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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Entschluss steht fest, du bringst mich nicht ins Wanken«, erwiderte Bruder Metellus hartnäckig. »Wenn wir gleich aufbrechen, könnten wir noch vor Einbruch der Dunkelheit dort sein, allzu weit ist es nicht.«
    »Vielen Dank, Bruder Metellus. Natürlich nehme ich deine Hilfe gern an. Kehren wir also um und folgen dem Flusslauf, vielleicht haben wir Glück und finden die Spuren wieder.«
    Sie gingen bis zu der Stelle, wo die entführten Tiere aller Wahrscheinlichkeit nach in den Fluss getrieben worden waren, und folgten seinem Lauf. Tatsächlich dauerte es nicht lange, und der Wald lichtete sich zu beiden Seiten, und sie befanden sich in einem ausgedehnten Sumpfgebiet. Sich in dem Morast vorwärts zu bewegen, war schwierig, und oft mussten sie auf dem steinigen Grund des Flusses laufen, weil sie da leichter vorankamen als an dessen Ufern. Doch dann war auch der Fluss nur noch ein einziges Moor, und sie hatten Mühe, irgendwo festen Boden unter den Füßen zu bekommen.
    Spuren von den Dieben oder den Tieren, die sie mit sich fortgeführt hatten, konnten sie nirgends finden. Bald spürte Fidelma erleichtert die salzige Luft des Meeres auf der Haut und vernahm das klagende Geschrei der Möwen – sichere Anzeichen, dass die nördliche Küste der Halbinsel nicht mehr fern war. Sie ließen das tiefer liegende Sumpfgelände hinter sich, fanden langsam festeren Untergrund, und vereinzelt tauchten auch wieder Bäume auf. Der Baumbestand verdichtete sich zu einem Wald, streckte sich wellenförmig vor ihnen aus und begrünte eine Hügelkette, die sich an der Küste hinzog und das Meer vom Sumpfgebiet trennte. Schon hörten sie, wie sich die Wellen am Ufer brachen.
    Lange brauchten sie nicht, um das Waldstück zu durchqueren, und standen plötzlich auf einer Anhöhe, von der sie auf einen tiefen Meereseinschnitt hinabblickten. Auf der Landspitze zu ihrer Linken thronte hoch oben eine mächtige Burg aus Sandstein.
    »Das ist Brilhag«, bedeutete ihnen Bruder Metellus.
    Es hätte vier großer, übereinanderstehender Krieger bedurft, um die äußeren Burgmauern zu überwinden. Sie verliefen rechteckig und umgaben eine Reihe von Gebäuden, zu denen auch ein hoher Turm auf der dem Meer zugewandten Seite gehörte. Die gewaltige Wasserfläche unter ihnen musste Morbihan, das Kleine Meer, sein, dachte Fidelma. Die Burganlage wirkte auf sie im Vergleich zu denen, die sie von zu Hause her kannte, fremd. Den massiven und wuchtigen Grundmauern nach zu urteilen, schien sie römischen Ursprungs zu sein. Vor den mächtigen Holztoren hielten zwei Krieger Wache. Sie hatten sich dem Meer zugewandt und standen lässig und gelangweilt da. Die Landseite, von der sich Fidelma und ihre Gefährten genähert hatten, lag nicht in ihrem Blickfeld.                 
    Fidelma schlug vor, sich in den Schutz der Bäume zurückzuziehen. 
    »In dieser Bucht ist das Schiff mit den Angreifern offensichtlich nicht vor Anker gegangen«, stellte Eadulf fest. »Dabei gäbe es kaum einen besseren Platz, um sich vor Spähern zu verbergen.«
    »Meeresbuchten und Inseln haben wir hierüberall«, erinnerte ihn Bruder Metellus. »Egal, wo ein Schiff anlegt, man würde es nicht entdecken.«
    »Ich möchte erst mal einen Blick ins Burginnere werfen«, sagte Fidelma.
    »Das ist unmöglich«, wehrte Bruder Metellus ab. »Wenn du wirklich glaubst, dass der Herr auf Brilhag hinter dem Angriff auf euer Schiff steht, dann weiß doch jeder, sowie er dich sieht, was du hier willst.«
    »Aut viam inveniam aut faciam« , entgegnete sie zuversichtlich. »Entweder finde ich einen Weg, oder ich bahne mir einen.«
    Erst als sie eine gebieterische Stimme neben sich hörten, begriffen sie, dass man sie beobachtet hatte. In dem Bemühen, alle Einzelheiten zu erfassen, waren sie völlig in den Anblick der Burg versunken gewesen und hatten nicht bemerkt, dass die beiden Männer auf sie zugekommen waren. Erschrocken drehten sie sich um und standen den beiden Kriegern gegenüber, die sich als solche durch ihre langen, in Scheiden steckenden Schwerter und Schilde auswiesen. Kriegshelme oder anderes Rüstzeug trugen sie jedoch nicht. Beide waren jung und kräftig, der eine etwas kleiner und untersetzt mit hübschem und ebenmäßigem Gesicht, dunklem Haar und wachsamen Augen, denen nichts zu entgehen schien. Er sprach sie erneut streng an. Offensichtlich wollte er wissen, was sie hier suchten.
    Bruder Metellus übernahm es, für sie zu antworten. Wie er ihnen hinterher sagte,

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