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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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»Patientia vincit« , wies sie ihn gutgelaunt zurecht. »Habt noch ein wenig Geduld, und die Verräter lassen wir derweil an der langen Leine laufen. Bist du nicht auch der Meinung, Bleidbara?«
    Der junge Krieger war offensichtlich überfordert. »Ich vertraue dir, Lady, und werde ausführen, was du für richtig hältst.« 
    »Zur Stunde der Dämmerung werden wir die Ergebnisse unserer Nachforschungen in der Großen Halle darlegen. Dazu habe ich bereits die Erlaubnis König Alains erhalten, der inzwischen eingetroffen ist. Auch der bretat , der Richter, ist hier, den Bruder Metellus hat holen lassen. Ferner sind Betroffene wie Barbatil geladen worden, die auch anwesend sein müssen. Nur lässt sich jetzt, da die ›Taube des Todes‹ begriffen hat, dass der Plan vereitelt ist, dass ihr Schiff versenkt und kein Entkommen möglich ist, ihr nächster Schritt nicht vorhersagen. Wir wissen nicht, ob die Verschwörer dennoch in letzter Minute die unerhörte Tat verüben, mit der sie all die Verbrechen der vergangenen Wochen krönen wollten.«
    Bleidbara zuckte zusammen, und auch Eadulf konnte nicht verbergen, wie sehr ihn Fidelmas Worte verwirrten. »Die unerhörte Tat … worin soll die bestehen?«, fragte er.
    Fidelma schaute sie bedeutungsvoll an. »In einem Schurkenstreich sondergleichen, der Ermordung des Königs Alain Hir unter dem Familienbanner des mac’htiern auf Brilhag. Es ist der Versuch, einen neuen Herrscher auf den Thron der Bretonen zu bringen.«

KAPITEL 20
    In der Großen Halle von Brilhag drängten sich die Geladenen. Draußen wurde es langsam dunkel, so dass man Öllampen in reichlicher Zahl aufgestellt hatte, unglasierte irdene Behälter mit einer Ausbuchtung, die dem Docht Halt bot. Die flackernden Flammen rauchten und verbreiteten einen beißenden Geruch. Durch die vielen Menschen war es fast unangenehm warm. Die schweren Tische hatte man an eine Seite geschoben, um Platz für Stühle und Bänke zu schaffen. Vor der Feuerstelle war aus Brettern eine Art Podium errichtet, auf dem vier prunkvolle Armsessel standen, hinter jedem ein hoher, schmiedeeiserner Kandelaber mit brennenden Kerzen aus Bienenwachs.                 
    Die beiden mittleren Plätze waren König Alain und Riwanon vorbehalten. Sie gaben ein eindrucksvolles Bild ab – der rothaarige Herrscher über die Bretonen mit ernster Miene, seine hübsche Frau prächtig gekleidet, so dass sie die Aufmerksamkeit auf sich zog. Dem König zur Rechten saß Lord Canao, der mac’htiern von Brilhag und Alains enger Freund. Die Stirn sorgenvoll gekraust, wirkte er sehr nervös. Als er den Saal betrat, hatte sich unwilliges Gemurmel erhoben. Auf den Bänken waren die Einheimischen dicht zusammengerückt und warteten gespannt darauf, wie der König und sein bretat über den Fall Macliau richten würden. Riwanon zur Linken saß Budic, Sohn des Königs und Hauptmann der Leibgarde.
    Direkt vor dem König hatte sich zu ebener Erde ein älterer Mann mit leicht gebeugtem Rücken niedergelassen. Das war der bretat Kaourentin aus Bro-Gernev, der zur Verhandlung als unparteiischer Richter hinzugezogen wurde. Sehr vertrauenerweckend erschien er Fidelma nicht. Er hatte ein blasses, hageres Gesicht, eine Hakennase und machte einen ausgesprochen unfreundlichen Eindruck. Das einst vermutlich strohblonde Haar hatte eine schmutzigweiße Färbung angenommen; die langen Strähnen wurden im Nacken von einem Band zusammengehalten. Ihm gegenüber hatte Fidelma Platz genommen und neben ihr Bruder Metellus, dem wieder die Rolle des Übersetzers zukam. Auf der anderen Seite des Mönchs, schräg rechts vom Richter, stand eine Bank, die Eadulf, Bleidbara und Heraklius besetzten und damit Riwanon und Budic als ihr Gegenüber hatten. Auf einer vorderen Bank, Alain und Lord Canao gegenüber, hockte Macliau mit trotzig hochgerecktem Kinn, wie ein störrisches Kind, das die Strafpredigt von seinem Vater erwartet. Seine Schwester Trifina neben ihm ließ die Schultern hängen und schaute unbeteiligt vor sich hin.
    Auf den Bänken hinter dieser Gruppe erkannte Fidelma in der Menge Barbatil, den Bauern und Vater von Argantken, Coric, seinen Freund, die alte Aourken. Weiter hinten sah sie den wettergebräunten Hoel, der jetzt zum Kapitän der Ringelgans aufgestiegen war, mit Wenbrit, dem Schiffsjungen, sowie weitere Mitglieder der Mannschaft. In den anderen Versammelten mutmaßte sie Ansässige von der Insel und Klosterbrüder von der Abtei. Ringsherum an den

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