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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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aus der Hand des Toten. »Ob er das seinem Widersacher entrissen hat?«
    »Könnte durchaus sein«, meinte Fidelma. »Wie deutest du das Muster auf der Seide?«
    Bruder Metellus schaute ihr über die Schulter, zog die Stirn kraus und schien zu erschrecken, so dass Eadulf sofort fragte: »Sagt dir das Zeichen etwas?«
    Er hielt den abgerissenen Seidenstreifen hoch, und alle erkannten den groben Umriss einer Taube darauf. Bruder Metellus atmete schwer.
    »Was bedeutet es?«, fragte Eadulf ungeduldig. »Unter dem gleichen Zeichen fuhr auch das Schiff, von dem wir überfallen wurden.«
    Bruder Metellus nagte an der Unterlippe, sagte aber nichts.
    »Dir scheint das Zeichen vertraut zu sein«, redete ihm Fidelma begütigend zu. »Ich hatte neulich schon den Eindruck, du wusstest, was es war, als Eadulf die Symbolfigur auf dem Bug des Piratenschiffs schilderte.«
    »Nun zier dich nicht. Was für eine Bewandtnis hat es damit?«, drängte ihn auch Eadulf.
    Metellus wirkte verstört. »Es stellt eine Taube im Flug dar.«
    »So viel sehen wir selbst«, spöttelte Fidelma. »Aber was hat es damit auf sich? Wer hat sich den Vogel zum Symbol gewählt?«
    »Es ist das Feldzeichen von Fürst Canao, dem Burgherrn auf Brilhag.«

KAPITEL 6
    Sprachlos starrte Eadulf auf die Abbildung des Vogels auf dem Fetzen Seide.
    »Für einen Stammesfürsten ist das ein merkwürdiges Wahrzeichen, findest du nicht auch?«, fragte Fidelma Bruder Metellus.
    »Es ist das Familienbanner von Lord Brilhag«, stammelte der nur hilflos.
    »Messen die Menschen hier der Taube auch eine tiefere Bedeutung bei? Bei uns ist das so. Wir haben viele Tauben-Darstellungen in Stein, und früher, als wir noch nicht den Neuen Glauben hatten, verehrte man die Taube ihrer Heilkraft wegen und betete sie in besonderen Schreinen an, weil man sich von ihr Gesundheit erhoffte. Sogar unsere Kirchenväter haben immer wieder auf das Symbol der Taube zurückgegriffen. Crimthannmac Fedilmid gab sich den Namen Colmcille – Kirchentaube. Sie steht für Frieden und Harmonie. Dass sich ein Gaugraf damit schmückt, ist mir unverständlich.«
    Eadulf faltete das Tuch zusammen und steckte es in sein ledernes marsupium . »Nicht, dass Lord Canao ein Anführer von Dieben und Mördern ist?«
    Gegen eine solche Vorstellung verwahrte sich Bruder Metellus heftig.
    »Der mac’htiern von Brilhag wird von jedermann geachtet. Er ist kein junger Heißsporn. König Alain Hir sieht in ihm einen Freund und Ratgeber. Über unbewaffnete Kaufleute herzufallen, würde ihm nie in den Sinn kommen.«
    »Hieß es nicht, dass sein Sohn weniger rühmliche Seiten hat?«, erkundigte sich Fidelma.
    Auch eine Überlegung in diese Richtung hielt Bruder Metellus für abwegig.
    »Ich habe mehrfach mit Macliau zu tun gehabt. Er ist ein junger, eitler Mann, liebt den Wein und die Frauen. Aber dass er seine Leute bei einem derartigen Überfall anführt, kann ich mir nicht vorstellen.«
    Fidelma schwieg eine Weile, und Eadulf kannte sie gut genug, um sie nicht beim Grübeln zu unterbrechen. Schließlich stand ihr Entschluss fest.
    »Sei es, wie es sei: Das Feldzeichen dieses Lord auf Brilhag taucht in beiden schamlosen Angriffen auf, dem auf die Ringelgans und dem auf die bedauernswerten Kaufleute. Wir sollten uns auf den Weg zu Lord Canaos Burg machen und sehen, ob wir dort etwas in Erfahrung bringen können.«
    »Das könnte sich als gefährlich erweisen«, warnte Bruder Metellus, »um so mehr, wenn von dort tatsächlich jemand die Hand im Spiel hat. Glauben will ich so etwas allerdings immer noch nicht.«
    Fidelmas ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abhalten. »Eadulf und mir bleibt nur dieser Weg. Es ist die einzige Hoffnung, dem Mörder meines Vetters und meines Freundes auf die Spur zu kommen.« Sie wies auf die Toten um sie herum. »Und all die Männer hier hat er auch auf dem Gewissen. Du gehst am besten zum Kloster und berichtest, was sich hier zugetragen hat, ehe du auf deine Insel zurückkehrst.«
    »Ich werde euch nicht in dem euch fremden Land alleinlassen.« Bruder Metellus widersetzte sich ihrem Vorschlag. »Ihr braucht einen Dolmetscher und vor allen Dingen jemand, der sich hier auskennt. Wenn dir das mit Lord Canaos Burg ernst ist, begleite ich euch. Ganz abgesehen davon, beschäftigt mich der ungeklärte Hintergrund der Vorfälle genauso wie euch.«
    »Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, bei uns zu bleiben«, meinte Fidelma. »Du sagst ja selbst, dass es gefährlich werden könnte.«
    »Mein

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