus ihm zog er einen Schlüssel.
»Da!«
»Super, dann schließ auf.«
Der Schlüssel sah aus, als wäre er einfach nur ein krummer Haken. Aber das war ein Irrtum, denn er passte, und so konnte die Tür geöffnet werde.
Die drei betraten die Halle, in der sich ein typischer Geruch ausgebreitet hatte. Es gab wohl keine Schreinerei, in der es nicht nach Holz roch. Das war auch hier der Fall, aber es roch auch nach Farbe oder Öl.
»Soll ich das Licht einschalten?«
»Nein«, sagte Kate. »Ich will nur etwas Bestimmtes wissen.«
»Über das Werkzeug?«
»Ja.«
»Was willst du hören?«
»Es ist ganz einfach. Ich will eine Kettensäge haben. Die gibt es doch hier – oder?«
»Ja, haben wir.«
»Dann los.«
Jetzt wusste auch Johnny Bescheid. Eine Kettensäge also. In den ersten Sekunden dachte er darüber nicht weiter nach. Als er es dann tat, begann er zu schlucken.
Das merkte auch Kate. »Was hast du?«
Er lachte nur und flüsterte:
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