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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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eintretenden Fälle vorbereitet war.
    »Semper paratus« , entgegnete er grinsend. Bereitsein ist alles.
    Sie betraten das Gebäude und standen in einer riesigen Halle. Trotz des sommerlichen Wetters loderten an zwei sich gegenüberliegenden Seiten in großen Kaminen Feuer. Fast überall an den Wänden hingen Wandteppiche in leuchtenden Farben mit überreichen Darstellungen, die vermutlich auf Mythen zurückgingen, und dazwischen prunkvolle Schilde. Den mit Steinplatten ausgelegten Fußboden schmückte ein auf die Gobelins farblich abgestimmter großer Teppich. Ein schwerer, mit Schnitzwerk versehener Eichentisch in der Mitte lud mit üppig gefüllten Obstschalen zum Zulangen ein. Um den Tisch herum standen mehrere Holzstühle. Vor den Kaminen gab es bequemere Sitzmöglichkeiten, und auch sonst hatte man mehr oder weniger wahllos etliche Stühle im Raum verteilt. Polierte Holztruhen, ein kleiner Tisch, merkwürdig geformte Tontöpfe und eine gewaltige Amphore auf einem Ständer in einer Ecke vervollständigten das Bild. Es gab mehrere Türen, und neben der einen Feuerstelle führte eine Holztreppe nach oben.
    Ein kleiner Hund, der vor dem Feuer gelegen hatte, stand auf und kam auf sie zugetrottet. Sein langhaariges Fell war blaugrau, Ohren und Schnauze waren schwarz. Von den Augen war kaum etwas zu sehen, sie wurden von den Fellsträhnen fast völlig verdeckt, und unterhalb der Schnauze hatte er so etwas wie ein Bärtchen. Es war ein Jagdhund; Fidelma kannte die Rasse, man nutzte sie bei der Jagd auf Dachse. Das Tier beschnüffelte die Gäste. Jetzt kam der junge Mann, der zuvor am Fenster gestanden hatte, mit einem gewinnenden Lächeln die Treppe herunter. Der Hund schaute zu ihm auf, winselte leise, wedelte fröhlich mit dem Schwanz und trollte sich zu seinem Platz am Kamin.
    »Der junge Herr scheint ausgesprochen freundlich«, murmelte Eadulf, woraufhin Bruder Metellus leise erwiderte: »Es ist Macliau, der Sohn von Lord Canao, dem mac’htiern von Brilhag.«
    »Schön, dich mal wiederzusehen, Bruder Metellus, allzu oft beehrst du uns nicht mit deiner Gegenwart«, begrüßte der junge Mann den Mönch etwas überschwänglich. »Ich dachte, man hatte dich auf die Entlein-Insel verbannt, weil du dich mit unserem guten Freund Abt Maelcar angelegt hattest«, fügte er mit leicht zynischem Grinsen hinzu.
    Bruder Metellus antwortete mit einer kleinen Verbeugung. »Ich glaube, du weißt selbst recht gut, dass nicht viel dazu gehört, sich mit Abt Maelcar anzulegen. Meine beiden Gefährten hier sind Lady Fidelma von Hibernia und ihr Partner Bruder Eadulf, ein Angelsachse.«
    »Ich bin Macliau und heiße euch im Hause Brilhag willkommen. Ich tue das im Namen meines Vaters, Lord Canao, der zur Zeit nicht da ist«, verkündete der junge Mann in fließendem Latein.
    Er neigte den Kopf vor Fidelma und streifte auch Eadulf mit einem Lächeln. So aus der Nähe fand Fidelma seine Gesichtszüge nicht unbedingt makellos, eher etwas verlebt. Die Kinnpartie schlaff, die Augen wässrig und die Wangen gerötet.
    Ein Bediensteter hatte den Raum betreten und hielt sich diskret im Hintergrund, etwaiger Aufträge seines Herrn gewärtig.
    »Zuallererst müssen wir den Gepflogenheiten des Hauses nachkommen«, verkündete der gelangweilt. »Führt ihr Waffen mit euch?«
    Eadulf konnte seine Überraschung nicht verbergen, und Macliau lachte fröhlich.
    »Nimm es nicht weiter tragisch. Mein Vater hält es mit den Traditionen. Es ist Sitte hier, eine sehr alte Sitte, dass niemand als Gast die Halle des mac’htiern von Brilhag betreten darf, wenn er eine Waffe bei sich hat.« Er ging zu einer Tür, nahm einen Schlüssel von einem Haken, schloss sie auf, öffnete sie mit einem Ruck und wies aufs Innere. Ihren Augen bot sich ein kleines Arsenal von Schwertern, Speeren, Dolchen und anderem Kriegswerkzeug. »Besucher müssen ihre Waffen hier ablegen. Beim Verlassen der Halle werden sie ihnen wieder ausgehändigt.«
    »Auch in meinem Land ist das ein Brauch von alters her«, erklärte Fidelma. »Ehe sich Menschen zu einem gemeinsamen Schmaus setzen, müssen sämtliche Waffen außerhalb der Festhalle gelassen werden. Vielleicht ist es sogar ein sinnvoller Brauch, denn beim Trinken, bei Rede und Gegenrede, erhitzen sich die Gemüter leicht, und man weiß nicht mehr, was man tut. In der Hitze des Wortgefechts zückt man sogar das Schwert.«                  
    »Genau das ist der Grund. Mein Vater hält beharrlich an dem Brauch fest; mehr

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