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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hatte er den Wachposten die Wahrheit ihres Besuchs vorenthalten.
    »Ich bin Bruder Metellus von der Abtei und führe meine Gefährten, die fremd hier sind, durch unser wunderschönes Land.«
    Die zwei Krieger schauten sich an und schienen nicht überzeugt.
    »Ich kenne dich nicht«, sagte der eine argwöhnisch. »Außer- dem hast du einen fremdländischen Akzent.«
    »Dafür, wo man geboren ist, kann man nichts, mein Freund«, erwiderte Bruder Metellus. »Nur dafür, wie man sein Leben führt, kann man zur Verantwortung gezogen werden.«
    »Weshalb schnüffelst du ausgerechnet hier am Burggelände des mac’htiern herum?«
    »Ich zeige meinen Gästen die schönen Flecken unseres Landes.«
    Fidelma und Eadulf waren trotz ihrer geringfügigen Kenntnisse der Sprache der Bretonen bemüht, der Unterhaltung zu folgen.
    »Sag ihm, dass wir hier keineswegs herumschnüffeln. Wir sind einfach Fremde, kommen aus dem Land Hibernia«, raunte Fidelma Bruder Metellus zu.
    »Von so einem Land haben wir noch nie etwas gehört«, entgegnete der Krieger, der sich nicht beschwichtigen ließ.
    »Das ist die Insel, die wir Iwerzhon nennen«, erklärte Bruder Metellus und nannte statt der lateinischen Bezeichnung den ihnen gängigen Namen. Daraufhin sprach der andere Krieger, der bisher geschwiegen hatte, eifrig auf seinen Kameraden ein und wandte sich dann an Bruder Metellus.
    »Möglicherweise hat Macliau den Wunsch, deine Gefährten kennenzulernen. Folgt uns, wir werden uns seiner Wünsche vergewissern.« Wie zur Bekräftigung seiner Worte führte er die Hand zum Schwertgriff.
    Fidelma bemerkte, wie Eadulfs Haltung straff wurde, und verstohlen gab sie ihm einen Wink.
    »Sag ihnen, dass wir dich mit Freuden begleiten«, redete Fidelma Bruder Metellus zu und fragte sich, ob er den trockenen Humor ihrer Bemerkung in der Übersetzung würde wiedergeben können.
    Die Krieger enthielten sich einer Antwort; der eine wies lediglich mit dem Arm auf die Burg und bedeutete ihnen, voranzugehen.
    »Óis carcre« , flüsterte Eadulf in Fidelmas Sprache . »Wir sind Gefangene.«
    Fidelma lächelte ihm ermutigend zu.
    »Ich wollte mir ohnehin die Burg anschauen. Die Krieger haben mir die Sache erleichtert.« Da ihr auffiel, dass die beiden sie argwöhnisch beobachteten und dass auch Bruder Metellus mit düsterer Miene einherschritt, sprach sie ihn ganz harmlos laut und vernehmlich auf Latein an. »Du hast uns vorhin mit Recht darauf aufmerksam gemacht, dass wir von hier einen herrlichen Ausblick haben, Bruder. Ist das Wasser, das wir vor uns sehen, was du das Morbihan genannt hast?«
    Bruder Metellus krauste weiterhin die Stirn, wurde sich dann aber bewusst, dass sie mit ihm plauderte, um jeglichen Verdacht von den Kriegern abzulenken, und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Richtig. Hinter dieser Landzunge von Brilhag liegen viele Inseln. Es ist eine wunderschöne Gegend hier.«
    Sie erreichten die Tore in der Burgmauer. Die Wachposten, die sie hatten kommen sehen, nahmen Haltung an. Einer der Krieger rief einen Befehl, und sofort wurden die Tore von innen geöffnet.
    »Hinein mit euch!«, sagte er schroff. Alle drei, Bruder Metellus voran, betraten den Innenhof, wo man sie zum Stehenbleiben aufforderte. Hinter ihnen schlossen sich die Tore.
    Von irgendwo weiter oben ertönte eine Stimme.
    Aus dem Fenster eines großen Gebäudes lehnte sich ein junger Mann. Er war von schmächtiger Gestalt, hatte einen blonden Haarschopf, blasse, eingesunkene Wangen und wässrige Augen, die auf die Entfernung hellblau wirkten.
    »Was sind das für Leute, und was wollen die hier?«, rief er mit heller, leicht näselnder Stimme. Da wurde er des Mönchs aus Rom gewahr.
    »Ist das Bruder Metellus?«
    »Ja, ich bin’s, Macliau«, bestätigte der, trat einen Schritt vor und reckte das Gesicht nach oben, damit es zu erkennen wäre.
    »Dann kommt rein, keine Förmlichkeiten weiter.« Und an die Krieger gewandt: »Ihr braucht sie nicht zu begleiten, Boric.« Mit diesen Worten verschwand er vom Fenster.
    Der mit dem Namen Boric Angesprochene öffnete mit um Verständnis heischender Miene den Gästen die Tür.
    »Jeder Fremde muss mit Argwohn betrachtet werden, solange man nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden kann«, erklärte er auf Latein, was sie verwunderte. Demnach hatte er die ganze Zeit ihre Unterhaltung verfolgen können.
    »Ad utrumque paratus« , erwiderte Fidelma freundlich und benutzte eine Redensart, die für jemanden galt, der auf alle möglicherweise

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