Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
eine Durchfahrt in das Binnenmeer, die könnten die Piraten genutzt haben.«
    Bruder Metellus begriff das noch nicht ganz. Er zog einen Schemel heran und setzte sich. »Hast du von so einem Schiff in diesen Gewässern gehört?«, fragte er Aourken, die unentwegt mit Rocken und Spindel ihr Garn spann.
    »Beim besten Willen nicht, Bruder«, beteuerte sie ihm ergeben. »Allerdings sind ein paar Gehöfte von Unbekannten geplündert worden. Sie haben die Scheunen angesteckt und das Vieh weggetrieben. Woher die kamen, weiß keiner.«
    »Wenn die von einem Schiff gekommen sind, das sich im Morbihan verborgen hält, könnte man eine Ewigkeit danach suchen und würde nichts finden.«
    Fidelma gab sich damit nicht zufrieden.
    Doch Bruder Metellus beharrte auf seiner Meinung. »Ich weiß, wie weit das Kleine Meer sich ausdehnt. Selbst wenn du einen schnellen Segler hättest, nicht in Monaten könntest du alle Winkel durchsuchen.«                 
    »Genau das habe ich ihr gesagt«, bekräftigte Aourken, mit sich zufrieden.
    »Trotzdem, ich habe mir vorgenommen, morgen früh auf den Hügel zu steigen, den du mir beschrieben hast, und werde mir eine Vorstellung von dem Kleinen Meer verschaffen.«
    »Ich habe ihr von dem Grab des Tumieg erzählt«, warf Aourken ein.
    Bruder Metellus musste lachen. »Umso besser, dann wirst du dich mit eigenen Augen überzeugen können, was das Morbihan ist, und du wirst verstehen, dass ich nicht übertrieben habe. Morgen Abend jedenfalls wird Biscam hier sein, und ihr könnt euch auf den Heimweg begeben.«

KAPITEL 5
    Am nächsten Morgen war Fidelma früh aufgestanden und war mit Eadulf dem Pfad gefolgt, den Aourken ihr beschrieben hatte. Ihre Wanderung hatte nichts für sie Aufschlussreiches ergeben, wenngleich sich ihnen atemberaubende Ausblicke auf das Meer und auf die sie umgebende Landschaft geboten hatten. Auch der schwarze Kater war ihnen nicht über den Weg gelaufen, den Fidelma als Luchtigern, den Herrn der Mäuse, von der Ringelgans ausgemacht hatte. Eadulf bezweifelte immer noch, ob Fidelma den Kater wirklich erkannt hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das Tier vom Schiff hatte entkommen können. Der ergebnislose Ausflug zum Grabmal des Tumieg und der lange Rückweg hatten seine Laune nicht gehoben.
    Eigentlich waren der Gang im Sonnenschein auf dem Steilufer um die sandige Bucht herum und dann der Aufstieg zu dem uralten Hügelgrab durchaus angenehm gewesen. Jedoch beunruhigte es Eadulf, dass Fidelma kaum zu bewegen war, die baldige Heimreise anzutreten, und stattdessen dem Gedanken nachhing, die Mörder aufzuspüren und dingfest zu machen. Von der höchsten Stelle, die sie erklommen, hatten sie freie Sicht in alle Richtungen gehabt. Der Anblick nach Norden war ungemein eindrucksvoll. Das Binnenmeer war übersät von Myriaden von Inselchen, so weit das Auge reichte. Von ihrem Standpunkt schienen sie alle zu einer Landmasse zu verschmelzen. Nur kleine Boote, die vereinzelt hin und her kreuzten, deuteten an, dass da Wasserwege zwischen den Inseln waren. Spürbare Bewegung kam vor allem von den Vögeln, die über ihnen kreisten. Stockenten, Regenpfeifer, auch Krickenten vereinten ihre Rufe zu einem lärmenden Protest gegen die Anwesenheit von Menschen in ihrem Reich. Niemand sonst war den beiden begegnet. Lediglich die wenigen Segelboote, die in der sonderbaren Wasserlandschaft ihre Bahn zogen, zeugten davon, dass es noch andere Menschen auf der Welt gab.
    Angestrengt tastete Fidelma Insel für Insel mit ihren Blicken ab, aber was sie zu sehen hoffte, zeigte sich nicht. Nirgendwo ankerte ein Schiff, das der Ringelgans oder dem schnittigen schwarzen Piratenschiff ähnelte. Es fiel ihr schwer, ihren Ausguck zu verlassen. Erst als Eadulf sie drängte, riss sie sich los. »Die alte Frau hat recht. Auch wenn man die Ringelgans ins Kleine Meer geschleppt hat, würden wir sie nicht finden, selbst wenn wir monatelang mit einem Boot unterwegs wären.«
    Mit einem tiefen Seufzer machte Fidelma ihrer Enttäuschung Luft und ließ die Schultern hängen. »Bloß von woher ist dieser Kater gekommen?«
    Eadulf hielt das für eine rhetorische Frage und antwortete nicht.
    Sie zögerte noch eine Weile, suchte den Horizont ab und entschied schließlich: »Gehen wir zurück ins Dorf.« Unter anderen Umständen hätte Eadulf seine Freude gehabt am warmen Wetter und den Gerüchen des Landes, am sanften Rauschen der See, die ruhig ans Ufer rollte. Auch das Gewimmel der Vögel und ihr

Weitere Kostenlose Bücher