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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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übergeben hatte. Nun rollte er über das Deck und blieb vor ihren Füßen liegen. Sie verharrte bestürzt und fassungslos. Schließlich bückte sie sich und nahm ihn auf.  
    »Das ist ein Mord«, stellte sie mit Nachdruck fest.
    Der in Weiß wandte sich nach ihr um, doch Murchad löste sich aus seiner Erstarrung und schrie wütend: »Das ist ungeheuerlich! Das ist Mord! Das ist …«
    Wieder wurde das Messer geschwungen. Es fuhr dem stämmigen Seemann unter die Rippen. Dann sank auch Murchad, der Kapitän, vor ihr langsam in die Knie.
    »Erschlagt den Mönch und die Nonne und jeden von der Mannschaft, der sich weigert, unter meinem Befehl zu segeln«, rief der Weiße seinen Leuten zu, machte kehrt und schritt über das Deck, kaum dass Murchad hingestreckt neben Bressal lag. »Beeilt euch, sonst holt uns die Ebbe ein.«

KAPITEL 2
    Eadulf war als Erster zu einer Regung fähig. Fidelma stand wie angewurzelt und konnte das Gemetzel, das sich vor ihren Augen abgespielt hatte, nicht recht fassen; aber Eadulf packte sie am Arm und zerrte sie an die Reling. Der Schock des soeben Erlebten hatte ihn alle Übelkeit vergessen lassen. Unmittelbar neben ihnen schwirrte ein Pfeil und blieb im Holz des Schanzkleids stecken.
    »Spring und schwimm!«, schrie Eadulf. »Schwimm um dein Leben!«
    Er hievte Fidelma über Bord, stieß sie ins Wasser und sprang hinterher. Fast gleichzeitig schlugen sie auf die Wasserfläche auf, die Wucht des Aufpralls ließ ihren Atem stocken.
    Als Eadulf wieder hoch kam, drangen undeutliche Rufe an sein Ohr. Um ihn herum prasselte und spritzte es. Pfeile! Man nahm sie vom Schiff aus unter Beschuss. Beunruhigt schaute er sich um und entdeckte Fidelma, die nicht weit von ihm aufgetaucht war.
    »Nimm Kurs auf die Insel!«, rief er ihr zu. »Bleib solange du kannst unter Wasser, wir müssen möglichst unbeschadet außer Reichweite der Bogenschützen kommen!«
    Sie verschwendete weder kostbaren Atem noch Zeit auf eine Antwort, aber er wusste auch so, dass sie ihn verstanden hatte. Gerade noch rechtzeitig tauchte sie unter den nächsten Geschossen hinweg. Krampfhaft hielt sie den Amtsstab in der Hand und brachte es unter Wasser zuwege, ihn in ihren Gürtel zu stecken. Eadulf war sich darüber im Klaren, dass ihr Fluchtversuch misslingen konnte. Doch sich kampflos dem drohenden Tod zu stellen, verbot sich. In wenigen Minuten würden Piraten eins ihrer kleinen Boote fahrtüchtig gemacht haben und ihnen nachsetzen. Es würde für sie ein Leichtes sein, die beiden Flüchtenden einzuholen, die in den nassen, schweren Kleidern nur mühsam vorankamen. Das zusätzliche Gewicht behinderte sie ungemein, sie hatten das Gefühl, sich auf der Stelle zu bewegen.
    Verzweifelt versuchte Fidelma, sich das Übergewand abzustreifen. Sie war eine großartige Schwimmerin, tröstete sich Eadulf. Kaum dass sie und ihr Bruder Colgú laufen konnten, hatten sich die Geschwister in den wilden Wassern des Suir geübt, der an Cashel vorbeifloss. Sie schwamm besser als Eadulf, aber auch ihr waren durch die nassen Sachen die Gliedmaßen wie gelähmt.
    Jetzt hörte er es deutlich rufen. Ein Blick nach hinten zur Ringelgans bestätigte seine Befürchtung. Vom Schiff wurde ein Boot herabgelassen. Drei Männer kletterten hinein. Vermutlich waren sie bewaffnet. Das rettende Ufer der Insel war weit entfernt. Ihm wurde bange, doch die Angst wich sogleich einer verhaltenen Wut. Unvorstellbar, dass sein und Fidelmas Leben auf diese Weise enden sollten.
    Fidelma rief ihm etwas zu. Was, konnte er nicht verstehen. Wollte sie ihn warnen?
    Aufmerksam blickte er in alle Richtungen und erspähte vor ihnen ein kleines Segelboot, das auf sie zuhielt. Nur ein Mann saß darin, hockte hinten im Heck und betätigte die Ruderpinne. Schon wollte Eadulf sich unsichtbar machen und wegtauchen, doch da wurde er gewahr, dass der Mann eine Mönchstracht trug. Er lehnte sich über den Bootsrand, streckte eine Hand aus und hielt mit der anderen das Ruder. Automatisch griff Eadulf nach der hilfreichen Hand, verfehlte sie, konnte sich aber an das Heck des Gefährts klammern und wurde mitgezogen.
    Jetzt rief der Mann etwas, drehte sich um, ließ das Ruder los, bekam Eadulf an den Schultern oder besser an der Kleidung zu fassen und zerrte ihn über den Bootsrand zu sich hinein. Eadulf wusste nicht, wie ihm geschah. Mit seinem Gewicht im Schlepptau hatte das Boot an Fahrt verloren und war in der kurzen Zeit, in der das Ruder ohne Führung blieb, ins Schlingern geraten. Die

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