Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
in unserer Sprache. Wenn du es sehen willst, musst du auf die Nordseite der Halbinsel gehen. Du kannst aber auch westwärts wandern auf die Landzunge Noalan zu. Zunächst kommst du an einen Hügel, ›Kleine Anhöhe‹ heißt der bei uns. Auf der Kuppe stehen große Steinplatten, die in der Vorzeit aufgerichtet wurden. Das Grab eines bedeutenden Königs war dort, haben uns unsere Altvorderen erzählt – deshalb spricht man auch heute noch von Tumiegs Grab. Von da oben überschaust du die ganze Halbinsel, und dein Blick schweift über das Kleine Meer mit all seinen Inseln.«
    »Wie viele Inseln, glaubst du, gibt es da?«, fragte Eadulf.
    »Für jeden Tag des Jahres eine, wird oft gesagt. Aber gezählt hat sie wohl niemand. Mein Mann hat gemeint, keine hundert sind es, selbst wenn man die riesigen Felsblöcke mitzählt, die aus dem Wasser ragen.«
    Beinahe hätte Eadulf vor Erstaunen gepfiffen. »Ist ja eine ganz schöne Menge. Sind auch größere darunter?«
    »Ein paar davon sind so groß, dass Leute darauf wohnen.«
    »Wie weit von hier ist es bis zu der Anhöhe, von der man das Kleine Meer sehen kann«, erkundigte sich Fidelma ungeduldig.
    »Drei Meilen, und der Weg dahin ist gut.«
    Fidelma schaute zum Himmel, doch Eadulf, der ahnte, was sie vorhatte, warnte: »Es ist zu spät, um jetzt loszugehen und noch vor Einbruch der Nacht zurückzukommen.«
    Aourken unterstützte ihn. »Bruder Eadulf hat recht, dir bliebe keine Zeit, sich da umzutun, bevor es dunkel wird. Auch hättest du schon gar keine Gelegenheit, nach einem vor Anker liegenden Schiff Ausschau zu halten, es würde bereits dämmern, ehe du dort bist. Außerdem lässt sich so ein Segler mühelos zwischen den bewaldeten Inseln verstecken. Täusch dich nicht, meine Liebe, wir reden nicht von einem See. Es hat schon seinen Grund, dass wir das Gewässer das Kleine Meer nennen. Von einer Seite bis zur anderen ist es halb so weit wie zur Insel Hoedig, von wo ihr gekommen seid. Die Ufer sind zerklüftet, es gibt Ausbuchtungen und Flussmündungen. Nicht mal eine ganze Flotte von Kriegsschiffen könntest du dazwischen ausmachen. Hier war das Hauptgebiet der Veneter, die sich gegen die Römer zur Wehr setzten.«
    »Du scheinst dich auf dem Meer gut auszukennen«, bemerkte Eadulf.
    »Als wir jung waren, bin ich mit meinen Mann dort umhergesegelt.« Sie sah, dass ihre Spindel voll war, legte sie zur Seite und nahm eine andere zur Hand.
    Noch immer unentschlossen, blickte Fidelma zum Himmel. »Also gut, dann eben morgen früh. Wir werden uns zeitig auf den Weg zum Grab des Tumieg machen. Wir möchten von den Ausmaßen des Kleinen Meers selbst einen Eindruck gewinnen.«
    Bekümmert schüttelte Aourken den Kopf. »Was bist du doch für ein sonderbarer Mensch. Ich an deiner Stelle wäre heilfroh, dem Piratenüberfall entkommen zu sein, und würde die Heimreise antreten, sobald ich nur könnte. Ich würde mich hüten, diesen grässlichen Kerlen noch mal in die Quere zu kommen.«
    »Ich bin den Toten verpflichtet und auch der Gerechtigkeit«, erwiderte Fidelma schlicht. »Es besteht ja die Möglichkeit, dass einige von der Schiffsbesatzung noch am Leben sind – und dann wäre es ebenso meine Pflicht, den Versuch zu wagen, sie zu befreien.«
    »Gott stehe dir bei in deinem Bestreben.« Die Alte seufzte. »Ah, da kommt Bruder Metellus zurück.«
    Der stattliche Römer kam den Pfad herunter und lächelte frohgemut. »Bringe gute Neuigkeiten«, begrüßte er alle und lehnte mit einer Handbewegung den Becher Cidre ab, den Aourken ihm anbot. »Nachricht von Biscam ist eingetroffen. Er und seine Söhne sind auf dem Wege hierher. Sie müssten die Abtei morgen noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Sie bleiben nicht länger als einen Tag dort, dann kann ich nach Hoedig zurück, und ihr seid schon bald unterwegs nach Noaned.«
    »Das ist wirklich eine gute Nachricht«, freute sich Eadulf, spürte aber, dass Fidelma seine Begeisterung keineswegs teilte.
    »Wir haben gerade unsere Lage erörtert, Bruder Metellus«, erklärte sie zurückhaltend. »Es scheint nicht unmöglich, dass die Ringelgans von den Piraten in das Kleine Meer verbracht wurde.«
    »Ins Morbihan?«, wunderte sich Bruder Metellus, und schaute zu Aourken. »Wie kommst du darauf?«
    »Mit Aourken hat das nichts zu tun«, erklärte Fidelma. »Ein ungewisses Gefühl sagt mir, die Seeräuber sind von irgendwo an dieser Küste gekommen und haben die Ringelgans in ihr Versteck geschleppt. Wie ich eben gelernt habe, gibt es

Weitere Kostenlose Bücher