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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hatte, aufmerksam ab, verfolgte jede einzelne Spur. »Hier über den Hufspuren sind auch ein paar Fußabdrücke von Menschen.« Dann ein Ausruf des Erstaunens. »Sie haben die Esel in diese Richtung getrieben, nach Norden, durch das Dickicht. Der Trampelpfad ist ganz eindeutig. Kommt, wir müssen dem nach und sehen, wohin der führt.«
    »Sollten wir das nicht lieber lassen?«, wandte Eadulf ein. »Sie könnten doch immer noch in der Gegend sein.«
    »Schön, wenn sie es wären«, entgegnete Fidelma finster entschlossen und ging auf den Schlängelpfad zu, den die Tritte der Esel gebildet hatten.
    Eadulf warf Bruder Metellus einen verzweifelten Blick zu und eilte ihr nach. Der Mönch folgte ihnen ergeben.
    Es dauerte nicht lange, bis sich das Unterholz lichtete und sie an einem Bach standen, der schäumend über ein Bett von Kieseln und großen Steinen strömte. Fidelma nahm ihn mit äußerstem Missvergnügen zur Kenntnis.                 
    »Was stört dich an dem?«, fragte Bruder Metellus.
    Sie zeigte auf das Wasser, womit eigentlich schon alles gesagt war. Sie haben die Esel in den Bach getrieben.«
    »Ja, und?«
    »Wir können die Suche aufgeben. In einem Fluss mit steinigem Untergrund verlieren sich alle Spuren.« 
    »Jedenfalls sind sie flussabwärts gegangen, wenn sie ein bestimmtes Ziel im Auge hatten«, schlussfolgerte Bruder Metellus. »Stromaufwärts sind lauter zerklüftete Felsriegel, da kommt man nicht durch, mit Eseln schon gar nicht.«
    »Und flussabwärts? Wohin gelangt man da?«
    »Der Flusslauf endet im Marschland. Das ist ein Gebiet, um das die Einheimischen einen Bogen machen. Dort gibt es Schlammlöcher, in denen ein Mensch versinkt, ehe er noch um Hilfe rufen kann. Selbst Treibsand kann dich an einigen Stellen verschlingen. Wenn man sich aber auskennt und zunächst dem Bach folgt, gelangt man an die Nordküste und hat das Morbihan vor sich.«
    Fidelma überlegte. »Entweder ist die Räuberbande mit der Gegend bestens vertraut oder früher noch nie hier gewesen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Metellus.
    Eadulf konnte Fidelmas Gedanken sofort nachvollziehen. »Wenn sie die Esel flussabwärts ins Marschland getrieben haben, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder wussten sie genau Bescheid oder hatten keine Ahnung, wo sie landen würden. Wären sie aufs Geratewohl losgezogen, hätten sie bald gemerkt, wie schwankend der Boden war, und wären umgekehrt. Dann hätten sie verräterische Spuren hinterlassen. Sind sie aber hier zu Hause, war der Bach für sie kein Wagnis, und sie konnten so etwaige Verfolger abschütteln. Das Marschland wäre ihr Schutzschild gewesen, unter dem sie das Kleine Meer erreicht hätten.«
    Fidelmas wohlwollendes Lächeln war eine Bestätigung seiner Erklärung. »Ganz gleich, wie wir uns jetzt entscheiden, ich muss noch einmal zurück und mir die Toten näher anschauen, das hatte ich völlig vergessen.«
    »Was versprichst du dir davon?«, wollte Bruder Metellus wissen.
    Ein weiteres Mal übernahm Eadulf die Antwort. »Von dem Zustand einer Leiche lässt sich vieles ablesen«, behauptete er selbstsicher, wusste er doch, welches Geschick Fidelma in solchen Sachen hatte.
    Am Tatort untersuchte sie weniger die Ermordeten, sondern betrachtete die Pfeile eingehend, die in den Toten steckten. »Die Pfeile sind alle von gleicher Art«, stellte sie fest, »und eines ist bemerkenswert – der Handwerker hat Gänsefedern verwendet und die drei Flugfedern mit einem scharfem Messer zugeschnitten. Saubere Arbeit; alle Pfeile hier stammen aus einer Hand.«
    »Weiter hilft uns das aber auch nicht«, bemerkte Eadulf.
    »Das allein nicht; es könnte aber später von Nutzen sein.«
    Sie richtete sich auf, und Eadulf blickte sinnend auf den Toten, den Bruder Metellus als den Kaufmann Biscam erkannt hatte. Er lag so, wie er hingestürzt war, mit dem Gesicht zur Erde, einen Arm von sich gestreckt, der andere war unter dem Körper verborgen. Ein Zipfel weißen Tuchs lugte hervor. Eadulf drehte den Toten auf den Rücken. Nicht die Pfeile waren die unmittelbare Todesursache. In der Brust über dem Herzen war eine Stichwunde. Wunden dieser Art hatte Eadulf oft genug gesehen: Ein Schwert mit breiter Klinge hatte den Mann ins Jenseits befördert.
    Doch viel aufregender war, dass sich die Hand des Mannes um einen Streifen weißer Seide krampfte. Außer den Blutflecken darauf nahm ein merkwürdiges Zeichen Eadulfs Aufmerksamkeit gefangen. Er kniete nieder und löste den Stoff

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