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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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dann?«
    »Ich versuche, in den Hafen von Argol zu gelangen, auf der kleinen Insel Hoedig querab vor uns. Wenn wir da anlegen, verabschieden sie sich vielleicht von dem Gedanken, uns zu entern. Die Leute dort könnten uns zu Hilfe kommen.«
    Doch schon war die Bark dicht hinter ihnen. Murchad hatte Gurvan gerade ein Kommando gegeben, als etwas durch die Luft schwirrte. Röchelnd stöhnte der wackere Mann auf. Erschrocken schauten alle zu ihm und sahen voller Entsetzen einen Pfeil im Nacken des Maats stecken. Blut floss aus Mund und Wunde. Er sank aufs Deck, und die Ruderpinne schwang lose umher.
    Hoel, einer der Matrosen, fasste sich als Erster, sprang zum Ruder und hielt es fest.
    Übers Wasser schallte etwas in der Sprache der Bretonen. Aus ihrer Zeit im Königreich Dyfed hatte Fidelma geringfügige Kenntnis der Sprache, aber zum wirklichen Verstehen reichte es nicht.
    »Dreht bei, sonst sterben noch mehr von euch!«
    Murchad, der mit der Sprache besser vertraut war, zögerte nicht und gab den Befehl, die Segel einzuholen. Fast schuldbewusst erklärte er Bressal: »Wir schaffen es nicht. Die Bogenschützen legen einen nach dem anderen um, ehe wir in den schützenden Hafen kommen.«
    Fidelma kniete neben dem hingestürzten Rudergänger, musste aber gar nicht erst den Puls fühlen, Gurvan war nicht mehr zu helfen. Kaum stand sie wieder neben Eadulf, begann der Überfall, Enterhaken wurden geschleudert, und mit Schwertern bewaffnete Männer kletterten hinüber auf die Ringelgans . Sie schwärmten über das Deck und trieben die Mannschaft zusammen. Bressal, dem einzigen Bewaffneten, entrissen sie die Waffe, ehe er sie noch zur Gegenwehr zücken konnte. Unglücklich und mit hängenden Schultern stand der junge Krieger da.
    Die Schiffe waren durch die Enterhaken aneinander gebunden, und plötzlich schwang sich eine biegsame, jungenhafte Gestalt an Bord. Sie war von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet, von den Lederstiefeln und Hosen bis zu einem wallenden Hemd und einer Kappe. Besonders auffällig war der weiße Kopfschmuck, der das Gesicht wie eine Maske verhüllte. Ein kurzes Schwert und ein Dolch, wie sie Handwerker trugen, hingen am Gürtel des Ankömmlings.
    Behende schritt die Gestalt auf Murchad und Bressal zu. Fidelma und Eadulf standen ein wenig abseits von ihnen. Ohne Murchads Crew aus dem Auge zu lassen, nahmen die Angreifer Haltung an; offensichtlich hatte der Neue Befehlsgewalt. Er blieb vor Murchad stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Nicht Murchad, der kräftig gebaut war und die schmächtige Erscheinung überragte, wirkte bedrohlich, sondern dieser Mensch in Weiß.
    »Schiffsname?«, bellte die Person. Die Stimme klang, als hätte sie den Stimmbruch noch nicht überstanden, und die Sprache war die in der Gegend übliche.
    »Gé Ghúirainn-Ringelgans« , gab Murchad verbissen zur Antwort.
    » Ah, iwerzhoniz! «
    Das eine Wort verstand Fidelma, es bedeutete »irisch«.
    »Welche Ladung?«, war die nächste, scharf gestellte Frage.
    »Salz von Gwerann.«
    »Holen? Mat!« Der Weiße grunzte befriedigt. »Du hast die Wahl, Iwershonad . Entweder du und deine Crew segeln das Schiff dorthin, wo ich und meine Mannen es befehlen, oder ihr sterbt auf der Stelle.«
    Das klang dermaßen kalt und sachlich, dass sie einen Augenblick brauchten, bis ihnen die Bedeutung der Worte aufging.
    Bressal wurde feuerrot. Er stellte sich vor Murchad. »Ich bin Bressal von Cashel, entsandt von König Colgú zu Alain, dem König der Bretonen. Hier ist mein Heroldsstab, Zeichen meines Amtes. Dieses Schiff und seine Ladung stehen unter dem Schutz des Vertrages, den die Könige geschlossen haben. Ich verlange …« Er verstummte mitten im Satz.                 
    Fidelma sah, wie seine Schultern ruckartig hochzuckten und er nach vorn kippte, als hätte man ihn in die Magengrube geschlagen. Ihr Vetter sank in die Knie und fiel zur Seite. Voller Entsetzen nahm sie das blutbefleckte Messer in der Hand der weißen Gestalt wahr.
    »Du irrst«, klang es höhnisch, »das Schiff und seine Ladung stehen unter meinem Schutz.«
    Einen Augenblick blieb es totenstill. Ungläubig und vor Schreck gelähmt blickten die Matrosen auf das Geschehene. Ein techtaire, ein Gesandter des Königs, galt im ganzen Land als heilig und unverletzlich. Selbst die bittersten Feinde verweigerten ihm nicht den Respekt. Der weiße Amtsstab war aus Bressals lebloser Hand geglitten, eben der Stab, den Fidelmas Bruder ihm vor der Abreise aus Cashel

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