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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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er reist auch immer wieder hin. Erst vor kurzem ist er von so einem Besuch zurückgekehrt. Man sollte meinen, solche Besuche in der alten Heimat würden ihn milder stimmen, doch im Gegenteil, sie machen ihn nur noch mürrischer und verbissener. Man erzählt sich, er habe bei seiner Rückkehr über die lockeren Sitten an König Alains Hof gewettert, eine Bedienstete aus der Provinz würde dort Hurerei treiben mit des Königs Sohn.«
    »Abt Maelcar sucht also sein Seelenheil im frommen Lebenswandel in völliger Abgeschiedenheit?«
    Aourken warf ihr einen vielsagenden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Nicht weit von hier liegt ein Insel, die wir jetzt Ome Manach’h, Insel der Mönche, nennen. Die hatte Maelcar anfänglich aufgesucht und sich bemüht, wie ein Eremit zu leben. Lange ausgehalten hat er es aber nicht und ist wieder zur Abtei zurückgekehrt. Dort hat er sich dann so gottesfürchtig aufgeführt, dass der alte Abt ihn zu seinem Verwalter gemacht hat. Alle in der Gemeinschaft haben ihn geachtet, und als der alte Abt starb, haben sie ihn gewählt. Kaum hatte er das Amt übernommen, vertrieb er sämtliche Frauen aus der Abtei, und die verbliebenen Männer mussten Keuschheitsgelübde ablegen und die Benediktinerregel befolgen. Und so läuft es in der von Gildas gegründeten Abtei auch heute noch.«
    Bruder Metellus hatte schon mehrmals nervös gehüstelt. »Ich muss mich noch um etliche andere Dinge kümmern, muss ein paar Sachen beschaffen, die ich für meine Rückkehr nach Hoedig benötige«, entschuldigte er sich. »Ich lasse euch jetzt in Aourkens Obhut, meine lieben Freunde, und komme später wieder her.«
    Als er fort war, verriet ihnen Aourken: »Der arme Bruder Metellus. Er stammt aus Rom und gehört auch zu denen, die sich veranlasst fühlen, ein widernatürliches Leben zu führen, und denken, damit unserem Glauben zu dienen. Warum hat Gott Männer und Frauen geschaffen? Doch wohl nicht, weil er wollte, sie sollten wie Eunuchen ihre Tage verbringen.« Sie lachte über ihren Witz und führte die Gäste in ihre düstere, aber anheimelnde, aus Steinen gebaute Wohnstatt, zeigte ihnen die Kammer, in der sie schlafen würden und wo sie sich waschen konnten. Nicht lange, und sie saßen draußen auf einer Holzbank, denn der Nachmittag war angenehm warm. Witwe Aourken stellte ihnen einen
    Krug mit Cidre hin und Becher dazu und bewirtete sie mit frisch gebackenem Brot, Ziegenkäse und Äpfeln.
    Sie selbst setzte sich auf einen Schemel neben der Tür, zog einen Sack mit Wolle zu sich heran und nahm einen Rocken und eine Spindel. Dann griff sie sich eine Handvoll Wolle, schlang sie lose um den Rocken, zwirbelte mit der linken Hand die Wolle zu einem Faden, der auf die mit der rechten Hand gehaltene Spindel lief. So schnell, wie sie ihre Finger bewegte, schien es ein Kinderspiel, die Wolle zu Garn zu spinnen. Sie tat es völlig selbstsicher, ohne nachzudenken, und redete dabei unablässig.
    »Das Garn bringe ich zu meiner Base, die wohnt dahinten in der Hütte. Sie webt daraus Stoff für meine Kleider.«
    »Hältst du auch selber Schafe?«, fragte Eadulf.
    »I bewahre, nein. Ich habe ein paar Ziegen. Ich tausche Ziegenkäse und -milch gegen Wolle.«
    »Ich stelle es mir recht schwierig vor, so zu leben ohne … ohne …«, Eadulf geriet ins Stocken.
    »Ohne Mann, meinst du? Mein Mann war ein tüchtiger Fischer. Er und zwei andere ertranken, als ihr Boot zertrümmert wurde in der Einfahrt zum Morbihan, dem Kleinen Meer, wie wir es nennen. Die Flut kommt da sehr schnell herein, manchmal so schnell, dass sich keiner in Sicherheit bringen kann. Eins von den Fischerbooten geriet in Seenot. Mein Mann und seine Freunde wollten die Männer retten, doch ihr Boot wurde gegen die Felsen geschleudert und gänzlich zertrümmert, und sie ertranken. Das Meer ist ein unerbittlicher Lehrmeister. Aber die Fischersleute in unserem Dorf achten darauf, dass ich immer was abkomme von ihrem Fang und es mir an nichts fehlt. Ich versorge sie dafür mit meinem Ziegenkäse. So leben wir eben hier.«                 
    Fidelma nickte verständnisvoll. »Auch bei uns zu Hause halten die Menschen ähnlich gut zusammen«, sagte sie, schaute sich um und fügte hinzu: »Du wohnst hier an einem günstigen Fleck.«
    »Ja, wir leben in einer geschützten Ecke«, stimmte ihr Aourken zu.
    »Haltet ihr euch auch kleine Haustiere?«, wollte Fidelma wissen. »Bei uns hängen viele Leute ihr Herz an Schoßhündchen und der

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