Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
unergründlich, waren mehr Maske als Persönlichkeitsmerkmal. Er war in das dunkle Gewand eines Geistlichen gekleidet; die goldene Kette mit dem Kruzifix, die er um den Hals trug, bezeugte seinen Rang als Abt. Bei seinem kühlen Begrüßungslächeln verzog er kaum die Lippen.
    » Pax vobiscum , meine Kinder. Seid willkommen in unserer kleinen Gemeinde«, redete er sie auf Latein an.
    »Pax tecum«, erwiderten sie höflich, fast wie aus einem Munde.
    »Bruder Metellus hat mir von eurem Abenteuer berichtet, das ihr, Deo iuvante , überlebt habt.«
    »Mit Gottes Hilfe, fürwahr«, murmelte Eadulf.
    »Auch seid ihr jeglicher Mittel beraubt, wie ich hörte. Doch ihr könntet Glück im Unglück haben. In wenigen Tagen erwarten wir einen Kaufmann, Biscam mit Namen, der regelmäßig unsere Gemeinschaft besucht. Er gedenkt binnen kurzem nach Naoned weiterzureisen. Ich bin sicher, er wird euch seinen Schutz angedeihen lassen und euch in seinem Trupp unterbringen. Schiffe aus vielen Ländern legen in Naoned an, auch welche aus eurer Heimat, wie mir Bruder Metellus berichtet. Dort werdet ihr gewiss eine günstige Gelegenheit für eure Heimfahrt finden.«
    Er äußerte sich mit einer Bestimmtheit, als erwartete er keinerlei Gegenfrage.
    »Vielen Dank für den freundlichen Zuspruch«, begann Fidelma.
    Aber der Abt hörte kaum hin und fiel ihr sofort ins Wort. »Bis jedoch der Kaufmann eintrifft, müssen wir euch eine Unterkunft verschaffen. Unweit der Abtei gibt es ein kleines Fischerdorf.«
    Er schwieg und machte eine seltsame Handbewegung. »Versteht, bitte, wir sind eine Gemeinschaft von Mönchen, die das Gelübde der Keuschheit abgelegt haben, auf dass wir vom wahren Weg zu Gott nicht abkommen. Demzufolge haben wir bei uns keinerlei Möglichkeit, eine Frau zu beherbergen.«
    »Ich habe gehört, hier in der Nähe hat der Gebietsherr seine Burg«, warf Fidelma ein. »Vielleicht würde der aus Ehrerbietung gegenüber meinem Bruder, dem König von Muman, uns seine Gastfreundschaft erweisen und dafür sorgen, dass wir sicher nach Hause gelangen.«
    Eine Wolke des Unmuts zog über Abt Maelcars Gesicht. Offensichtlich behagte es ihm nicht, seine Pläne durchkreuzt zu sehen. »Der Herr auf Brilhag weilt gegenwärtig nicht auf seiner Burg. Soweit mir bekannt ist, hält er sich am königlichen Hof in Naoned auf. Es ist das Beste, ihr reist dorthin, sobald Biscam, der Kaufmann, aufbricht.«
    »Nichts liegt mir ferner, als eurer Gemeinschaft Ungelegenheiten zu bereiten«, entgegnete Fidelma kühl.
    »Dazu kommt es auch nicht«, sagte der Abt seelenruhig. »Bruder Metellus wird euch ins Dorf bringen und sich darum kümmern, dass ihr eine Schlafstelle und Mahlzeiten erhaltet. »Ihr könnt euch ganz nach Belieben frei bewegen, abgesehenvon der Abtei.« Er unterbrach sich und zuckte die Achseln. »Der Grund dafür liegt auf der Hand. Der einträchtige Frieden, der in unserer Gemeinschaft herrscht, soll nicht gestört werden. Bruder … äh … Eadulf«, der ungewohnte Name ging ihm schwer über die Lippen, »mag sich uns anschließen, falls er das wünscht, entweder bei den Mahlzeiten oder bei den Gottesdiensten. Doch dir, Schwester, können wir derartige Gastlichkeit nicht bieten. Unsere Regeln sind unerbittlich.«
    »Ich möchte euch nicht zur Last fallen, Abt«, mischte sich Eadulf rasch ein, noch ehe Fidelma etwas erwidern konnte. Ihre Verärgerung war nicht zu übersehen, und aus Erfahrung wusste er, ihre Entgegnung würde scharf ausfallen. »Wir sind mit allen Anordnungen, die du triffst, zufrieden und sind dir dankbar für deine Großherzigkeit. Geht es uns doch wie dem Menschen auf dem Wege von Jerusalem nach Jericho, den Räuber niederschlugen, ausraubten und halbtot liegen ließen. Und handelst du nicht an uns wie der Samariter, der sich seiner annahm und ihn pflegte? Schon allein dessenthalben preisen wir deine Wohltätigkeit, Vater Abt.«
    Fidelma wunderte sich zunächst, denn so salbungsvoll redete Eadulf sonst nicht. Dann begriff sie, dass sanfter Spott in seinen Worten mitschwang, die den Abt auf andere Gedanken bringen sollten. Abt Maelcar spürte offenbar nicht den ironischen Unterton, sondern nickte nur ernsthaft.
    »Wenngleich ich nicht den Pfad gutheißen kann, den du, Bruder Eadulf, eingeschlagen hast« – dabei wanderte sein Blick von Eadulf zu Fidelma –, »so sind wir doch allesamt Christen und müssen den Grundsätzen unseres Glaubens dienen, nämlich Mitleid fühlen und Barmherzigkeit üben. Es ist Gottes Wille,

Weitere Kostenlose Bücher